Der Fürst der Dunkelheit
so viel stand schon mal fest. Mark hatte das Flattern von Flügeln gehört. Er leuchtete mit der Taschenlampe in Richtung des Geräuschs. Vor Wut kreischend wollte die Kreatur ausweichen. Er schwang den schweren Hammer, was die Kreatur verblüffte. Sie fiel zu Boden, wie vom Blitz gefällt. Seine Pflöcke waren rasiermesserscharf zugespitzt, und er zielte exakt; sofort hatte er ihr den Pflock ins Herz getrieben. Ein unangenehmer Geruch stieg auf, als die Kreatur sterbend nach Luft schnappte und sich nach einem Aufblitzen von Feuer in Staub und Ruß verwandelte. Sie löste sich nicht vollständig auf; der Schädel rollte über den Fußboden und stieß gegen einen Armknochen. Während Mark das noch beobachtete, hörte er wieder ein Flattern; dieses Mal hatte eines dieser abscheulichen Wesen es auf Jonas abgesehen.
Jonas schrie auf und duckte sich, aber er kopierte Marks schnelle Bewegung und schwang den Hammer genauso gut. Sie mussten diese Biester in der Luft erwischen, zu Boden schlagen und ihnen sofort den Pflock ins Herz treiben. Das schien die richtige Methode zu sein.
Mark ließ den Lichtstrahl durch den Raum gleiten. Der Fußboden war partiell durchlöchert, er konnte in den Keller darunter blicken.
“Die meisten werden da unten sein”, sagte er zu Jonas. “Und hoffentlich schlafen.”
Jonas schluckte schwer. “Gehen wir.”
Sie entdeckten die Treppe. Jonas wäre wegen einer vermoderten Stufe beinahe gestürzt, aber Mark konnte ihn festhalten. Der Keller war voller Särge, einige verhältnismäßig neu, andere uralt und verrottend. “Nimm dir zuerst die alten vor”, sagte Mark.
“Sollten wir sie nicht zu zweit erledigen?”, fragte Jonas mit belegter Stimme.
“Siehst du nicht, wie viele das sind?”
“Ähm, doch.”
“Wir haben nicht genug Zeit, um das zusammen zu machen.” Mark ging zu einem Sarg, der der älteste überhaupt zu sein schien, und klappte ihn schnell auf. Die Frau, die darin schlief, war jung und schön und trug ein elegantes Kleid aus einer lange vergangenen Epoche, von einem weit entfernten Ort. Er schätzte, dass sie im späten 18. Jahrhundert zu dem geworden war, was sie jetzt war.
“Mein Gott”, ächzte Jonas hinter ihm. “Dieser Engel kann doch nicht eine Kreatur des Bösen sein.”
Mark starrte ihn an.
Die Frau riss plötzlich die Augen auf und starrte sie schockiert und wütend an. Sie entblößte die Zähne und gab ein hasserfülltes Zischen von sich.
“Mist”, sagte Jonas.
“Das hättest du wissen müssen”, rief Mark.
Gerade als sie anfing, sich zu bewegen, setzte er ihr den Pflock ans Herz. Sie war nicht schnell genug. Er hämmerte ihr die Spitze des Pflocks in die Brust. Sie öffnete noch einmal den Mund, gab aber keinen Ton mehr von sich. Stattdessen drang Blut heraus. Sie hatte sich erst kürzlich satt getrunken. Jetzt verwandelte sie sich, das schöne Gesicht wurde zum Skelett, und dann war sie nur noch Ruß und Asche.
Mark hörte ein Rascheln im nächsten Sarg und drehte sich zu Jonas um. “Verdammt noch mal,
los
!”
Jonas schluckte und setzte sich in Bewegung.
“Die Alten. Zuerst die Alten”, rief Mark ihm in Erinnerung, dann trat er an den Sarg, aus dem das Rascheln kam. Als er die Klappe aufschwang, war der würdevolle alte Vampir aus Edward’scher Zeit schon bereit.
Mark aber auch.
Diese Kreatur knurrte nicht einmal, ließ auch kein Kreischen hören. Dieser Vampir explodierte in aller Stille, nur schwarze Asche stieg auf.
Mark ging jetzt schneller vor. Nach einiger Zeit hörte er Jonas aufstöhnen. Besorgt drehte er sich zu ihm um. Aber mit Jonas war alles in Ordnung. Er stand über einen offenen Sarg gebeugt und hatte das Gesicht zu einer Grimasse des Abscheus verzogen.
“Puh”, flüsterte er. “Der ist ja eklig.”
Mark biss voller Ungeduld die Zähne zusammen. “Los, weiter, und mach schnell. Sie wachen auf.”
Hastig schlug er die Deckel der Särge zurück, ohne sich um den Lärm zu kümmern, den das verursachte. Als sie endlich die letzten beiden Särge erreichten, waren die Vampire bereits herausgestiegen und bereit zum Kampf. Jonas schrie überrascht auf, als einer ihn an der Schulter packte und in den Hals beißen wollte.
Mark zog seine Wasserpistole mit dem Weihwasser.
Getroffen, stieß das Wesen einen Schrei wie eine Hexe aus. Mark schoss noch einmal, aber inzwischen hatte Jonas wieder die Oberhand gewonnen. Von seinem Pflock tropfte noch das Blut der bereits getöteten Vampire, und er rammte ihn in die zappelnde
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