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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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ihnen, aber ohne jede Wirkung. Es war, als kämpfe der Knüppel gegen sich selbst.
    »Master Jack, geben Sie ihn mir!«
    Eine Gestalt tauchte neben ihm auf, der Knüppel wurde seinen Händen entrissen, und ein Körper aus Fleisch und Blut drängte sich zwischen ihn und die Schatten.
    »Bleiben Sie zurück«,
warnte ihn der Neuankömmling.
»Überlassen Sie sie uns!«
    Was für eine neue List das auch sein mochte, Jack schenkte ihr keine Beachtung und versuchte, sich an dem Fremden vorbeizuzwängen. Doch es gelang ihm nicht. Und auf einmal war es auch nicht mehr nötig.
    Als der Knüppel wieder erhoben wurde, sah Jack tausend kleine Splitter des Mondes, gebrochen in unzähligen Spiegeln. Einen Mond, der kräftiger zu leuchten schien als der echte. Und die Bruchstücke, die der Mond waren, flogen geradewegs auf die Schatten zu, wie ein tödlicher Hagel von Glassplittern, eine überwältigende Lichtkaskade. Es war, als hätten sich die Windspiele Clare Shores von den unzähligen Fäden gelöst, an denen sie zwischen Bäumen und Sträuchern baumelten, um ihm zu Hilfe zu kommen.
    »Bleiben Sie zurück!«, wiederholte die Stimme direkt vor ihm, und ein starker Arm hielt ihn fest.
    Es war eindeutig ein Mann, und ein klarer Befehl, der so gebieterisch klang, dass Jack schließlich einen halben Schritt zurücktrat.
    Währenddessen drehten und wendeten sich die eigenartigen Lichter, als wären sie eins, nahmen immer wieder neue Gestalt an wie ein dichter Starenschwarm am Abendhimmel. Sie drehten und wendeten sich so schnell, dass das Auge ihnen unmöglich lange genug folgen konnte, um ihre Form zu erfassen.
    Die Schatten wichen hastig zurück und scharten sich wieder um Katherine. Und dann sah Jack endlich den, der ihm befohlen hatte, zurückzubleiben.
    Er hatte weißgraues Haar und ein runzeliges Gesicht, das ebenso Tatkraft und Entschlossenheit ausdrückte wie seine Haltung und seine Bewegungen. Er stand zwischen ihm und Katherines Entführern und schwang den Knüppel.
    »Jack!«
    Das war Katherines Stimme, und er war ihr so nah, dass er sehen konnte, wie sie wieder rief: »Jack!«
    »Nein! Sie dürfen nicht zu ihr gehen!«
    Doch der Drang, Katherines Ruf zu folgen, war auch jetzt noch stärker als die Stimme der Vernunft. Wieder wollte er losstürmen. Doch in diesem Moment schoss aus dem Knüppel seines Retters eine wahre Lichtkaskade, die in hunderttausend Teilchen zerfiel und Jack zwang, wie angewurzelt stehen zu bleiben.
    Hilflos musste er zusehen, wie die Fyrd Katherine in ihre Schatten hineinzogen. Unter schrillem Getöse, das nichts anderes war als ihre zerstückelten Schreie der Wut und Enttäuschung darüber, dass sie nicht auch ihn gefasst hatten, verschwanden sie schließlich im Dunkel der Nacht.
    So plötzlich, wie alles Licht geworden war, wurde nun alles Dunkelheit, und ein Gefühl der Kälte stellte sich ein, des endgültigen Verlustes, des Scheidens. Jack wusste, dass es ihm nicht gelungen war, Katherine zu retten, und dass dies nun auch nicht mehr in seiner Macht lag.
    Er sank auf die Knie ins Gras und rief auf tiefster Seele:
»Katherine!«
    Aber es kam keine Antwort.

47
AUFBRUCH
    E ine barsche, laute Stimme war zu vernehmen, und sie gehörte nicht dem Mann mit dem Lichtknüppel.
    »Sie sind jetzt fort, und wir werden ihnen nicht folgen. Und wir werden auch nicht länger hier bleiben als unbedingt nötig. Machen wir Licht, damit wir sehen, wem wir zu Hilfe gekommen sind.«
    Der Sprecher hielt etwas in die Höhe, aus dem ein gelber Lichtschein auf sie alle fiel.
    Es war eine Sturmlaterne, und Jack hob den Blick. Vor ihm standen zwei Gestalten und schauten auf ihn herab. In dem einen erkannte er den, der den Knüppel geschwungen und ihm befohlen hatte, stehen zu bleiben. Sein Gesicht zeigte ein erleichtertes Lächeln. Über seinen Schultern hing ein roter Umhang, den eine prächtige goldene Spange zusammenhielt. Seine Stiefel, die Jack, da sie auf seiner Augenhöhe waren, noch am besten sehen konnte, waren abgetragen und schmutzig.
    »Master Jack …«, begann er.
    Jack stand mühsam auf.
    »Arthur?«, fragte er.
»Arthur Foale?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, bedauere.«
    Verwirrt trat Jack einen Schritt zurück. Er war sich sicher gewesen, Arthur gegenüberzustehen.
    »Wer sind Sie dann?«, fragte er.
    Der andere, der die Lampe hielt, war kleiner, stämmiger und etwas jünger. Jack sah, dass außer diesen beiden noch ein Dritter im Dunkeln steckte.
    »Ich heiße Brif«, stellte sich der Große

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