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Der fuenfte Berg

Der fuenfte Berg

Titel: Der fuenfte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coelho
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Oberhaupt schicken.«
    »Wir sollten es halten wie Isebel und die Propheten töten. Ein einfacher Israelit, der gestern noch zum Tode verurteilt war, wird heute vom Stadthauptmann dazu benutzt, das Volk von der Notwendigkeit eines Friedens zu überzeugen.«
    Der Kommandant blickte auf den Berg.
    »Wir könnten jemanden dingen, der Elia tötet. Und meine Krieger dazu benutzen, den Stadthauptmann aus den Regierungsgeschäften zu vertreiben.«
    »Ich werde befehlen, Elia zu töten«, antwortete der Priester. »Was den Stadthauptmann betrifft, sind uns die Hände gebunden: Seine Familie ist seit Generationen an der Macht. Sein Großvater war unser Stadthauptmann, der die Macht der Götter an seinen Vater weitergegeben hat, der sie wiederum an seinen Sohn weitergab.«
    »Nur weil die Tradition uns untersagt, einen fähigeren Mann an seine Stelle zu setzen?«
    »Die Tradition ist dazu da, die Ordnung der Welt zu erhalten. Wenn wir daran rühren, endet die Welt.«
    Der Priester blickte um sich. Himmel und Erde, Berge und Tal, jedes Ding erfüllte, was für es bestimmt war. Manchmal zitterte der Boden, ein andermal - wie jetzt -regnete es lange nicht. Doch die Sterne blieben an ihrem Platz, und die Sonne war den Menschen nicht auf den Kopf gefallen. Alles weil seit der Sintflut die Menschen gelernt hatten, daß an die Ordnung der Schöpfung nicht gerührt werden durfte.
    Einstmals hatte es nur den Fünften Berg gegeben. Menschen und Götter hatten zusammengelebt, waren in den schönen Gärten des Paradieses gelustwandelt, hatten miteinander geredet und gelacht. Doch die Menschen hatten gesündigt und die Götter hatten sie von dort vertrieben. Da es nichts gab, wohin sie sie schicken konnten, hatten sie rings um den Berg die Erde erschaffen, wo sie sie aussetzen, überwachen und dafür sorgen konnten, daß sie nie vergaßen, daß sie den Bewohnern des Fünften Berges weit unterlegen waren.
    Sie sahen jedoch davon ab, den Menschen die Tür auf ewig zu verschließen. Wenn die Menschheit auf dem Pfad der Tugend wandelte, würde sie eines Tages wieder auf den Gipfel des Berges zurückkehren. Damit dieser Gedanke nicht vergessen wurde, beauftragten die Götter die Priester und die Regierenden damit, sie in der Vorstellung lebendig zu erhalten.
    Alle Völker teilten denselben Glauben: Wenn die von den Göttern gesalbten Familien sich von der Macht entfernten, waren die Folgen katastrophal. Niemand erinnerte sich mehr daran, weshalb diese Familien erwählt worden waren, doch alle wußten, daß sie mit den göttlichen Familien verwandt waren. Akbar bestand schon Hunderte von Jahren, und immer hatte die Familie des Stadthauptmanns regiert. Es war oftmals eingenommen und von Diktatoren und Barbaren beherrscht worden, doch immer waren die Invasoren mit der Zeit entweder von selbst wieder gegangen oder vertrieben worden. Die alte Ordnung wurde wiederhergestellt, und die Menschen führten ihr Leben weiter wie zuvor.
    Es war die Pflicht der Priester, diese Ordnung aufrechtzuerhalten: Die Welt besaß ein Schicksal und unterlag Gesetzen. Die Zeit, in der man versuchte, die Götter zu verstehen, war längst vorüber. Jetzt herrschte das Zeitalter, in dem sie respektiert wurden und alles getan wurde, was sie wollten. Sie waren launisch und leicht zu erzürnen.
    Ohne die Ernterituale gab die Erde keine Früchte. Ohne die entsprechenden Opfer wurde die Stadt von tödlichen Krankheiten heimgesucht. Wenn man den Wettergott reizte, hörten Getreide und Menschen auf zu wachsen.
    »Sieh den Fünften Berg«, sagte der Priester zum Kommandanten. »Von seinem Gipfel aus beherrschen die Götter das Tal und beschützen uns. Sie haben einen ewigen Plan für Akbar. Der Fremde wird getötet werden oder in sein Land zurückkehren, der Stadthauptmann wird eines Tages sterben, und sein Sohn wird weiser sein als er. Was wir jetzt erleben, geht vorüber.«
    »Wir brauchen einen neuen Stadthauptmann«, sagte der Kommandant. »Verbleiben wir in den Händen dieses Mannes, werden wir alle zerstört werden.«
    Der Priester wußte, daß dies der Götter Wille war, um der Bedrohung durch die Schrift von Byblos ein Ende zu bereiten. Doch er sagte nichts. Er freute sich, weil er wieder einmal feststellte, daß die Regierenden immer das Schicksal des Universums erfüllten - ob sie wollten oder nicht.
    Elia spazierte durch die Stadt, erklärte dem Stadthauptmann seine Friedenspläne und wurde zu dessen Helfer ernannt. Als sie in der Mitte des Platzes angelangt waren,

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