Der fünfte Elefant
Widersetzt du dich der Verhaftung?«
»Was sollen diese dummen Fragen?« Inzwischen tanzte Wolfgang fast.
»Widersetzt du dich der Verhaftung?«
»Ja, natürlich! Ja! Guter Witz!«
»Hör nur, wie ich lache.«
Mumm warf die Armbrust beiseite und holte ein Rohr unter seinem Mantel hervor. Es bestand aus harter Pappe, und ein roter Kegel ragte aus dem einen Ende.
»Ein dummer Feuerwerkskörper«, rief Wolfgang und griff an.
»Könnte sein«, sagte Mumm.
Er versuchte erst gar nicht zu zielen. Präzision und Geschwindigkeit hatten bei diesen Dingen nie eine Rolle gespielt. Mumm nahm einfach die Zigarre aus dem Mund und presste sie in das Zündloch, als Wolfgang auf ihn zulief.
Der Mörser zitterte, als die Ladung zündete. Die Rakete sauste nicht besonders schnell aus dem Rohr, zog eine Rauchfahne hinter sich her und wirkte wie die dümmste Waffe seit dem Schokoladenspeer.
Wolfgang tänzelte unter ihr und lächelte. Als sie einen halben Meter über seinem Kopf dahinflog, sprang er und schnappte mit dem Mund danach.
Und dann explodierte sie.
Die Leuchtsignale sollten noch in einer Entfernung von zwanzig Meilen zu sehen sein. Mumm hatte die Augen fest zugekniffen, trotzdem drang das Glühen durch die Lider.
Die Leiche rollte übers Kopfsteinpflaster, und als sie schließlich reglos liegen blieb, blickte sich Mumm auf dem Platz um. Aus den Kutschen starrten die Leute herüber. Stille herrschte.
Unter den gegebenen Umständen wären mehrere Bemerkungen möglich gewesen. »Verdammter Mistkerl!«, hätte sich in jedem Fall gut geeignet, aber in Frage kamen auch »Willkommen in der Zivilisation!«, oder »Ist dir jetzt noch immer zum Lachen zumute?«, oder »Fass!«
Doch er schwieg, und das aus gutem Grund: Hätte er eine dieser Bemerkungen von sich gegeben, wäre ihm dadurch klar geworden, dass er gerade einen Mord begangen hatte.
Er wandte sich ab, warf den leeren Mörser über die Schulter und brummte: »Zur Hölle damit!«
Unter solchen Umständen fiel es ihm sehr schwer, abstinent zu bleiben.
Tantony beobachtete ihn.
»Überleg dir genau, was du sagst«, teilte ihm Mumm mit und ging weiter. »Ganz genau.«
»Ich habe die Signalraketen immer für sehr schnell gehalten…«
»Ich habe einen Teil des Treibsatzes entfernt«, sagte Mumm. Er warf Detritus’ Taschenmesser in die Luft und fing es wieder auf. »Schließlich sollte niemand verletzt werden.«
»Ich habe gehört, wie du ihn darauf hingewiesen hast, dass du bewaffnet warst. Ich habe gehört, wie er sich zwei Mal der Verhaftung widersetzt hat. Ich habe alles gehört. Ich habe alles gehört, was ich hören sollte.«
»Ja.«
»Es ist natürlich möglich, dass er dieses Gesetz nicht kannte.«
»Ach, tatsächlich? Nun, ich wusste nicht, dass es hier erlaubt ist, irgendeinem armen Kerl übers Land zu jagen und ihn übel zuzurichten. Doch daran hat sich niemand gestört.« Mumm schüttelte den Kopf. »Und spar dir den schmerzerfüllten Blick. Oh, ja,
jetzt
kannst du sagen, dass ich falsch an die Sache herangegangen bin, dass es besser gewesen wäre, das Problem auf andere Weise zu lösen. Nachher fallen einem solche Worte leicht. Vielleicht sage ich es mir auch selbst.« Mitten in der Nacht, dachte er. Nachdem ich aus dem Albtraum erwacht bin, der mir die Augen des Wahnsinns gezeigt hat. »Aber du wolltest ihm ebenso sehr das Handwerk legen wie ich. Oh, ja. Aber du konntest es nicht, weil dir die notwendigen Mittel fehlten. Und ich konnte es, weil mir die notwendigen Mittel zur Verfügung standen. Und jetzt genießt du den Luxus, über mich zu urteilen, weil du noch lebst. Und das ist die Wahrheit, im Großen und Ganzen. Du kannst wirklich von Glück sagen.«
Vor Mumm teilte sich die Menge. Er hörte überall flüsternde Stimmen.
»Andererseits«,
sagte Tantony, als hätte er Mumms Worte überhaupt nicht gehört, »hast du das Ding nur abgefeuert, um Wolfgang zu warnen…«
»Wie bitte?«
»Du konntest
natürlich
nicht wissen, dass er aus einem Reflex heraus versuchen würde, den… Sprengkörper zu fangen«, fuhr Tantony fort, und Mumm gewann den Eindruck, dass er eine Aussage probte. »Die… hundeartigen Eigenschaften eines Werwolfs können niemandem bekannt sein, der aus einer großen, fernen Stadt kommt.«
Mumm sah dem Hauptmann noch einmal in die Augen und klopfte ihm dann auf die Schulter. »An diesem Gedanken solltest du festhalten.«
Als er den Weg fortsetzen wollte, hielt eine Kutsche neben ihm. Sie war so leise – das Geschirr
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