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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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sich vom Brett zu rollen.
    »Ich dachte schon, die Schottersteine kriegen mich«, murmelte er, wieder in der Wirklichkeit angekommen.
    Sie lachten. »Beeilen Sie sich, der Zug hat nur ein oder zwei Minuten Aufenthalt.«
    Jack tat wie geheißen. Mit einem dumpfen Gefühl im Kopf und steifen Gliedern stieß er den Rucksack und den Knüppel aufs Gleis hinunter und ließ sich hinterherplumpsen.
    »Bringen Sie auch das Brett mit«, rief Barklice. »Es muss aufbewahrt werden, damit andere es benutzen können.« Er fand Brif und Pike unter einer riesigen leeren Kabeltrommel aus Holz, die neben dem Gleis auf der Seite lag und Schutz vor dem Regen bot, der auf sie niederprasselte.
    »Versorgen wir die Bretter«, sagte Barklice und trug sie, ohne über die Nässe zu klagen, nacheinander fort. Er versteckte sie in der Nähe unter einigen Betonplatten. Anschließend entfernte er sich, um die Umgebung zu erkunden.
    »Wo sie versteckt sind, erkennen Sie an geknickten Weidenröschen beziehungsweise Kreuzkrautstängeln«, erklärte Pike. »Nurfür den Fall, dass Sie künftig mal welche brauchen sollten. Das ist bei uns so Brauch. In Ermangelung der beiden Pflanzen verstecken Sie sie an einem anderen geeigneten Ort, aber gebrauchen Sie Ihren Verstand!«
    »Die Bretter, meinen Sie?«
    »Ganz recht, damit andere Reisende sie finden und benutzen können. Sie wissen doch wohl, wie Kreuzkraut aussieht?«
    Jack nickte. Auch Weidenröschen kannte er. Irgendwann bei ihren Wanderungen hatte er zusammen mit Katherine beide Pflanzen bestimmt.
    Langsam wurde sein Kopf klarer. »Wo genau sind wir?«
    »Auf dem Weg zum Brumer Westtor«, antwortete Pike. »Es sind nur noch dreihundert Meter am Gleis entlang und dann rechts den Bahndamm hinunter. Aber natürlich können wir nicht einfach hinspazieren und die Fyrd bitten, uns hineinzulassen. Wir werden wohl einen anderen Weg finden müssen, aber dafür ist Barklice zuständig.«
    Jack spähte das Gleis entlang in Richtung Stadt und dann durch den Drahtzaun, der es von der Straße darunter trennte. Ununterbrochen zischten Autos vorüber. Ihre Scheinwerfer waren bereits eingeschaltet, und die Scheibenwischer liefen auf Hochtouren. Auf der anderen Seite war ein Kanal zu sehen, der über die Ufer schwappte. Der Wind riss daraus kleine Wellen fort und zerstäubte sie zu Gischt.
    Barklice stieß wieder zu ihnen, sein Umhang triefte vor Nässe.
    »Der Fluss führt Hochwasser, aber er staut sich noch nicht. Wenn es den ganzen Tag so geregnet hat, haben die Bilgener gute Arbeit geleistet. Sie haben ihn unter Kontrolle. Aber mit Jack unbemerkt in die Stadt zu kommen wäre auf jeden Fall schwierig geworden, Gentlemen, deshalb habe ich, bevor wir uns auf den Weg gemacht haben, Hilfe organisiert.«
    Brif, der ein wenig zu groß war für ihr Regenschutzdach, stand auf seinen Knüppel gestützt da und dachte schweigend nach. Auch die anderen schwiegen und warteten darauf, dass er das Wort ergriff. Stort hatte sich hingesetzt und war gerade damit beschäftigt, zwei grüne Einkaufstüten aus Plastik, die er sich über die Füße gestülpt hatte, mit einer Schnur knapp unterhalb der Knie festzubinden.
    Ihnen allen, so begann Jack zu begreifen, war eine altmodische Höflichkeit zu eigen. Sie zeigte sich darin, dass sie Brif, nachdem sie gemerkt hatten, dass er etwas Wichtiges sagen wollte, Zeit ließen und ihn nicht drängten, aber auch darin, mit welcher Selbstverständlichkeit sie Storts Schrullen hinnahmen.
    »Wer sind diese Bilgener eigentlich, Stort?«, flüsterte Jack und kauerte sich neben ihn.
    »In erster Linie sind sie ein Wasservolk. Wasser ist ihr Leben. Sie brauchen es wie die Luft zum Atmen. Sie halten Brum lebensfähig, wenn es wie jetzt von Hochwasser bedroht ist. Sei gewarnt, Jack, sie sind findige Köpfe, neigen aber zu Gefühlsausbrüchen, und sie singen viel, was einmal manchmal auf die Nerven gehen kann. Und nimm niemals die Hilfe dieser Wasserwächter in Anspruch, wenn du nicht bereit bist, für ihre Dienste zu bezahlen.«
    Dann begann Brif endlich zu sprechen.
    »Gentlemen, ich schlage vor, wir gehen vorsichtig weiter. In der Stadt wird es zweifellos zu einer Überschwemmung kommen, aber es droht eine noch größere Gefahr – uns persönlich und damit auch unserer Mission.« Er sprach langsam und mit Bedacht.
    »Was verschweigen Sie uns, Master Brif?«, fragte Barklice.
    Brifs Miene verriet noch immer nichts. »Ich habe das Gefühl, dass in Brum heute etwas im Gange ist, etwas Großes. Mehr

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