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Der Fünfte Elefant

Der Fünfte Elefant

Titel: Der Fünfte Elefant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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zu drehen.«
    »Zu Befähl!«
    Lord Vetinari hob die Hand zum Ohr. »Bitte setz dich.«
    »Zu Befähl!«
    »Und sprich bitte etwas leiser.«
    »Zu Befähl!«
    Lord Vetinari wich in den Schutz seines Schreibtischs zurück.
    »Ich möchte dir meine Anerkennung für deinen prächtig glänzen-
    den Brustharnisch aussprechen, amtierender Hauptmann…«
    »Ordentlich wienern, Herr! Darauf kommt es an, Herr!« Schweiß
    strömte über Colons Gesicht.
    »Oh, gut. Ich bin sicher, du hast besonders hingebungsvol ge-
    wienert. Mal sehen…« Lord Vetinari nahm ein Blatt Papier von
    einem der kleinen Stapel vor ihm.
    »Nun, amtierender Hauptmann…«
    »Herr!«
    »Ja. Nun, mir liegt hier eine weitere Beschwerde vor, welche die
    übereifrige Verwendung von Klammern betrifft. Du weißt be-
    stimmt, wovon ich rede.«
    »In der Tat. Es verursachte einen sehr großen Verkehrsstau,
    Herr!«
    »Zweifel os. Dafür ist es bekannt. Immerhin handelt es sich um
    das Opernhaus.«
    »Herr!«
    »Der Eigentümer meint, die großen gelben Klammern an jeder
    Ecke beeinträchtigten Charakter und Stil des Gebäudes. Und sie
    hindern ihn natürlich daran, es einfach wegzufahren.«
    »Herr!«
    »Ja. Ich glaube, in diesem Fal ist Diskretion angebracht, amtie-
    render Hauptmann.«
    »Man muss den anderen ein Beispiel geben, Herr!«
    »Ah. Ja.« Der Patrizier hielt ein anderes Blatt Papier so behutsam
    zwischen Daumen und Zeigefinger, als wäre es ein sehr seltenes
    und kostbares Geschöpf. »Die ›anderen‹ sind… Mal sehen, ob ich
    mich daran erinnern kann… Normalerweise vergisst man so etwas
    nicht leicht. Ah, ja… drei weitere Gebäude, sechs Brunnen, drei
    Statuen und der Galgen in der Unvergleichlichen Straße. Oh, und
    mein eigener Palast.«
    »Mir ist natürlich klar, dass du ihn aus beruflichen Gründen ge-
    parkt hast, Herr!«
    Lord Vetinari zögerte. Es fiel ihm schwer, mit Frederick Colon
    zu reden. Er bekam es täglich mit Leuten zu tun, die Konversation
    für ein sehr komplexes Spiel hielten. Bei Colon musste er auf ein
    viel niedrigeres Niveau hinabklettern, um nicht dauernd übers Ziel
    hinauszuschießen.
    »Seit einiger Zeit beobachte ich deine Karriere mit beträchtlicher
    und weiter wachsender Faszination, und in diesem Zusammen-
    hang stelle ich fest, dass die Wache inzwischen nur noch aus
    zwanzig Personen zu bestehen scheint.«
    »Herr?«
    »Vor nicht al zu langer Zeit hatte die Wache noch sechzig Ange-
    hörige.«
    Colon wischte sich Schweiß vom Gesicht. »Es ging darum, das
    morsche Holz herauszuschneiden, Herr! Die Wache sol te schlan-
    ker und schlagkräftiger werden, Herr!«
    »Ich verstehe. Die Anzahl der Disziplinarmaßnahmen, die du ge-
    gen deine Männer verhängt hast…« Der Patrizier nahm ein ziem-
    lich dickes Dokument zur Hand. »… erscheint mir ein wenig über-
    trieben. Hier werden nicht weniger als hundertdreiundsiebzig Fäl e
    von Anstarren-ohne-anzusehen, verspottendem Mit-den-Ohren-
    wackeln und abfäl igem Die-Nase-rümpfen erwähnt.«
    »Herr!«
    »Abfälliges Die-Nase-rümpfen, amtierender Hauptmann?«
    »Herr!«
    »Oh. Und ein Vorwurf gegen Obergefreiter Schuh lautet: ›Er ließ
    den Arm in aufsässiger Weise abfallen.‹ Kommandeur Mumm hat
    den Mann immer sehr gelobt.«
    »Er ist ein hinterlistiger Bursche, Herr! Den Toten kann man
    nicht trauen!«
    »Den meisten Lebenden ebenfal s nicht, wie es scheint.«
    »Herr!« Colon beugte sich vor, und sein glänzendes Gesicht ver-
    wandelte sich in eine verschwörerische Grimasse. »Unter uns ge-
    sagt, Herr… Kommandeur Mumm war zu nachsichtig. Er ließ den
    Männern zu viel durchgehen. Nicht einmal Zucker ist vor ihnen
    sicher, Herr!«
    Vetinari kniff die Augen zusammen, doch die Teleskope auf dem
    Planeten Colon waren viel zu primitiv, um seine Stimmung zu
    erkennen.
    »Ich erinnere mich daran, dass er zwei Wächter erwähnte, die mit
    ihrem Verhalten und al gemeiner Nutzlosigkeit den übrigen Män-
    nern ein schlechtes Beispiel geben«, sagte der Patrizier.
    »Genau das meine ich!«, erwiderte Colon triumphierend. »Ein
    fauler Apfel ruiniert die ganze Tonne!«
    »Ich glaube, inzwischen gibt es nur noch einen Korb«, sagte der
    Patrizier. »Beziehungsweise ein Körbchen.«
    »Sei deshalb unbesorgt, Euer Exzel enz! Ich bringe die Dinge in
    Ordnung und werde sicherstellen, dass sich die Leute am Riemen
    reißen.«
    »Du hast zweifellos das Potenzial, mir weitere Überraschungen
    zu bescheren«, sagte Vetinari und lehnte sich zurück. »Du bist

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