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Der fünfte Mörder

Titel: Der fünfte Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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sie wieder. Dafür kommen andere. So geht der Ringelreihen schon seit Jahren.«
    Die Kollegen von der Spurensicherung hatten inzwischen begonnen, das Wrack des Cayenne und seine nähere Umgebung zu untersuchen. Irgendwo begann eine Kirchturmuhr zu schlagen.
    Zwölf Uhr. Mittag.
    Meine Töchter fielen mir ein, die allein zu Hause saßen und sich vermutlich wunderten, wo ihr Vater wieder einmal blieb.
    Â»Ist Ihnen etwas von Streitereien in Zuhälterkreisen bekannt?«, fragte ich meinen jetzt ein wenig freundlicher gestimmten Dezernatsleiter.
    Â»Nicht, dass ich wüsste. Der Bulgare ist zu klein, als dass die anderen ihn ernst nehmen würden.«
    Â»Wer sind momentan die anderen?«
    Das rot-weiße Absperrband um den Cayenne flatterte fröhlich im Wind. Die drei Spurensicherer, von denen man wegen ihrer weißen Schutzanzüge nicht sagen konnte, ob es Männlein oder Weiblein waren, krochen um den Ort der Explosion herum und suchten Zentimeter für Zentimeter den Boden ab. Hin und wieder wurde etwas in ein Klarsichttütchen getan und sorgfältig in eine große, silberne Metallbox gesteckt.
    Â»Bis vor ein paar Jahren haben die Russen den Ton angegeben«, sagte Kollisch. »Später haben sich die Rumänen breitgemacht, aber für die läuft es in letzter Zeit ja nicht so besonders. Momentan ist es eigentlich friedlich in der Szene.«
    Ich sah Kollegen, teils in Zivil, teils in Uniform, mit Notizblöcken bewaffnet die Passanten befragen, Personalien feststellen, Aussagen notieren. Auf Klara Vangelis war Verlass. Sie war meine beste und zuverlässigste Mitarbeiterin, die jederzeit klaglos auch an Wochenenden Dienst tat, obwohl sie seit Januar verheiratet war.
    Ich verabschiedete mich von Kollisch und wählte, da ich das Handy schon einmal in der Hand hatte, meine eigene Nummer. Es tutete eine Weile, aber niemand nahm ab. Vermutlich schliefen meine Töchter noch und hatten meine Abwesenheit gar nicht bemerkt. Gestern Abend waren sie auf der Geburtstagsparty eines Klassenkameraden gewesen, dem zurzeit angesagtesten Jungen der ganzen Mittelstufe, wie ich ihrem aufgekratzten Getuschel bei den umständlichen und zeitraubenden Vorbereitungen entnommen hatte. Fast zwei Stunden hatten sie damit verbracht, sich aufzuhübschen, und als sie später duftend und gickelnd aufbrachen, sahen sie aus, als ginge es nicht zu einer Party, sondern auf eine schräge Modenschau.
    Die Eltern des Geburtstagskinds hatten die Veranstaltung diskret im Auge behalten und ihre jugendlichen Gäste spät nachts sogar nach Hause chauffiert. Nach dem Lärm zu schließen, den meine Mädchen bei ihrer Heimkehr produzierten, musste es eine gelungene Party gewesen sein. Mir graute ein wenig vor den drohenden Berichten, wer sich jüngst in wen verliebt oder mit wem schon wieder zerstritten hatte.
    Ich steckte das Handy ein und ging zu meinen Spurenspezialisten hinüber. »Und?«, fragte ich den Chef der Gruppe.
    Er hob die Achseln. »Hab’s grad schon der Frau Vangelis erklärt. Der Sprengsatz hat direkt unterm Tank gesessen. Großes Glück, dass der Cayenne ein Diesel gewesen ist und kein Benziner. Sonst würd’s hier ganz anders aussehen. Schade um das schöne Auto.«

3
    Balkes Jeans waren schmutzig, ein Ärmel des olivgrünen T-Shirts beim heldenhaften Einsatz am Neckarufer zerrissen. Sein gerötetes Gesicht verriet, dass er sich zu lange in der Sonne aufgehalten hatte. Er stammte aus dem hohen Norden Deutschlands, war hellblond und vertrug Sonne schlecht. Klara Vangelis dagegen wirkte wie frisch aus dem Ei gepellt, dabei war sie seit heute Morgen um halb sieben im Dienst. Obwohl Tochter griechischer Eltern, war sie in Deutschland geboren und aufgewachsen.
    Mittlerweile war es zwei Uhr geworden, und wir saßen in der Polizeidirektion bei einer ersten, improvisierten Fallbesprechung zusammen.
    Zwischenzeitlich war ich kurz zu Hause gewesen, hatte mich umgezogen und notdürftig die Rußspuren von Händen und Gesicht gewaschen. Meine Hose hatte beim erfolglosen Löschversuch ein Brandloch und mein schönes dunkelblaues Poloshirt große, ölige Rußflecken davongetragen, die auch die chemische Reinigung nicht wieder herausbekommen würde. Meine Töchter hatte ich nicht zu Gesicht bekommen. Ich hatte ihnen einen Zettel auf den Küchentisch gelegt, damit sie wenigstens wussten, wo ich steckte, sollten sie vor dem Abend das

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