Der fünfte Elefant
Wunsch in ihm wecken, nicht mehr am Leben zu sein.
Vorausgesetzt natürlich, er hatte sich flussabwärts treiben lassen. Flussaufwärts… auch dort gab es nur sehr schnell fließendes, weiß schäumendes Wasser, bis hin zur Stadt.
Nein, unmöglich. Niemand konnte einen Wasserfall hinaufschwimmen, oder?
Eine sonderbare Kühle breitete sich in Mumms Nacken aus. Aber jede nur einigermaßen vernünftige Person würde das Land verlassen. Wölfe suchten nach ihm. Tantony hatte ihn wohl kaum ins Herz geschlossen, und wenn Mumm den König richtig einschätzte, schmiedeten auch die Zwerge Rachepläne.
Es gab nur ein Problem: Wenn man das Bild einer vernünftigen Person nahm und es auf das von Wolfgang legte, so erkannte man überhaupt keine Übereinstimmung.
Es gab da eine alte Redensart: So wie ein Hund zum eigenen Erbrochenem zurückkehrte, so wurde der Narr von seiner Torheit angezogen. Wenn das stimmte, konnte Wolfgang nicht mehr weit sein.
Mumm stand auf und drehte sich langsam um. Niemand lauerte hinter ihm. Geräusche drangen vom Tor zur Straße: Gelächter, das Geschirr von Pferden, das dumpfe Pochen von Schaufeln, die in der Nacht gefallenen Schnee beiseite räumten.
Er kehrte in die Botschaft zurück und achtete darauf, dass er immer mit dem Rücken zur Wand stand. Vorsichtig schlich er zur Treppe und blickte dabei durch jede offene Tür. Er lief durch den Flur, sprang, rollte sich auf dem Boden ab und verharrte an der gegenüberliegenden Wand.
»Stimmt was nicht, Herr?«, fragte Grinsi. Sie beobachtete ihn vom oberen Ende der Treppe aus.
»Äh, ist dir irgendetwas Seltsames aufgefallen?«, fragte Mumm und klopfte sich verlegen Staub von der Kleidung. »Und mir ist klar, dass wir uns hier in einem Haus mit einem Igor aufhalten.«
»Könntest du mir einen Hinweis geben, Herr?«
»Wolfgang, verdammt!«
»Aber er ist tot, Herr. Das ist er doch, oder?«
»Nicht tot genug!«
»Äh, hast du Anweisungen für mich?«
»Wo ist Detritus?«
»Er putzt seinen Helm, Herr!«, sagte Grinsi und schien der Panik nahe zu sein.
»Bei den Göttern, warum vergeudet er seine Zeit mit so etwas?«
»Äh, weil wir in zehn Minuten aufbrechen müssen, um bei der Krönungszeremonie zugegen zu sein.«
»Oh, ja…«
»Lady Sybil hat mich aufgefordert, dich zu suchen, und zwar mit
sehr
fester Stimme.«
Genau in diesem Augenblick hallte Sybils Stimme durch den Flur. »Sam Mumm! Komm sofort hierher!«
»Diesen Tonfall meine ich«, sagte Grinsi.
Mumm betrat das Schlafzimmer. Sybil trug ein anderes blaues Kleid und ein Diadem. Ihre Miene war entschlossen.
»Ist es wieder eine vornehme Angelegenheit?«, fragte Mumm. »Ich dachte, ein sauberes Hemd würde genügen…«
»Deine Galauniform hängt im Ankleidezimmer«, sagte Sybil.
»Der gestrige Tag war ziemlich lang und anstrengend…«
»Dies
ist
eine Krönung, Samuel Mumm, keine zwanglose Party! Geh und zieh dich rasch an. Setz auch – und das möchte ich nicht zwei Mal sagen müssen – den Helm mit den Federn auf.«
»Aber nicht die rote Strumpfhose«, erwiderte Mumm entgegen aller Hoffnung. »Bitte!«
»Die rote Strumpfhose ist ein absolutes Muss, Sam.«
»Sie kneift an den Knien«, entgegnete Mumm, aber es war das Murren des Besiegten.
»Ich sage Igor, er soll dir helfen.«
»Die Dinge müssen ziemlich schlecht stehen, wenn ich meine Strumpfhose nicht mehr allein anziehen kann, herzlichen Dank.«
Mumm wechselte die Kleidung und lauschte dabei nach… irgendetwas. Vielleicht nach einem Knarren am falschen Ort.
Wenigstens war es eine Wächteruniform, auch wenn die Schuhe mit Schnallen versehen waren. Ein Schwert gehörte dazu. Bei der Kluft des Herzogs fehlte dieses, was Mumm von Anfang an für ziemlich dumm gehalten hatte. Man wurde zum Herzog, weil man gut kämpfte, und dann stand man plötzlich mit leeren Händen da.
Glas klirrte im Schlafzimmer, und Lady Sybil hob erstaunt die Brauen, als ihr Mann mit erhobenem Schwert hereinstürmte.
»Ich habe den Stöpsel des Duftfläschchens fallen gelassen, Sam! Was ist denn los mit dir? Selbst Angua meint, er sei viele Meilen entfernt und nicht in der Verfassung, irgendwelche Probleme zu verursachen! Warum bist du so nervös?«
Mumm ließ das Schwert sinken und versuchte, sich zu entspannen.
»Weil unser Wolfgang ein verdammter Irrer ist. Ich kenne Leute wie ihn. Eine normale Person kriecht fort, wenn sie Prügel bezogen hat. Oder sie ist vernünftig genug, nicht erneut aufzumucken. Aber manchmal bekommt man es mit
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