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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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vorstellen, Herr. Ich meine, dies ist das Lied der Lieder! Der letzte Appell! Es ist fast Teil des Zwergenrechts! Sie
können
nicht ablehnen. Sie würden praktisch… aufhören, Zwerge zu sein, Herr!«
    Mumm sah, wie einer der Zwerge ein aus dünnen Ketten bestehendes Taschentuch hervorholte und sich mit leisem Klirren die Nase putzte. Einige andere brachen in Tränen aus.
    Als der letzte Ton verhallte, folgte Stille. Und dann knallten Äxte auf Schilde.
    »Es ist alles in Ordnung!«, sagte Grinsi erleichtert. »Sie applaudieren!«
    Sybil schnaufte vor Anstrengung und sah ihren Mann an. Ihr Gesicht glühte im Fackelschein. »Glaubst du, das war richtig?«, fragte sie.
    »Nach den Geräuschen zu urteilen, bist du jetzt ein Ehrenzwerg«, erwiderte Mumm. Er bot ihr den Arm. »Gehen wir?«
     
    Die Neuigkeiten eilten ihnen voraus. Zwerge strömten durch den Zugang zur unterirdischen Stadt, als der Herzog und die Herzogin eintrafen.
    Auch hinter ihnen liefen nun Zwerge. Überall herrschte große Aufregung. Ständig streckten sich Hände aus, um die Steinsemmel zu berühren.
    Zwerge drängten sich zusammen mit ihnen in den Lift. Unten wich das Donnern zahlloser Stimmen jäher Stille, als Mumm vortrat und die Semmel über den Kopf hob. Eine Sekunde später erzitterten die Felswände, als unbeschreiblicher Jubel erklang.
    Und sie sehen das Ding nicht einmal, dachte Mumm. Für die meisten von ihnen ist es nur ein kleiner weißer Fleck. Und das wussten die Verschwörer. Man musste nicht unbedingt etwas stehlen, um es als Druckmittel zu benutzen.
    »Sie müssen sofort verhaftet werden!« Dee eilte herbei, gefolgt von weiteren Wächtern.
    »Noch einmal?«, fragte Mumm. Er hielt die Semmel noch immer hoch erhoben.
    »Du hast versucht, den König zu töten! Und du bist aus der Zelle geflohen!«
    »Was das angeht, sollten wir vielleicht zusätzliches Beweismaterial sammeln«, sagte Mumm so ruhig wie möglich. »Du kannst die Leute nicht auf Dauer im Dunkeln lassen, Dee.«
    »Du wirst auf keinen Fall mit dem König sprechen!«
    »Dann lasse ich die Semmel fallen!«
    »Und wenn schon! Es spielt keine…«
    Mumm hörte, wie die Zwerge hinter ihm nach Luft schnappten.
    »Es spielt keine Rolle?«, wiederholte er. »Aber dies ist die
Steinsemmel

    Einer der Zwerge, die sie von der Botschaft hierher begleitet hatten, rief etwas, und mehrere andere stimmten mit ein.
    »Die Präzedenzien sind auf deiner Seite«, übersetzte Grinsi. »Sie sagen, sie könnten dich genauso gut
nach
deinem Gespräch mit dem König töten.«
    »Nun, es ist nicht unbedingt das, was ich mir erhofft habe, aber es sollte genügen.« Mumm richtete den Blick wieder auf Dee. »Du
hast
gesagt, dass ich die Semmel finden soll. Und jetzt bringe ich sie ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurück, was mir durchaus angemessen erscheint.«
    »Du… der König… Du kannst die Semmel mir geben«, sagte Dee und zog sich bis zur Höhe von Mumms Brust hoch.
    »Kommt nicht in Frage!«, schnappte Lady Sybil. »Als Eisenhammer Blutaxt die Semmel zurückbrachte – hätte er sie Slogram gegeben?«
    Köpfe wurden geschüttelt.
    »Natürlich nicht«, sagte Dee. »Slogram war ein Verrä…«
    Er unterbrach sich.
    »Ich glaube«, sagte Mumm, »wir gehen jetzt besser zum König.«
    »Das kannst du nicht verlangen!«
    Mumm deutete auf die vielen Zwerge hinter ihnen. »Du würdest dich
wundern,
wie schwer es sein kann, ihnen das zu erklären«, entgegnete er.
     
    Der König ließ eine halbe Stunde auf sich warten. Er musste geweckt werden und sich ankleiden. Könige beeilten sich nicht.
    In der Zwischenzeit saßen Mumm und Sybil im Vorzimmer auf zu kleinen Stühlen, umgeben von Zwergen, die nicht genau wussten, ob sie eine Gefangeneneskorte oder eine Ehrengarde waren. Andere Zwerge sahen zur Tür herein. Mumm hörte das Summen aufgeregter Konversation.
    Man hielt sich nicht damit auf, ihn anzustarren. Die Blicke galten stets der Semmel. Die meisten von ihnen sahen sie jetzt sicher zum ersten Mal.
    Ihr armen kleinen Kerle, dachte Mumm. An dies hier glaubt ihr alle, und bevor der heutige Tag zu Ende geht, werdet ihr erfahren, dass es sich nur um eine schlechte Fälschung handelt. Ihr werdet es
sehen.
Und damit wäre eure kleine Welt erledigt. Ich kläre ein Verbrechen auf und begehe gleichzeitig ein noch viel größeres.
    Ich kann von Glück sagen, wenn ich diese Sache lebend überstehe.
    Eine Tür wurde geöffnet. Zwei
schwere
Zwerge – so nannte Mumm sie in Gedanken – traten ein und

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