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Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)

Titel: Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Hennig
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kapiert hat, dass er mit Ihrer Kollegialität va banque spielt, dem drohen Sie mit einem Beschwerdeanruf in der Personalabteilung – und dabei ist es egal, ob Sie den Grund dafür erfunden oder herbeigeführt haben. Verstellen Sie die Bürouhr des Frühaufstehers und machen ihm Vorwürfe, dass er zu spät zur Arbeit kommt. Oder löschen Sie wichtige Dateien auf seinem Rechner und trösten ihn mit seiner eigenen Überzeugung, dass man ja am frühen Morgen am leistungsstärksten sei, auch zum reparieren des Computers. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, ein Saboteur zu sein; Ihre Leidensgenossen werden es Ihnen danken. Und ab elf Uhr sind Sie wieder der Sonnenschein in Person!
    Fallbeispiel 5: Der Frühaufsteher im Supermarkt
     
    Erweitern Sie die Kampfzone auf die Konsumtempel. Von wegen »Morgenstund hat Gold im Mund«! Beweisen Sie das Gegenteil und bestrafen Sie all jene, die Ihnen vor elf Uhr etwas verkaufen, andrehen oder abverlangen wollen, niemand soll morgens an Ihnen etwas verdienen. Meiden Sie Geschäfte, Kioske, Tankstellen, Einkaufsmeilen, Kaufhäuser, Boutiquen, öffentliche Verkehrsmittel, Cafés – einfach alles, wo man Geld ausgeben kann. Vor elf Uhr rollt bei Ihnen kein Rubel, geht keine Ware über den Tresen, bleibt Ihre Brieftasche verschlossen. Tragen Sie zur Entvölkerung der Fußgängerzonen bei, und wenn es sich absolut nicht verhindern lässt, dann lassen Sie an dem strahlenden Frühaufsteher an der Kasse Ihre geballte schlechte Laune aus. Zahlen Sie mit großen Scheinen, wenn Kleingeld gefordert ist, oder zählen Sie akkurat und betont schläfrig Ihre Sammlung an Münzen auf das Laufband, wenn Sie zur Zahlung hoher Summen genötigt werden. Bestehen Sie auf angeblichen Preissenkungen – freilich erst nachdem der Betrag eingetippt wurde. Provozieren Sie Fehlbons und Nachfragen. Gucken Sie grimmig, stoisch und unnachgiebig. Und: Schließen Sie sich mit Ihren Leidensgenossen zusammen. Organisieren Sie Konsumstreiks. Die modernen Medien sind ein ideales Instrument für Ihre Ziele. Mobilisieren Sie Ihre Leute zum gemeinsamen Nichtkaufen. Abends hingegen das umgekehrte Spiel: Wer dann geöffnet hat, wann Ihnen es passt, soll durch Ihr Kaufinteresse belohnt werden. Seien Sie freundlich, liebenswürdig und geben Sie sogar Trinkgeld – die Leute hatten schließlich, auch dank Ihnen, einen schlechten Start in den Tag. Und ein bisschen Erziehung, das können wir vom frühen Vogel lernen, muss auch sein: Wenn es Einkaufszonen in Ihrer Umgebung gibt, die sich partout nicht nach Ihren Zeiten und Wünschen richten wollen, trommeln Sie Ihre Langschläfergemeinde zusammen und zeigen denen, was eine Harke ist. Sollen um 19 Uhr die Türen geschlossen werden, dann kommen Sie regelmäßig und in Massen um 18.45 Uhr in den Laden. Fragen Sie freundlich nach Hilfe, lassen Sie sich Sortiment und Auslagen zeigen, klagen Sie über Ihre Bürozeiten. Bleiben Sie konsequent, geben Sie nicht nach. Es gilt: Morgens – Kaufstreik, abends – Kaufrausch. Geld ist eine Sprache, die jeder kaufmännisch Interessierte versteht. Und je öfter die Kasse abends klingelt, desto eher wird der Händler verstehen, worauf es ankommt (siehe auch: Der Frühaufsteher im Staatsdienst ).
    Fallbeispiel 6: Sprechstundenterror beim Arzt
     
    Eins vorweg: Diese Lektion wird schwierig. Aber es hilft nichts, auch Ärzten muss der Zahn gezogen werden – besonders, was ihre Öffnungszeiten betrifft. »Sprechstunde von 8 bis 12 Uhr« – da kann man auch gleich schreiben: »Wir haben gar keinen Bock, Sie zu behandeln. Bleiben Sie fern!« Das würden wir ja gerne, wenn wir nicht, verdammt noch mal, irgendwie malade wären! Umso übler geht es uns früh am Morgen.
    Zunächst einmal: Suchen Sie sich einen Arzt, der Termine verteilt, anstatt die Leute stundenlang von morgens bis mittags im Sprechzimmer schmoren zu lassen. Lehnen Sie jeden Termin vor elf Uhr ab. Führen Sie dafür allerhand Gründe an, warum Sie vorher verhindert sind (lange Anfahrt, Ihre Arbeitszeiten, keine Parkplätze …). Seien Sie notfalls erfinderisch und behaupten Sie etwa, dass Sie Ihre Kinder erst noch zur Ergotherapie bringen müssen – auch wenn Sie gar keine Kinder haben. Kinder sind ohnehin immer eine optimale Ausrede.
    Haben Ihre Ausführungen nicht zum Erfolg geführt, lassen Sie sich einen dieser erbarmungslosen Frühtermine geben. Handelt es sich um eine Routineuntersuchung, dann sagen Sie diesen kurzfristig, am besten wenige Minuten vorher, freundlich ab. Sind Sie

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