Der Fürst der Dunkelheit
und die Leiche …
Die Knochen waren wieder zur Hälfe mit Fleisch bedeckt, sie sah aus wie ein Requisit aus einem Horrorfilm. Die Augen waren geöffnet, aber blicklos. Der Mund war zu einem Zähnefletschen verzerrt.
Ihre Reißzähne glänzten.
Mit im Tod verkrampften Fingern umklammerte sie einen Pflock, der aus ihrer Brust ragte.
“Jetzt haben Sie sie wirklich erledigt”, sagte Mark und sah Canady an.
“Das musste ich. Ich weiß, Sie haben gehofft, dass sie zurückgebracht werden könnte, um uns zu helfen, aber daraus wird nun nichts mehr. Und nach dem, was ich hier heute Nacht gesehen habe, müssen wir wirklich sehr vorsichtig sein.” Er deutete auf den bewusstlosen Nachtwächter. “Fast hätte sie ihn erwischt. Es scheinen einige recht neue Rekruten in Stephans Truppe zu sein. Auf ‘Asche zu Asche, Staub zu Staub’ können wir uns nicht mehr verlassen, wenn wir sie endgültig loswerden wollen. Wenn Sie einen von ihnen töten, schlagen Sie ihm auf jeden Fall den Kopf ab. Ich sorge dann schon für die notwendigen Erklärungen.”
“Genau wie Stephan, wenn er diejenigen in den Fluss wirft, die er nicht haben will”, sagte Mark bitter.
“Sie müssen sichergehen, dass sie wirklich hinüber sind”, sagte Sean mit Nachdruck. “Ich habe hier eine Gemeinde der Lebenden zu beschützen. Ich weiß, dass Sie Informationen brauchen, aber die können Sie nicht auf Kosten anderer erwerben.”
Mark betrachtete den am Boden liegenden Nachtwächter. Der arme Kerl sah wirklich ziemlich mitgenommen aus. “Wie heftig haben Sie denn zugeschlagen?”
“Der kommt schon wieder zu sich.”
“Wie viel hat er gesehen?”
Canady zuckte die Achseln. “Zu viel. Aber mit dieser Beule am Kopf wird er nichts sagen. Wer sollte ihm schon glauben?”
“Sie müsste gleich wieder anfangen zu verwesen”, sagte Mark.
“Ich will, dass sie mehr als nur verwest”, sagte Canady knapp.
“Falls sie doch wieder zurückkommen würde …”
“Mark, wir können solche Risiken nicht eingehen. Beinahe hätte sie den armen Bernie erwischt. Ich kam gerade noch rechtzeitig.”
“Na schön”, sagte Mark. “Was jetzt?”
Sean reichte ihm eine Knochensäge. Mark nickte und machte sich an die Arbeit. Jemandem den Kopf abzusägen war kein leichtes Unterfangen.
Als sie das erledigt hatten, fragte er Canady: “Und wie wollen Sie das hier erklären?”
“Gar nicht. Ich werde beten, dass sie bis morgen vollständig verwest ist.”
“Und was ist mit dem Nachtwächter?”
“Den werde ich wieder an seinen Schreibtisch setzen. Mit etwas Glück wird er annehmen, er hätte etwas zu oft ganz allein unter lauten Toten gearbeitet.”
“Nun ja, ich nehme an, Sie wissen, was Sie tun.”
Canady hob die Schultern. “Das ist jedenfalls das Beste, was mir im Augenblick einfällt. Ich mache mich gleich wieder auf den Weg zurück zum Krankenhaus, um dort nach dem Rechten zu sehen. Und wo werden Sie sein? Wieder im Montresse House?”
Mark schüttelte den Kopf. “Nein. Ich kann nicht einfach herumsitzen und warten. Ich muss unbedingt Stephans Versteck finden. Er wendet Guerillataktiken gegen uns an, sucht sich immer wieder andere Opfer aus. Er versucht, uns so beschäftigt zu halten, dass er am Ende doch noch an Lauren herankommen kann. Ich muss ihn vorher erwischen.”
“Was, glauben Sie, wird er als Nächstes machen?”, fragte Canady.
“Ich weiß es nicht, aber ich bete zu Gott, dass ich ihn finde, bevor er es tun kann”, erwiderte Mark.
Deanna war immer noch sehr schwach und außerdem ganz krank vor Sorge um Jonas.
Auch Lauren machte sich um ihn Sorgen, allerdings nicht aus denselben Gründen.
Stacey hatte eine köstliche Suppe gekocht, die Deanna bei sich behalten konnte, sodass sie wenigstens langsam wieder zu Kräften kam, auch wenn die draußen lauernde Gefahr noch nicht gebannt war.
Aber in dieser Nacht, mit Stacey, Bobby und Big Jim im Haus, schien es Lauren so, als ob die Dinge sich langsam zum Guten wenden könnten.
Deanna schaffte es tatsächlich, ganz allein zu duschen, während eine von ihnen vor der Dusche wartete, bereit, ihr ein Handtuch zu reichen und sie wieder ins Bett zu geleiten.
Big Jim schlug vor, sie sollten sich alle in Deannas Zimmer versammeln und Trivial Pursuit spielen, und obwohl Lauren zunächst keine Lust dazu hatte, war sie doch erfreut darüber, wie begeistert ihre Freundinnen von der Idee waren. Doch sosehr sie es auch versuchte, sie konnte sich nicht auf das Spiel konzentrieren. Sie war
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