Der frühe Vogel kann mich mal: Ein Lob der Langschläfer (German Edition)
Nachdenken und Grübeln hat. Er wägt alle Optionen gegeneinander ab und kommt doch nicht so recht zu einem Ergebnis. Er will halt alle Unwägbarkeiten vorwegnehmen – und so ist er oft ängstlicher, als sein geordnetes Leben es nötig macht. Die positivere Seite der Medaille: Frühaufsteher sind sehr genau, gewissenhaft und beständig.
Langschläfer hingegen neigen dazu, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Durch Routinen und Regeln fühlen sie sich eingeengt. Sie fürchten nichts mehr als den Stillstand und gehen (wenn sie nach ihrer wahren Natur leben) lieber ein Wagnis ein, als sich einem festen Plan unterzuordnen. Langschläfer sind die perfekten Freiberufler – immer einsatzbereit, auch wenn sie sich dabei selbst verschleißen (eines ihrer Mankos). Hauptsache, es wird nicht langweilig! Sie neigen zum Aktionismus und setzten lieber alles auf eine Karte, auch wenn sie im Nachhinein feststellen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Entscheidungsschwach und grüblerisch sind sie nicht, eher zupackend und aktiv – und dabei leider oft auch ungenau. Andererseits sind sie auch im Allgemeinen von großzügiger Natur, und es fällt ihnen leicht, über die Fehler anderer hinwegzusehen.
Frage 7: Tee oder Kaffee?
Nachtmenschen, die ihre sozial bedingte Dauermüdigkeit mit Kaffee bekämpfen wollen, tun sich nichts Gutes. Denn je mehr sie davon trinken, desto müder werden sie – sie haben eine latente Unverträglichkeit gegen Espresso & Co. und eine Unverträglichkeit zeigt sich unter anderem darin, dass man nach Genuss eines bestimmten Lebensmittels ermattet. Deshalb kommt es zum typischen Phänomen, dass manche Menschen den ganzen Tag über Kaffee trinken und dennoch stets einschlafen könnten. Das sind Nachtmenschen.
Lerchen hingegen können ihrer Kaffeelust ungebremst frönen, ob Latte macchiato, Filterkaffee oder Espresso auf Eis. Den Frühaufstehern gibt das den Kick für den Rest des Tages. Eine Eule, die vom gleichen Wachmacher-Effekt profitieren will, sollte sich auf Tee verlegen, besonders auf unfermentierten grünen Tee. Nicht traurig sein, wenn die Vorstellung, Tee trinken zu müssen, die allergrausamsten Gedanken hervorruft – selbst Tee gibt es schon mit Kaffeearoma …
Danksagung
Kein Buch ist ohne die Hilfe von anderen möglich. Mein Dank gilt deshalb allen, die dazu beigetragen haben, dass dieser Ratgeber entstehen konnte: Freunde, die mir allerlei Erlebnisse aus ihrem demütigenden Leben als Langschläfer anvertraut haben und erlaubten, diese zu veröffentlichen. Bekannte, die mir mit Buch- und praktischen Tipps zur Seite gestanden haben. Kollegen, die – wenn auch nicht volles, so doch immerhin entgegenkommendes – Verständnis für meine Veranlagung aufgebracht haben.
Namentlich erwähnt seien Andrea Grobe, Renate von Löwis of Menar, Sascha Suden, Tina Kaiser, Dr. Marco Bertolaso, Uwe Christiansen, Michael Ammer, Camilla Kring und Till Roenneberg – sie alle haben sich von mir zu ihrer Tätigkeit oder ihrem Fachgebiet befragen lassen (und dabei glücklicherweise nicht auf einem Gesprächstermin vor elf Uhr bestanden). Ebenso selbstverständlich schien es ihnen, einen E-Mailwechsel nicht bei Einbruch der Abenddämmerung abzubrechen, sondern gerne auch bis nach Mitternacht zu verfolgen. Was bleibt da anderes zu sagen als: Danke!
Einen besonders warmherzigen Dank möchte ich meiner Schulfreundin und Agentin Bettina Querfurth aussprechen, ohne die dieses Buch nicht entstanden wäre. Eine Bibel quasi, die mit Vorurteilen und Behinderungen, die uns das Leben schwermachen, Schluss macht. Ich hoffe mit ihr, dass dieser ganze Terror endlich einmal ein Ende hat.
Und natürlich möchte ich Andreas Steffens hervorheben, der meine Neigung, bis elf Uhr zu schlafen, mit seiner Neigung, bis 13 Uhr zu schlafen, noch überbietet – und mir damit nicht nur jenes von früher Kindheit an antrainierte schlechte Gewissen genommen, sondern mich darüber hinaus auch noch gelehrt hat, dass ein Tag, der so angenehm anfängt, unbedingt mit einem Frühstück, das bis 16 Uhr andauert, begangen werden muss.
Literatur
Markus Albers: Morgen komm ich später rein: für mehr Freiheit in der Festanstellung . Frankfurt/Main et al.: Campus, 2008
Attila Albert: »Sommerzeit: So tickt Ihre innere Uhr wieder richtig.« In: BILD , 29. März 2010
Christina Berndt: »Biorhythmus. Eine Dosis Dösen.« In: Süddeutsche Zeitung , 19. Juni 2007
Giovanni di Lorenzo: »Verstehen Sie das, Herr Schmidt?« In: ZEITmagazin ,
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