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Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Der Frühling - Hyddenworld ; 1

Titel: Der Frühling - Hyddenworld ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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vor, »und bin der Meisterschreiber von Brum. Meine Freunde hier sind die Herren Pike und, dort im Dunkeln, Stort. Glauben Sie mir, in einer so heiklen Lage wieder, in der wir uns heute Nacht befunden haben, kann man sich keine trefflicheren Gefährten wünschen.«
    Jack starrte sie sprachlos an, mit einem Mal so müde, dass ihm Körper und Geist den Dienst versagten.
    »Gentlemen«, fuhr Brif fort, »hier ist jemand, den Sie schon lange einmal kennenlernen wollten. Ich denke, Sie werden mir beipflichten, wenn ich sage, wir können seinem außerordentlich tapferen Auftreten gegen eine schier erdrückende Übermacht entnehmen, dass er jetzt bereit ist, zu der großen Aufgabe, die vor uns liegt, seinen Teil beizutragen.«
    Einer nach dem anderen trat vor und schüttelte dem verdutzten Jack die Hand.
    »Gut gemacht«, sagte Pike.
    »Willkommen!«, sagte Bedwyn Stort.
    »Äh … wer seid ihr?«, fragte Jack und blickte in die Runde. Sie waren sehr eigenartig gekleidet, und überhaupt kam ihm das alles sehr sonderbar vor.
    Der Große namens Brif setzte zu einer Antwort an, aber Jacks Aufnahmefähigkeit war erschöpft. Er lauschte, ohne wirklich zuzuhören.
    In seinem Kopf begann sich alles zu drehen, und dann drehte sich auch noch der Kreis der Bäume über ihm, nur in die entgegengesetzte Richtung. Er bekam weiche Knie.
    Alles, woran er denken konnte, war, dass er seine Sache alles andere als »gut« gemacht hatte. Es war ihm nicht gelungen, Katherine zu retten, und jetzt … jetzt …
    »Aufgepasst«, rief Pike, »dem Jungen wird schwindlig! Fangt ihn auf!«
    Er spürte, wie zwei Arme ihn umschlangen und wie sein Kopf gegen eine Brust fiel, ehe er sanft zu Boden gelassen wurde. Dann schwanden ihm die Sinne.
     
    Als er wieder zu sich kam, war Stort bei ihm. Er lag am Rand des Henges, und ein köstlicher Duft erfüllte die Luft.
    Dann kam die Erinnerung.
    »Sie haben Katherine!«, rief er außer sich und wollte aufspringen, doch Stort hielt ihn am Boden fest.
    Pikes Gesicht erschien in seinem begrenzten Blickfeld, und es lächelte.
    »Sie haben ihr das Leben gerettet, mein Junge. Das haben Sie gut gemacht, sehr gut.«
    »Aber … ich …«
    Ein drittes Gesicht erschien. Es gehörte Brif.
    »Bei uns sind Sie sicher, Master Jack, und sobald wir Sie von hier fortgebracht haben, was wir schleunigst tun sollten, brauchen Sie erst einmal Ruhe und Schlaf.«
    Wieder senkte sich Dunkelheit auf ihn, und das Tosen am Himmel, das er zuvor schon gehört hatte, schwoll an.
    Ein Arm legte sich um seine Schulter und richtete ihn etwas auf.
    »Trink das«, sagte Bedwyn Stort. »Das wird dich wachhalten, denn wir dürfen nicht länger hierbleiben.«
    »Was ist das?«
    »Heißer Met mit gewissen zusätzlichen … äh … Substanzen, nach einem Rezept, das ich selbst erfunden habe. Nennen wir es einen Heiltrank.«
    Jack trank, und es schmeckte gut, sehr gut. Sofort wurden ihm wieder schwummrig, diesmal war es allerdings angenehm. Das Leben kehrte in seine Glieder zurück. Er setzte sich aufrecht hin, ein seliges Lächeln im Gesicht. Er fühlte sich bärenstark.
    Er stand auf, und das Lächeln war noch da. Er war zu allem bereit.

48
GEFANGEN
    D ie Fyrd führten Katherine aus dem Henge, dann durch den Garten, am Haus vorbei zur Zufahrt und von dort auf die Straße.
    Es waren vier, und alle trugen sie schmucklose Uniformen, die aus Hose und Waffenrock bestanden. Ihr schwerer Stoff schimmerte in Schwarz- und Grautönen, als tanze ein mattes Licht darauf. Das machte es, bei Tag wie bei Nacht, schwierig, jeden Einzelnen genau zu erkennen, und machte dies nahezu unmöglich, wenn sie dicht beieinander standen.
    Von Zeit zu Zeit sprang das Spiel von Licht und Schatten zwischen ihnen hin und her wie ein elektrischer Funke zwischen zwei Polen und schuf eigenständige Gestalten. Dies waren die Schatten, die Katherine im Garten überrumpelt hatten.
    Alle vier trugen Rucksäcke aus Leder von der gleichen Machart wie Jacks. Ihre Bewaffnung bestand aus Langdolchen, Armbrüsten und Knüppeln. An ihren Gürteln hingen Schleudern aus mehreren zusammengeknoteten Lederriemen, an deren Ende Steine befestigt waren.
    Auf der Straße angekommen, blieben sie kurz stehen und blickten zum Garten zurück, um festzustellen, ob ihnen jemand folgte. Doch das war nicht der Fall, und das schien sie zu enttäuschen.
    Einer, ein gedrungener, humorloser Kerl namens Streik, hielt Katherine grob fest. Als sie hin und her wankte, stieß er sie zu Boden. Er zog ein finsteres

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