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Der fünfte Elefant

Der fünfte Elefant

Titel: Der fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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jemandem zu tun, der einfach nicht aufhören will. Fünfzig Kilo leichte Schwächlinge, die versuchen, Detritus mit dem Kopf von den Beinen zu stoßen. Oder hirnrissige Fliegengewichte, die eine Flasche an der Theke zerbrechen und dann fünf Wächter angreifen. Verstehst du, was ich meine? Idioten, die einfach nicht begreifen, wann man besser aufhört zu kämpfen. Man kann sie nur zur Ruhe bringen, indem man sie entweder bewusstlos schlägt oder ganz und gar unschädlich macht.«
    »Ja, ich glaube, ich kenne den Typ«, sagte Lady Sybil mit einer Ironie, die Sam Mumm erst einige Tage später bemerkte. Sie strich ihm einige Flusen vom Mantel.
    »Er wird zurückkehren«, murmelte Mumm. »Ich spüre es, ganz deutlich.«
    »Sam?«
    »Ja?«
    »Könnte ich bitte für einige Minuten deine Aufmerksamkeit haben? Wolfgang ist Anguas Problem, nicht deins. Ich brauche Gelegenheit, eine Zeit lang in aller Ruhe mit dir zu reden, ohne dass du irgendwelchen Werwölfen hinterher rennst.« Sie sagte es so, als sei es ein kleiner Charakterfehler, wie die Angewohnheit, die Stiefel dort stehen zu lassen, wo andere Leute über sie stolpern konnten.
    »Äh, sie liefen hinter
mir
her«, gab er zurück.
    »Aber es gibt immer Leute, die tot aufgefunden werden oder versuchen, dich zu töten…«
    »Ich
bitte
sie nicht darum, Schatz.«
    »Sam, ich bekomme ein Kind.«
    Sams Kopf steckte voller Werwölfe, und seine Ehemann-Automatik wurde aktiv, um mit »Ja, Schatz«, »Such die Farbe aus, die dir gefällt« oder »Ich beauftrage jemanden, sich darum zu kümmern« zu antworten. Glücklicherweise verfügte sein Gehirn über einen eigenen Selbsterhaltungstrieb und wollte nicht im Innern eines Schädels stecken, der von einer Nachttischlampe eingeschlagen wurde. Es schrieb Sybils Worte mit grellem Weiß auf die Innenseite seiner Augen und versteckte sich dann irgendwo.
    Deshalb war seine Antwort ein schwaches: »Was? Wie?«
    »Auf normale Weise, hoffe ich.«
    Mumm setzte sich aufs Bett. »Doch nicht jetzt sofort?«
    »Das bezweifle ich sehr. Frau Zufrieden meinte, es sei alles klar, und sie ist seit fünfzig Jahren Hebamme.«
    »Oh.« Einige Hirnfunktionen krochen zurück. »Gut. Das ist… gut.«
    »Du brauchst wahrscheinlich eine Weile, um es zu verarbeiten.«
    »Ja.« Noch ein Neuron leuchtete auf. »Äh, es kommt doch alles in Ordnung, nicht wahr?«
    »Wie meinst du das?«
    »Äh, du bist, du bist nicht… du…«
    »Sam, in meiner Familie wurden die Frauen dazu gezüchtet, Kinder zur Welt zu bringen. Natürlich kommt alles in Ordnung.«
    »Oh. Gut.«
    Mumm saß da und starrte. Sein Kopf fühlte sich an wie ein großes Meer, das sich gerade vor einem Propheten geteilt hatte. Wo es eigentlich aktiv sein sollte, erstreckte sich nur Sand, auf dem hier und dort ein Fisch zappelte. Doch zu beiden Seiten türmten sich gewaltige Wogen auf, und gleich würden sie herabdonnern, um noch hundert Meilen entfernte Städte zu überfluten.
    Wieder klirrte Glas, diesmal im Erdgeschoss.
    »Vermutlich hat Igor etwas fallen gelassen«, sagte Sybil, als sie den Gesichtsausdruck ihres Mannes bemerkte. »Mehr ist es nicht. Nur ein umgestoßenes Glas.«
    Etwas knurrte, und ein erstickter Schrei erklang, der jäher Stille wich.
    Mumm sprang auf. »Schließ die Tür hinter mir ab und schieb das Bett vor!« Er verharrte kurz im Flur. »Ohne dich dabei zu überanstrengen!«, fügte er hinzu und lief zur Treppe.
    Wolfgang kam ihm entgegen.
    Diesmal bot er ein anderes Erscheinungsbild. Wolfsohren steckten an einem immer noch menschlichen Kopf, und sein Haar bildete eine Mähne. Hier und dort zeigten sich Fellbüschel an seiner Haut, die meisten von ihnen blutverklebt.
    Der Rest von ihm… schien Schwierigkeiten zu haben, sich für eine Gestalt zu entscheiden. Eine Hand versuchte, zu einer Pfote zu werden.
    Mumm griff nach seinem Schwert – und erinnerte sich daran, dass es auf dem Bett lag. Er suchte in den Taschen, denn er wusste, dass er ein ganz bestimmtes Objekt bei sich trug. Ganz deutlich erinnerte er sich daran, es von der Kommode genommen zu haben…
    Seine Finger schlossen sich um die Dienstmarke und zeigten sie vor.
    »Stehen bleiben! Im Namen des Gesetzes!«
    Wolfgang sah ihn an, und ein Auge glühte gelb. Das andere war eine blutige Masse.
    »Hallo, Herr Zivilisiert«, knurrte er. »Du hast mich erwartet, nicht wahr?«
    Er duckte sich in den Flur, der zu Karottes Zimmer führte. Mumm versuchte, zu ihm aufzuschließen, beobachtete, wie sich Krallen um die Tür

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