Der fünfte Attentäter: Thriller (German Edition)
getan hatten. Es war Beecher, der entdeckt hatte, dass sie das Gesicht eines Mannes aus ihrer Heimatstadt mit einem Baseballschläger und Autoschlüsseln bearbeitet hatten. Und dass Palmiotti zusammen mit dem zukünftigen Präsidenten und dessen Schwester das Auge des Mannes zerstört, sein Gesicht zerschmettert und Knochenstücke der Schädeldecke in sein Gehirn getrieben und damit bleibende Hirnschäden verursacht hatten.
Am schlimmsten jedoch war, dass Beecher und die Gruppe, mit der er zusammenarbeitete, nicht lockergelassen, niemals die Suche aufgegeben hatten, bis sie tatsächlich beweisen konnten, was in jener Nacht vor vielen Jahren passiert war.
Beecher und sein sogenannter Culperring.
Sie waren es, die echten Schaden anrichten konnten, sie waren diejenigen, die Wallaces und Palmiottis Geheimnis kannten. Und doch war es nicht das einzige Geheimnis, das der Präsident vor den Augen der Welt verbarg.
Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika nahm seinen Platz am Ende der Bankreihe ein und betrachtete den Sarg, in dem sein bester Freund lag.
Fast wie auf Stichwort vibrierte das Handy in seiner Tasche. Präsident Wallace senkte den Blick und zog es nur gerade so weit heraus, dass er die neueste Textnachricht lesen konnte.
Wie läuft meine Beerdigung denn so? , erkundigte sich Dr. Stewart Palmiotti.
TEIL I
DAS ERSTE
ATTENTAT
»Was wird nur Miss Harris davon halten, dass ich so an dir hänge?«, fragte Mary Lincoln, während sie die Hand ihres Ehemannes hielt.
»Sie wird sich nichts dabei denken«, antwortete Abraham Lincoln.
– Das waren die letzten Worte, die Lincoln sprach,
bevor John Wilkes Booth ihm eine Kugel in den Kopf jagte.
1. KAPITEL
Heute
Washington D. C.
Der Ritter kannte die Geschichte. Und seine Bestimmung. Es gab niemanden, der beides genauer studiert hätte als er.
Er rollte ein Butterscotch-Toffee mit der Zunge im Mund herum und drückte genau um 22:11 Uhr ab.
Die Pistole, eine antike Waffe, stieß eine blaugraue Rauchwolke aus, und die Kugel ließ einen Sprühregen aus Fleisch und Blut auf die hölzernen Bänke von St. John’s Church niedergehen, dem historischen Gebäude direkt gegenüber dem Weißen Haus.
»Sie … Sie haben auf mich geschossen …!«, schrie der Pfarrer. Er umklammerte seine Schulter, als er taumelte und durch den Hauptgang im Mittelschiff der Kirche stolperte. Es fühlte sich an, als wäre sein Schlüsselbein zertrümmert.
Die Blutung wollte nicht aufhören, aber er war nicht tödlich getroffen worden. In letzter Sekunde hatte sich der Pfarrer, der seit fast einem Jahrzehnt St. John’s vorstand, bewegt.
Der Ritter stand einfach da und wartete darauf, dass der Mann zu Boden fiel. Die kreideweiße Gipsmaske, die er trug, sorgte dafür, dass sein Opfer sein Gesicht nicht erkennen konnte. Aber der Pfarrer war kräftig und gab sich nicht so leicht geschlagen.
Der Ritter schob die Waffe wieder in seine Tasche und ging gelassen, ja fast beschwingt durch den Gang zum geschmückten Altar.
»Hilfe! Zu Hilfe! Bitte! Hilft mir denn niemand?« , stieß der Geistliche beim Weiterlaufen keuchend hervor. Er war etwa sechzig, hatte rosige Wangen und blickte jetzt zurück auf die starre weiße Maske, die wie eine Totenmaske aussah und ihm folgte.
Es gab einen Grund, warum der Ritter eine Kirche ausgewählt hatte und speziell diese Kirche. Sie wurde »die Kirche der Präsidenten« genannt, weil alle Präsidenten seit James Madison hier gebetet hatten.
Und auch die selbst angefertigte Tätowierung auf der zarten Haut zwischen Daumen und Zeigefinger war nicht zufällig ausgesucht. Der Ritter hatte die Tätowierung erst in der Nacht zuvor beendet und hatte dafür weiße Tinte benutzt, da diese mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Fünf Nadeln hatte er benötigt, die er gebündelt in die Tinte getaucht hatte, und vier Stunden Arbeit hatte es ihn gekostet. Immer wieder hatte er seine Haut punktiert und das Blut weggewischt.
Die einzige Pause hatte er sich gegönnt, als er den ersten Teil beendet hatte – die Initialen. Dann hatte er aus seiner Tasche ein vergilbtes Kartenspiel gezogen, rasch Herz, Kreuz und Karo durchgeblättert und bei den Pikkarten innegehalten.
Im Wörterbuch wurde dieses Pik auch als Pike bezeichnet. Als die vier Kartenfarben vor Jahrhunderten eingeführt wurden, hatte jede ihre besondere Bedeutung. Das Pik, ein auf den Kopf gestelltes schwarzes Herz mit einem Stil, symbolisierte die Spitze einer Hellebarde oder Lanze.
Die Waffe
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