Der Fürst der Dunkelheit
wiederholte den Satz in sein Handy.
“Ihr geht’s gut.”
Er nickte Jonas zu, der tatsächlich zitterte. Und trotzdem war Mark sich immer noch nicht sicher, ob dieser angeblich gute Vampir es wirklich ernst meinte. Schließlich hatte er dieses Haus entdeckt, in das die Kreaturen sich zum Ausruhen zurückzogen. Und das war nur ein Köder gewesen.
Er legte auf und sprintete zum Wagen.
Lauren stieg in ein Taxi, das sie zum Jackson Square brachte.
Es war noch hell, aber bald würde es Abend werden. Es war ein schöner, sonniger Tag gewesen, aber jetzt wurden violette und tiefrote Wolkenstreifen von der untergehenden Sonne angestrahlt.
Am Ende bedeutete Tageslicht aber auch nicht viel. Stephan konnte sich auch bei Tag draußen bewegen, wenn er das wollte. Die Dunkelheit verstärkte nur seine Macht.
Überall waren Menschen, bis jetzt gab es noch keine Schatten, aber trotzdem spürte Lauren wieder Furcht in sich aufsteigen, als sie über den Platz blickte und dorthin ging, wo sie Susan zuerst getroffen hatte.
Und wo sie Stephan zum ersten Mal in der Kristallkugel erblickt hatte.
Sie stand mitten auf dem Platz, gegenüber der Kathedrale, und spürte plötzlich eine kalte Brise auf der Haut, wie ein kühlender, zärtlicher Hauch.
Sie blickte sich um – und fragte sich, wie sie es hatte übersehen können.
Ein kleines Zelt war an der Stelle aufgeschlagen, wo Susans Platz gewesen war.
Es war dasselbe Zelt, das sie an jenem Abend betreten hatte, der jetzt schon unglaublich lange her zu sein schien.
Ein ganzes Leben lang her.
Mit zitternder Hand zog sie die Plane am Zelteingang zurück.
Und entdeckte Susan.
Deanna wusste nicht, was mit ihr nicht stimmte. Sie fühlte sich bestimmt nicht krank. Sie fühlte sich eher bestätigt. Und außerdem hatte sie das Gefühl, als würde sie sich zum ersten Mal im Leben wirklich verlieben.
In Jonas.
Das wäre mal eine “gemischte Ehe”.
Aber trotzdem, als sie im Salon von Montresse House stand und wusste, dass Jonas auf dem Weg war, spürte sie einen seltsamen Drang, von hier fortzugehen. Irgendetwas sagte ihr, dass sie dieses Haus verlassen musste. Und dass sie niemandem sagte durfte, wohin sie ging.
Sie hörte, wie Bobby und Big Jim sich am anderen Ende des Raums unterhielten. “Vielleicht hätten wir diesem Bastard Jonas niemals vertrauen dürfen”, sagte Bobby. “Vielleicht wäre Mark ohne ihn längst wieder hier.”
“Ich werde ihn umbringen”, sagte Big Jim wütend.
Raus hier, raus hier, sofort, befahl eine Stimme in Deannas Kopf. Verschwinde augenblicklich aus dem Haus. Komm zu mir.
Sie konnte ihn vor sich sehen, einen großen dunkelhaarigen Mann, und er gab ihr Zeichen, er lockte sie.
“Wir sollten uns besser für einen größeren Kampf bereit machen”, sagte Bobby. “Ich rufe Sean an. Wie es aussieht, wird das hier die entscheidende Kraftprobe.”
“Woher willst du das wissen?”, fragte Big Jim.
“Ich weiß es nicht”, gab Bobby zu. “Es ist nur so ein Gefühl, eine Ahnung. Ich habe gelernt, mich manchmal auf meine Intuition zu verlassen.”
Big Jim nickte wissend. “Okay”, sagte er nur, dann ging er in den hinteren Bereich des Hauses. Bobby folgte ihm.
Deanna blickte zur Haustür.
Komm zu mir. Hilf mir. Ich brauche deine Hilfe. Bitte!
Sie sah sich schnell um. Niemand war zu sehen.
Sie öffnete die Tür und ging hinaus.
Susan lag auf dem Boden und blutete aus einer klaffenden Wunde am Kopf.
Das Blut sprudelte auch aus ihrer Kehle.
Lauren schrie auf, kniete sich neben sie und suchte verzweifelt nach ihrem Puls. Gleichzeitig holte sie instinktiv ihr Handy heraus und tippte die Notrufnummer. “Susan, oh, Susan, es tut mir so schrecklich leid”, murmelte sie. Die Notrufzentrale meldete sich, und Lauren gab rasch ihren Standort durch. Draußen auf der Straße mussten doch Polizisten sein. Ganz in der Nähe musste es Hilfe geben.
“Oh Susan”, sagte sie verzweifelt.
Die Frau bewegte die Lippen.
Lauren beugte sich über sie, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Diese Frau war schwer verletzt, vielleicht fast schon tot. Aber sie musste versuchen, sie zum Reden zu bringen. Sie musste Stephan finden und Heidi retten.
“Er war hier, nicht wahr? Stephan war hier. Er hat Ihnen das angetan. Und jetzt muss ich ihn finden. Ich muss Heidi helfen. Susan, wo ist sie? Bitte, Sie müssen mir helfen.”
Sie hörte eine Sirene. Gott sei Dank. Hilfe nahte.
“Bitte, Susan!”
Die Frau bewegte erneut die Lippen.
Lauren beugte sich noch tiefer,
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