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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nackte junge Damen mit großer Aufmerksamkeit aus der Nähe zu betrachten.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Mumm, weil er glaubte, irgendetwas sagen zu müssen. »Er hat die Flucht ergriffen!«
    »Es ist
nicht
alles in Ordnung! Er wird eine Zeit lang ausruhen, irgendwo, und dann kehrt er zurück! Ich
kenne
ihn! Es spielt keine Rolle, wohin wir gehen! Du hast ihn
gesehen
! Er wird unseren Spuren folgen und versuchen, Karotte zu töten!«
    »Warum?«
    »Weil mir Karotte etwas bedeutet!«
    Sybil kam die Treppe herunter und hielt Mumms Armbrust.
    »Oh, du armes Ding«, sagte sie. »Komm zu mir, bestimmt finden wir etwas zum Anziehen für dich. Kannst du nicht irgendetwas tun, Sam?«
    Mumm starrte sie an. Sybils Gesicht brachte die felsenfeste Überzeugung zum Ausdruck, dass er etwas tun
konnte.
    Das Frühstück lag eine Stunde zurück. Vor zehn Minuten hatte er diese dämliche Uniform angezogen, in einem Zimmer, das zu einer ganz bestimmten Realität gehörte. Zu einer Realität mit einer realen Zukunft. Und jetzt kehrte plötzlich die Finsternis zurück, durchsetzt mit rotem Zorn.
    Und wenn er ihr nachgab, würde er verlieren. Das Tier in ihm heulte, doch Wolfgang war ein besseres Tier. Mumm begriff, dass er einfach nicht die notwendige Gemeinheit aufbringen konnte. Früher oder später würde sich sein Gehirn zu Wort melden und ihn umbringen.
    Vielleicht solltest du damit
beginnen,
mich zu benutzen, teilte ihm das Gehirn mit.
    »Ja…«, sagte er langsam. »Ja, ich glaube, ich kann tatsächlich etwas tun…«
    Feuer und Silber, dachte Mumm. Und Silber fehlt in Überwald.
    »Ich mitkommen soll?«, fragte Detritus, der gewisse Signale zu deuten verstand.
    »Nein, ich glaube… ich glaube, ich breche jetzt auf, um jemanden zu verhaften. Ich möchte keinen Krieg beginnen. Außerdem solltest du für den Fall hier bleiben, dass Wolfgang zurückkehrt. Aber du könntest mir dein Taschenmesser leihen.«
    In einer der aufgebrochenen Kisten fand Mumm ein Laken und riss einen langen Streifen ab. Dann nahm er die Armbrust von seiner Frau entgegen.
    »Er hat jetzt ein Verbrechen in Ankh-Morpork begangen«, sagte er. »Und dadurch gehört er
mir

    »Sam, wir sind nicht in…«
    »Weißt du, man hat mich so oft darauf hingewiesen, wir seien hier nicht in Ankh-Morpork, dass ich daran geglaubt habe. Aber diese Botschaft
ist
Ankh-Morpork. Und ich…« Er hob die Armbrust. »Ich bin jetzt das Gesetz.«
    »Sam?«
    »Ja, Schatz?«
    »Ich kenne diesen Blick. Achte darauf, dass du keine Unschuldigen verletzt.«
    »Keine Sorge, Schatz. Ich werde
zivilisiert
sein.«
     
    Draußen standen mehrere Zwerge bei einem Artgenossen, der in einer Lache aus Blut im Schnee lag.
    »Welche Richtung?«, fragte Mumm. Die Worte mochten sie nicht verstehen, aber sie verstanden die Frage. Mehrere von ihnen deuteten über die Straße.
    Mumm ging weiter, hielt die Waffe in der Armbeuge und zündete sich eine Zigarre an.
    Dies
verstand er. Mit Politik kam er nicht gut zurecht. Dabei schienen sich Gut und Böse nur dadurch zu unterscheiden, aus welchem Blickwinkel man eine bestimmte Sache betrachtete. So etwas sagten zumindest die Leute, die auf jener Seite standen, die Mumm als »böse« ansah.
    In der Politik war alles viel zu kompliziert, und wenn es kompliziert wurde, versuchte jemand einen zum Narren zu halten. Doch auf der Straße, bei einer Verfolgungsjagd, war alles klar. Am Ende der Jagd würde jemand auf den Beinen bleiben, und man musste nur dafür Sorge tragen, dass man selbst dieser Jemand war.
    An der nächsten Straßenecke lag ein umgestürzter Karren, und der Fahrer kniete neben einem Pferd mit aufgerissenem Leib.
    »Welche Richtung?«
    Der Mann streckte die Hand aus.
    Die nächste Straße erwies sich als breiter, und es gab mehr Verkehr. Elegante Kutschen rollten langsam durch die Menge. Natürlich, die Krönung…
    Aber das gehörte zur Welt des Herzogs von Ankh, und dort hielt er sich derzeit nicht auf. Er beschränkte sich darauf, Sam Mumm zu sein, und der hielt nicht viel von Krönungen.
    Weiter vorn erklangen Schreie, und das Bewegungsmuster der Leute veränderte sich – sie drängten ihm plötzlich entgegen. Mumm kam sich wie ein Lachs vor, der flussaufwärts schwamm.
    Die Straße mündete auf einen großen Platz. Die Leute rannten nun, woraus Mumm den Schluss zog, dass er noch immer in der richtigen Richtung unterwegs war. Für ihn stand fest, dass er Wolfgang dort finden würde, wo sich niemand sonst aufhalten wollte.
    Mumm bemerkte

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