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Der fuenfte Berg

Der fuenfte Berg

Titel: Der fuenfte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coelho
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Übermacht brauchte.
    »Wir nähern uns dem idealen Augenblick, um die Friedensverhandlungen zu beginnen«, sagte er. »Sie werden uns für großmütig halten, und wir werden bessere Bedingungen aushandeln können. Jeder General weiß, daß zur Eroberung einer Stadt fünf Angreifer auf einen Verteidiger nötig sind.«
    »Sie werden diese Zahl noch erreichen, wenn wir nicht sofort angreifen.«
    »Selbst ihrer Versorgungseinheit gelingt es nicht, ausreichend Wasser für so viele Männer zu beschaffen. Und da kommt der Moment, in dem wir unsere Unterhändler losschicken können.«
    »Und wann genau ist das?«
    »Wir werden die Anzahl der assyrischen Krieger noch etwas anwachsen lassen. Wenn die Lage unerträglich wird, sind sie gezwungen anzugreifen, doch dann wird auf drei oder vier von ihnen ein Soldat von uns kommen. Und sie wissen, daß sie geschlagen werden. Dann werden unsere Emissäre den Frieden, den freien Durchzug und den Verkauf von Wasser anbieten. So stellt es sich der Stadthauptmann vor.«
    Der Kommandant sagte nichts und ließ den Fremden gehen. Selbst wenn Elia tot war, konnte der Stadthauptmann
    auf dieser Idee beharren, und der Kommandant schwor sich, den Stadthauptmann dann zu töten. Danach würde er Selbstmord begehen, um dem Zorn der Götter zu entgehen.
    Einstweilen würde er es auf gar keinen Fall zulassen, daß sein Volk vom Geld verraten würde.
    »Schick mich nach Israel zurück, Herr«, flehte Elia immer und immer wieder, wenn er nachmittags durch das Tal wanderte. »Laß nicht zu, daß mein Herz hier in Akbar gefangengehalten wird.«
    Einem Brauch der Propheten folgend, den er aus seiner Kindheit kannte, geißelte er sich jedesmal, wenn er an die Witwe dachte. Von der Peitsche waren seine Schultern bald nur noch rohes Fleisch, und er fiel zwei Tage lang in ein fiebriges Delirium. Als er wieder erwachte, war das erste, was er sah, das Gesicht der Frau. Sie behandelte seine Wunden, rieb sie mit Olivenöl ein. Da er zu schwach war, um in den Wohnraum hinunterzusteigen, brachte sie ihm sein Essen hinauf.
    Sobald er wieder gesund war, nahm er seine Wanderungen im Tal wieder auf.
    »Schick mich nach Israel zurück, Herr«, flehte er erneut. »Mein Herz ist schon in Akbar gefangen, doch mein Körper kann die Reise noch antreten.«
    Der Engel erschien. Es war nicht der Engel des Herrn, den er oben auf dem Berg gesehen hatte, sondern sein Schutzengel, an dessen Stimme er schon gewohnt war.
    »Der Herr erhört die Gebete derer, die den Haß vergessen wollen. Doch sein Ohr ist taub für die, die der Liebe entrinnen wollen.«
    Sie nahmen das Abendessen immer zu dritt ein. Wie der Herr versprochen hatte, mangelte es nie an Mehl im Topf und an Öl im Krug.
    Während der Mahlzeiten wurde nur selten gesprochen. An einem Abend jedoch fragte der Junge:
    »Was ist ein Prophet?«
    »Jemand, der immer dieselben Stimmen hört, die er schon als Kind gehört hat. Und der noch an sie glaubt. So kann er erfahren, was die Engel denken.«
    »Ja, ich weiß, wovon Ihr redet«, sagte der Junge. »Ich habe Freunde, die niemand sonst sieht.«
    »Vergiß sie nie, auch wenn die Erwachsenen sagen, daß dies Unsinn sei. So wirst du immer wissen, was Gott will.«
    »Ich werde die Zukunft kennen wie die Weissager von Babylon«, sagte der Junge.
    »Die Propheten kennen die Zukunft nicht. Sie geben nur die Worte wieder, die ihnen der Herr im Augenblick eingibt. Deshalb bin ich hier, ohne zu wissen, wann ich in mein Land zurückkehre. Er wird es mir nicht sagen, bevor es notwendig ist.«
    Die Augen der Frau trübten sich. Ja, eines Tages würde er gehen.
    Elia rief den Herrn nicht mehr an. Er hatte beschlossen, daß er die Witwe und ihren Sohn mit sich nehmen würde, wenn der Augenblick kam, Akbar zu verlassen. Er würde nichts darüber sagen, bis die Stunde gekommen war.
    Vielleicht wollte sie ja gar nicht weggehen. Vielleicht hatte sie gar nicht gespürt, was er für sie empfand - schließlich hatte er selbst lange gebraucht, es zu begreifen. In dem Fall könnte er sich ganz der Vertreibung Isebels und dem Aufbau Israels widmen. Seine Gedanken wären viel zu sehr in Anspruch genommen, als daß er an Liebe denken könnte.
    »Der Herr ist mein Hirte«, sagte er, indem er sich an das alte Gebet König Davids erinnerte. »Er führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Und er wird mich den Sinn meines Lebens nicht verlieren lassen«, schloß er mit eigenen Worten.
    Eines Nachmittags, als er früher als gewohnt nach

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