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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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gab.
    Evalina Krauss schien nicht viel zu vertragen und wurde bald auf sympathische Weise sehr albern. Klara Vangelis trank den ganzen Abend Saft und aß für zwei.
    Â»Da sind ja noch welche drin!«, stellte Balke fest, als es gegen zehn ans Aufräumen ging, und deutete auf einen der vermeintlich leeren Bierkästen, in der sich noch drei verschlossene Flaschen befanden. »So was Blödes. Jetzt sind sie natürlich warm.«
    Nicht nur er hatte inzwischen ein wenig Mühe mit den Zischlauten.
    Neben der werdenden Mutter schien nur Runkel noch nüchtern zu sein. Der stocherte emsig in der Glut herum, obwohl es längst nichts mehr zu grillen gab. Sönnchen war schon um kurz vor acht aufgebrochen. Chorprobe.
    Wo versteckt man am besten eine Bierflasche?, hatte Theresa gefragt.
    In einer Bierkiste, logisch. Da, wo sie nicht auffällt. An einem Ort, der so naheliegend ist, dass man ihn gar nicht in Betracht zieht.

    Eine halbe Stunde später standen wir vor der Ruine des Bella Napoli. Balke hatte in aller Hast einen Schlüssel zu dem Vorhängeschloss organisiert, welches seit nun schon neun Wochen die provisorische Brettertür sicherte.
    Â»Betreten verboten!«, stand auf einem großen, rot umrandeten Warnschild. »Lebensgefahr!«
    Balke fummelte eine Weile an dem Schloss herum.
    Â»Es ist der falsche Schlüssel«, sagte er schließlich. »Erst habe ich gedacht, ich bin zu besoffen dazu. Aber er passt tatsächlich nicht.«
    Â»Oder es ist das falsche Schloss.«
    Klugerweise hatte mein Mitarbeiter nicht nur an eine starke Taschenlampe gedacht, sondern auch an ein Brecheisen. Er setzte an, und in der nächsten Sekunde lagen Schloss samt Beschlägen am Boden. Inzwischen war es halb elf, und ich fühlte mich wie ein Dieb, als wir eintraten.
    Innen stank es auch jetzt noch nach kaltem Rauch, verschmortem Kunststoff und modriger Feuchtigkeit. Wir durchquerten den völlig ausgebrannten Gastraum, dessen Fußboden tatsächlich lebensgefährlich war, wenn man neben die Balken trat. In der Küche sah es schon etwas besser aus. An der Rückseite fanden wir die Kellertür. Sie war verschlossen. Der Schlüssel fehlte. Balke übergab mir die Lampe, das Brecheisen kam zum zweiten Mal zum Einsatz.
    Vorsichtig stiegen wir die vom Löschwasser immer noch feuchte und von herabgeschwemmter Asche teuflisch rutschige Steintreppe hinab. Von unten wehten uns nasse Kälte entgegen und noch mehr Modergeruch. Am Fußende der Treppe eine Pfütze.
    Der Lichtkegel von Balkes Lampe geisterte umher.
    Gerümpel überall. Gerümpel von Generationen, Spinnweben, Schmutz von Jahrzehnten. Das Wrack eines Handwagens entdeckte ich, der vermutlich in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Nahrungsbeschaffung gute Dienste geleistet hatte, zwei hoffnungslos zusammengerostete Kinderwagen, deren ehemalige Passagiere demnächst das Rentenalter erreichen dürften, eine ausgediente Badewanne hochkant an die Wand gelehnt, aus der Beuys ein Kunstwerk gezaubert hätte, stapelweise mit einer dicken Staubschicht überzogene Holzkisten voller leerer Weinflaschen, Reste eines Lattenzauns, eine museumsreife Waschmaschine.
    Balke strebte auf ein dunkles, türloses Loch im Hintergrund zu. Auch der hintere Raum war über und über vollgestopft mit Sperrmüll und inzwischen vielleicht schon wieder wertvollen Kuriositäten. Hier schien die Unordnung noch größer zu sein als im ersten Raum.
    Plötzlich blieb der Lichtkegel an einer bestimmten Stelle am Boden kleben. Balke trat zwei Schritte vor, bückte sich und hob etwas auf. Dieses Etwas funkelte und blitzte im Licht.
    Â»Wow!«, sagte er. »Ich glaube, hier sind wir richtig, Chef!«
    Was er in der Hand hielt, war ein mit weißen Steinen besetztes Goldcollier.
    Â»Wenn das Ding so echt ist, wie es aussieht«, sagte mein Untergebener andächtig, »dann kostet es sechsstellig.«
    Das Nächste, was wir entdeckten, war ein erst kürzlich herausgebrochenes Loch in der Außenwand zur Straßenseite hin. Das Loch war rund und hatte einen Durchmesser von vielleicht einem halben Meter. Davor lagen große Granitsteine und Mörtelbrocken verstreut. Wer immer hier gepickelt hatte, hatte es eilig gehabt. Schräg im Raum stand ein wurmstichiger und unten bereits faulender Kleiderschrank, den vermutlich jemand vor das Versteck gestellt hatte.
    Balke ging in die Hocke und leuchtete in die

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