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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Brum.
    Als sie bereit zum Aufbruch waren, ging gerade die Sonne auf, und das Ufer war von Dorfbewohnern gesäumt.
    Das Feuer wurde geschürt, dass die Funken stoben, und die Leute nahmen richtig Abschied, mit guten Wünschen und Tränen, mit Hoffnungen und Verlustgefühlen und bangen Erwartungen, was die kommenden Monate und das neue Jahr wohl bringen mochten.
    »Es wird uns die Schildmaid bringen«, sagte Katherine, die mittlerweile zu wissen glaubte, wo die junge Dame zu finden war. Abgesehen von ihr hatte es noch niemand begriffen, außer vielleicht Brif, der in vielem erfahren war.
    Wohingegen Bedwyn Stort, der Erkenntnissucher, Schöpfer vonTheorien und ungemein praktisch und kühn denkende Wissenschaftler, der Sprachgelehrte und Bücherfreund, sich ausnahmsweise einmal auf nichts einen Reim machen konnte.
    »Mein lieber Freund«, gab ihm der Meisterschreiber mit auf den Weg, als er von seinem Gehilfen Abschied nahm, »es geschieht im Frühling, so habe ich mir jedenfalls sagen lassen.«
    Womit Stort so klug war wie zuvor, aber etwas hatte, worüber er in den kommenden Monaten nachdenken konnte.
     
    Nun, da Lammas vorüber war, stand das größte Fest von allen bevor: Samhain. Eine Zeit der Dunkelheit und alter Geschichten von Feuer und Verfall, von Wandel und Neubeginn und der tiefgründigen Musik großer Veränderung.
    Eine Zeit zum Reisen.
    Zeit für Jack und Katherine, nun, da sie ihre Rucksäcke gepackt und Abschied genommen hatten, Wardine in Gesellschaft ihres guten und liebgewonnenen Freundes Bedwyn Stort den Rücken zu kehren, die Fähre zu besteigen und ans andere Flussufer überzusetzen. Zeit für die anderen, ihnen mit hoffnungsfrohen Herzen nachzublicken und zum Abschied zu winken, während aus dem lodernden Feuer Funken in den dämmernden Himmel stoben.
    Zeit für einen Neubeginn der Dinge.
    Zeit für den Fährmann, gegen die Strömung des Flusses zu drehen, den Anlegeplatz anzulaufen und seiner sterblichen Fracht ans Ufer eines Landes zu helfen, das alt, für sie aber völlig neu war.
    Sowie dies getan war, drehten sie sich um, blickten ein letztes Mal zurück und winkten. Dann waren sie fort, einfach so. Nicht dass die Leute hoffen konnten, gegen den blendenden Glanz der aufgehenden Sonne viel zu sehen, und überhaupt hatten die Wardiner eigene Geschäfte, um die sie sich kümmern, und eigene Reisen, die sie unternehmen mussten.



86
RÜCKKEHR
    N eun Monate später, am letzten Apriltag, kehrten Jack und Katherine nach Woolstone zurück.
    Über die Zeit dazwischen, in der sie in Begleitung ihres Freundes als Hydden durch Englalond reisten, viele Wunder sahen, unter freiem Himmel schliefen und ihre Liebe und Leidenschaft entdeckten … über diese Zeit ist heute nicht viel bekannt. Es gibt Dinge, die besser nicht aufgeschrieben werden, besser unausgesprochen bleiben. Jeder muss sie auf seine Weise erfahren, zu seiner Zeit, denn es liegt in ihrer Natur, dass sie jedes Mal aufs Neue entdeckt werden.
    Bis eines Tages, als der Frühling nahte, Stort, der für gewöhnlich ein aufmerksamer Beobachter, in diesem Punkt jedoch geradezu mit Blindheit geschlagen war, unterwegs stehen blieb. Ihm war aufgefallen, dass Katherine nicht mit der gewohnten Frische marschierte oder sprach, obgleich sie nicht krank zu sein schien.
    »Beim Spiegel!«, rief er. »Ich glaube, jetzt verstehe ich!«
    »Was?«, fragte Jack schmunzelnd.
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich es verifiziert habe, und das werde ich durch Beobachtung tun.«
    »Was denn?«, wiederholte Jack und lachte.
    »Wir werden sehen«, erwiderte Stort mit gezücktem Notizbuch und brachte die erste Beobachtung zu Papier.
    »Was studierst du?«
    »Katherine«, antwortete Stort. »Sie ist der Schlüssel zu allem.«
    Ausnahmsweise einmal endeten Storts Aufzeichnungen, kaum dass sie begonnen hatten, denn er zweifelte nicht daran, dass er recht hatte. Katherine war nicht sie selbst, aber sie fühlte sich dabei mehr als wohl.
    »Sie stellt die seltsamsten Ansprüche«, knurrte Jack.
    »Das glaube ich gern«, erwiderte Stort, »und es könnte noch schlimmer werden, bevor es besser wird.«
    »So sagt man«, erwiderte Jack leichthin und mit verdächtiger Ruhe. Um die es geschehen war an jenem Tag, an dem sich das Kind in Katherines Bauch bewegte.
    »Was soll ich tun, Stort, was
kann
ich tun? Wir müssen die Hyddenwelt verlassen und nach Hause!«
    Es war noch Winter, Schnee bedeckte den Boden, die Nahrungssuche war schwierig, aber der Welt und ihnen ging es

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