Der Fürst der Dunkelheit
Nacht sollten Sie wirklich abschließen”, sagte er zu ihr.
“Ich weiß. Meine Kinder wären sauer, wenn sie es wüssten.”
“Dazu haben sie auch allen Grund.”
“Aber ich habe heute Nacht noch ein Cottage belegt, oder etwa nicht?”, fragte sie gut gelaunt.
Er griff nach ihren Händen. “Das stimmt schon, aber es ist nicht sicher, Lilly. Bitte, schließen Sie in Zukunft viel, viel früher ab, okay?”
Sie ließ einen leisen Seufzer hören. “Ja, natürlich, Sie haben recht.” Sie zwinkerte ihm zu. “Aber verraten Sie mich nicht, okay? Wie auch immer, für uns beide ist es jetzt Zeit zum Schlafengehen. Morgen gibt es Kaffee und Croissants im Esszimmer gleich links von Ihnen oder draußen auf der Terrasse am Pool.”
“Toll. Vielen Dank. Ich hole eben meine Sachen aus meinem Zimmer, eine dieser fürchterlichen Hotelketten.” Er grinste. “Dann komme ich wieder.”
Nachdem sie ihn zur Tür gebracht und ihm nachgesehen hatte, hörte er, wie drinnen der Türriegel vorgeschoben wurde, und war erleichtert. Hier abzusteigen machte ihm ein bisschen zu schaffen; er konnte nur hoffen, dass er Lilly damit nicht in Gefahr brachte.
Aber wenn sogar er fand, dass diese Frau wie Katie aussah, dann würde es Stephan genauso gehen. Und er wusste, Stephan war hier irgendwo. Er war der Spur dieser Kreatur von den Abruzzen über Cannes bis nach Essex gefolgt, und schließlich hierher nach New Orleans. Mark war überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Stephan diese Frau entdeckte – wenn er das nicht längst getan hatte.
Denn Stephan war definitiv hier. Das konnte er spüren.
Mark hatte einfach nicht damit gerechnet, dass er unterwegs so vielen anderen Vampiren begegnen würde. Heute Nacht hätte er schwören können, dass er Stephan schließlich doch aufgespürt hatte, aber da hatte er falschgelegen. Glaubte er inzwischen etwa, jeder große dunkle Mann, von dem er einen flüchtigen Blick erhaschte, wäre Stephan?
Trotzdem hatte er heute Nacht allerhand geschafft. Dass er diesen Vampir auf dem Friedhof getötet hatte, bedauerte er nicht. Schließlich hatte er dadurch ein Menschenleben gerettet.
Und doch …
Das Verlangen nach Rache brannte wie Feuer in ihm. Und nun war alles so kompliziert geworden.
Weil es war, als ob Katie ins Leben zurückgekehrt wäre.
Ich schlafe … träume, dachte Lauren.
So musste es sein.
Sie war da, in der Bar. Und er war auch da.
Er sagte etwas, neckte sie, als wären sie schon ewig Freunde. Nein, Liebende, seit jeher. Sie konnte etwas riechen, das ihre Sinne erregte. Etwas, das nicht nur ihren Körper aufwühlte, sondern auch ihren Verstand, das von innen ihre Sinnlichkeit erweckte, ihre erotischsten Zonen berührte.
Dann berührte er sie. Streichelte sie.
Plötzlich wachte sie auf, in den Ohren ein Geräusch wie ein schwaches Klicken. Sie merkte, dass der Fernseher immer noch lief; jetzt kam Werbung für Diätpillen.
Der Traum lastete schwer auf ihr, aber sie wusste genau, dass ein Geräusch sie geweckt hatte, und zwar nicht eins aus dem Fernseher.
Die Tür. Sie hatte gehört, wie die Tür geöffnet wurde.
Sie sprang auf und sah sich um. Der Riegel war zurückgeschoben. Sie riss die Tür auf und kam erst hinterher auf den Gedanken, dass das blödsinnig war.
Aber sie war froh, dass sie es getan hatte.
Draußen stand Deanna am Pool und redete laut, als würde sie mit jemandem ein Gespräch führen, der unsichtbar war oder vielleicht gerade gegangen.
Lauren rannte zu ihrer Freundin, rief ihren Namen. “Deanna!”
Deanna rührte sich nicht.
Lauren packte sie bei den Schultern und sah ihr in die Augen. Die Pupillen waren glasig. Deanna nahm sie überhaupt nicht wahr.
“Hey!” Sie schüttelte ihre Freundin. Keine Reaktion. “Deanna!” Ein kräftigeres Schütteln.
Deanna kam zu sich, ihre Augen wurden groß vor Schreck. “Lauren?”
“He, was machst du denn hier?”
“Schlafen”, sagte Deanna mit einen verwirrten Gesichtsausdruck.
“Schlaf
wandeln”
, korrigierte Lauren, die selbst auch verwirrt war. So etwas hatte Deanna noch nie getan, jedenfalls nicht soweit sie wusste.
“Verrückt.” Deanna sah sich um, blickte über die Büsche, das schimmernde Wasser im Pool, die Schatten der Nacht. “Was für ein Glück, dass ich nicht in den Pool gefallen und ertrunken bin.”
“Du weißt überhaupt nicht mehr, wie du hier rausgekommen bist? Wirklich?”
Deanna schüttelte den Kopf und stöhnte. “Keine Drinks mehr mit so viel Sprit,
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