Der Fürst der Dunkelheit
tatsächlich wieder einschlafen. Mark war froh darüber; sie war völlig aufgedreht gewesen, aber gleichzeitig extrem müde.
Und was Deanna anging …
Da Jonas nun bei ihr war, schien es ihr erstaunlich viel besser zu gegen. Vor Kurzem war eine Krankenschwester da gewesen und hatte ihnen mitgeteilt, dass sie nicht glaube, dass Deanna weitere medizinische Betreuung benötige. Darüber war Mark sehr erleichtert. Er mochte es nicht, wenn Fremde ins Haus kamen.
Es war später Vormittag, als er endlich Gelegenheit bekam, mit Jonas zu sprechen. Vorher musste er länger mit Sean Canady telefonieren, der ihn eindringlich bat, möglichst keine weiteren Fensterscheiben mehr zu zerbrechen. Oder vier Stockwerke tief aus Gebäuden zu stürzen und dann in aller Öffentlichkeit einer jungen Frau ein Kantholz ins Herz zu stoßen.
“Ich bin ja froh, dass Ihnen nichts passiert ist”, sagte Sean abschließend. “Übrigens habe ich Maggie gebeten, nachher im Montresse House vorbeizukommen. Sie kann den anderen ein paar Dinge abnehmen, damit Sie sich etwas ausruhen können.”
Mark war dem Polizisten außerordentlich dankbar. Mit Maggie im Haus musste er sich nicht so große Sorgen machen, wenn er selbst unterwegs war. Er hatte unglaublich großes Vertrauen zu dieser Frau, die tatsächlich selbst einmal ein Vampir gewesen war, obwohl ihm immer noch nicht klar war, wie es möglich sein konnte, dass sie sich in einen Menschen zurückverwandelt hatte.
Ich bin niemals wirklich gestorben, hatte sie ihm gesagt.
Das musste den Unterschied ausmachen. Er hatte in den letzten Jahren viel zu sehen bekommen, aber Maggie Canady war einzigartig. Ihm war nie der Gedanke gekommen, ihre Worte anzuzweifeln.
“Also schön, wo hast du gesteckt?”, fragte er Jonas, als er endlich allein mit ihm am Küchentisch saß.
“Ich war im Krankenhaus, und plötzlich schien irgendwas nicht zu stimmen.”
“Und zwar?”
Jonas sah ihn an und legte den Kopf schräg. “Ich habe einfach gespürt, dass etwas nicht stimmte. Also habe ich draußen im Flur nachgesehen, und da war ein Arzt. Nur war er gar kein Arzt, weißt du? Jedenfalls bin ich ihm gefolgt. Er ging raus ins Parkhaus. Es war eine Falle. Eine ganze Meute von ihnen hat sich auf mich gestürzt. Irgendwie habe ich es geschafft, ihnen zu entkommen, aber sie hatten mich ziemlich übel zugerichtet, und ich glaubte nicht, dass ich es überleben würde. Jedenfalls muss ich ohnmächtig geworden sein. Als ich wieder zu mir kam, lag ich in der Notaufnahme. Sobald ich konnte, bin ich von da getürmt, aber da war im ganzen Krankenhaus schon die Hölle los. Ich war auf dem Weg hierher, weil ich gehört hatte, wie jemand sagte, Deanna wäre hierhin gebracht worden, und da bin ich ihm über den Weg gelaufen. Stephans General würdest du ihn wohl nennen, nehme ich an. Ich habe ihn erledigt.”
Jonas klang ziemlich stolz, und wenn er die Wahrheit sagte, hatte er dazu auch allen Grund. Aber war es die Wahrheit?
Oder war das alles nur sehr gut gespielt?
Mark lehnte sich zurück und musterte ihn. Er sah jetzt wieder ganz gesund aus, in einem frisch gebügelten Hemd und Jeans von Bobby.
Aber es musste überhaupt nichts zu bedeuten haben, wie er aussah.
“Und wie geht’s dir inzwischen?”
“Prima. Ich bin gut in Form”, sagte Jonas.
Mark trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Er würde diesen Mann nicht hier im Haus zurücklassen, nicht einmal, wenn Maggie da wäre.
“Du glaubst also, Stephan hat sich Zutritt zum Krankenhaus verschafft, indem er sich als Arzt verkleidete?”
“Darauf würde ich wetten. Einem Arzt stünden dort alle Türen offen.”
Mark holte sein Handy hervor und rief im Krankenhaus an. Er bat, mit dem Zimmer von Leticia Lockwood verbunden zu werden.
Judy Lockwood hob den Hörer ab. Sie klang erfreut, seine Stimme zu hören. “Leticia scheint es viel besser zu gehen. Sie kann noch keine zusammenhängenden Sätze von sich geben, aber sie hat ein paarmal die Augen aufgemacht. Sie scheint völlig verwirrt zu sein, die Arme. Aber uns geht es gut. Furchtbar nett von Ihnen, sich zu erkundigen.”
Nach kurzem Zögern sagte er: “Judy, Sie müssen jeden genau im Auge behalten, der das Zimmer betritt – und zwar einschließlich der Ärzte. Am besten lassen Sie überhaupt niemanden rein, okay?”
Er hörte sie leise kichern. “Das weiß ich doch, Sie Dummkopf”, versicherte sie ihm. “Außerdem habe ich die Karte von diesem netten Polizisten, und Ihre Nummer habe ich auch, falls
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