Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fürst der Dunkelheit

Der Fürst der Dunkelheit

Titel: Der Fürst der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
Vom Netzwerk:
feststellen müssen, dass es viel schlimmere Gerüche gab.
    Den von Blut, zum Beispiel.
    Sean war ein ziemlich hilfsbereiter Kerl, wie Mark trocken für sich feststellte. Der Polizist verschaffte ihm Zugang zu Orten, an die er sonst nicht gelangt wäre.
    Wie etwa Leticias Zimmer im Krankenhaus, vor das Sean einen seiner Beamten abkommandiert hatte.
    Leticia war an das Bett gefesselt, wie Mark bemerkte, als sie das Zimmer betraten. Judy Lockwood war auch noch da, sie saß in einem dieser großen Krankenhausstühle, die man in ein Bett verwandeln konnte. Sie summte vor sich hin und strickte an einem Pullover.
    Judy hatte ihre eigene Verteidigung gegen böse Mächte mitgebracht. Das Fensterbrett war mit etwas Erde bedeckt, was Mark als eine Art Glücksbringer erkannte, von dem Judy wohl annahm, er würde für die Sicherheit ihrer Nichte sorgen. Auf dem Nachttisch stand außerdem ein sehr großes Kreuz.
    “Wie geht es ihr denn?”, fragte Sean.
    “Jetzt schläft sie wie ein Baby”, antwortete Judy, wobei sie keine Masche ausließ und gleichzeitig Sean anlächelte. “Vielen Dank, dass Sie auf mich gehört haben.”
    Sean nickte. “Das hier ist ein Freund von mir, Ms. Lockwood. Mark Davidson. Ich glaube, Sie sind sich schon mal begegnet.”
    Judy musterte ihn. “Gut”, sagte sie nach einer Pause. “Sie werden uns also helfen, Mr. Mark?”
    “Ich werde mein Bestes tun. Wenn Leticia aufwacht, muss ich mit ihr reden. Ich hoffe, sie kann mir verraten, wo sie gewesen ist.”
    Judy nickte. “Dann setzen Sie sich doch, junger Mann.”
    “Ich lasse Sie jetzt hier, Mark, und gehe rüber ins Lei… ins Revier”, sagte Sean. “Judy, Sie können mich jederzeit anrufen.”
    “Das werde ich, Lieutenant”, sagte sie und fixierte Mark. “Und noch einmal vielen Dank”, fügte sie sanft hinzu.
    Sean nickte den beiden zu und ging. Mark wandte sich an Judy.
    “Ms. Lockwood, sind Leticias Kleider in dem Schrank da?”
    Sie nickte.
    “Darf ich sie mir mal ansehen?”
    Sie sah ihn sehr lange an. “Man hat mir erzählt, Sie hätten es geschafft, sie zu beruhigen. Die Polizisten haben das nicht geschafft. Niemand konnte es. Aber Sie haben sie beruhigt.”
    “Äh, ja.”
    Er erschrak, als sie ihn plötzlich am Kragen packte. “Wird sie wieder gesund werden?”, wollte sie voller Anspannung wissen.
    Irgendwoher weiß diese Frau Bescheid, dachte Mark. Vielleicht ist ihr gar nicht wirklich klar, was sie eigentlich weiß; vielleicht hat sie lediglich einen besonderen Instinkt. Aber irgendwie ahnt sie, dass hier mehr vorgeht, als es den Anschein hat.
    “Das hoffe ich sehr”, sagte er.
    “Ich liebe dieses Mädchen”, äußerte Judy mit stiller Überzeugungskraft. “Sie müssen Folgendes verstehen: Ich liebe dieses Mädchen mehr als mein eigenes Leben. Ich liebe sie so sehr, dass ich sie töten würde, wenn es sein muss. Verstehen Sie, was ich sage, junger Mann?”
    “Sie braucht viel Blut”, sagte er sanft. “Sehr viel.”
    Judy lehnte sich zurück, ihn nicht aus den Augen lassend. “Das bekommt sie ja.”
    “Man muss sie im Auge behalten.”
    “Ich werde nicht von ihrer Seite weichen.”
    Er zögerte. “Sie müssen sehr vorsichtig sein. Sie müssen jeden ganz genau beobachten, der dieses Zimmer betritt.”
    “Das werde ich tun”, versicherte ihm Judy.
    Er nickte.
    “Ihre Sachen sind alle in dem Schrank.”
    Er dankte ihr.
    Leticias Schwesterntracht verriet ihm nicht viel; sie war von Blut durchtränkt, was er nicht anders erwartet hatte. Dann sah er sich ihre Schuhe an. Die Sohlen waren dick mit getrocknetem dunklen Schlamm und Sumpfgras bedeckt.
    Er stellte die Schuhe wieder hin. Er war überrascht, dass Stephan die Krankenschwester nicht tatsächlich getötet hatte. Das hielt er für ein kleines Wunder. Dann zuckte er zusammen, als er an all das dachte, was heute passiert war.
    An die verwesende Leiche, die jetzt im Leichenschauhaus lag.
    Nefertiti.
    “Ich bete für mein kleines Mädchen”, sagte Judy, die eifrig weiterstrickte. “Ich bete für sie. Sie werden auch für sie beten, nicht wahr, Mark?”
    “Ja”, sagte er nur.
    “Gehen Sie jetzt. Ich werde hier sein. Tag und Nacht. Komme, was da wolle. Sie können sich auf mich verlassen.”
    Er lächelte, ging zu einem Tisch, auf dem ein Stift und Papier lag, und schrieb seine Handynummer auf. “Wenn sie aufwacht …”
    “Ich rufe Sie sofort an.”
    “Vielen Dank.”
    Mark verließ das Krankenhaus. Draußen wurde es langsam dunkel.
    Sein Handy klingelte. Es

Weitere Kostenlose Bücher