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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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Junggeselle zu finden ist. Sein Anwesen liegt in Kensington. Falls ihr London über die Chelsea Street erreicht habt, seid Ihr daran vorbeigefahren.“
    Berenike nickte nachdenklich. Sie war mit der Postkutsche über die Chelsea Street gekommen. Kensington hatte zur Linken gelegen. Felder, verstreute Gebäude und in einiger Distanz die hohen Mauern eines Anwesens. Von dem Herrenhaus hatte sie lediglich das Dach gesehen. Binnen eines Tages hatte sie den Hort von Gilian de Garou gefunden. Ein Glücksfall, und doch brauchte es mehr, um sie mit ihrem Schicksal auszusöhnen. Wahres Glück war ihr seit Monaten fremd. Gleichgültig, was sie unternahm, es würde wenig ändern. Sie konnte Mica große Schwierigkeiten bereiten, vielleicht sogar das alte Volk aufrütteln, aber würde man sie dadurch höher achten? Eine Lamia ohne ihr Gift. Ein Mädchen mit spitzen Zähnchen, so hatten die roten Wölfe in Rom sie genannt. Manchmal fürchtete sie, ihr eigenes Volk könnte sie auf ähnliche Weise verhöhnen, sobald sie von ihrer Schwäche erfuhren. Sie griff zu den Speisen der Sterblichen, da sie das Blut ihrer Quellen nicht mehr vertrug. Sie setzte sich der Sonne aus, anstatt sich vor dem Tageslicht zu verstecken. Konnten die Vampire und Lamia das akzeptieren? Ihre eigene Mutter, Selene, hatte es nicht gekonnt.
    „Lord Garron ist zu jung, um ein Jugendfreund Eures Vaters zu sein“, brachte Mrs. Lamb sich wieder in Erinnerung, wobei ihre aufgemalten Augenbrauen in den tiefen Stirnfalten verschwanden.
    „Nun, dann muss es wohl sein Vater gewesen sein.“
    „Über seinen Vater ist wenig bekannt. Der derzeitige Lord Garron erbte Titel und Besitz von seinem Oheim, und dieser war ein Eigenbrötler. Seine Bestattung wurde in den Gazetten nicht einmal erwähnt.“
    Ein falscher Name und eine inszenierte Beerdigung. Anders konnte ein Werwolf sein Revier auf Dauer nicht halten oder gar eine Verlobung eingehen. Zwar waren die Alphawölfe der Sippen nicht die Nutznießer eines ewigen Daseins, aber sie behielten bis zu ihrem Ableben das Aussehen eines Mannes in den besten Jahren. Nach seiner Heirat hätte Gilian seine Gemahlin eingeweiht und sie durch einen Biss zu einer Rudelwölfin gemacht.
    „Miss Hunter, über Lord Garron wurde schon vor dem Tod seiner Verlobten spekuliert, daher muss ich Euch warnen. Ihr solltet Euch von ihm fernhalten, sonst könnte ein schreckliches Verhängnis seinen Lauf nehmen. Denkt daran, was Dorothy Swindon zustieß. Nach einem strahlenden Stern hat sie die Hand gestreckt und ging daran zugrunde.“
    Unmerklich verzog Berenike die Mundwinkel. Ihr Verhängnis war bereits geschehen, ganz ohne das Unken einer alten, verrückten Frau mit zu großer Perücke. Sie war in London, um sich dafür schadlos zu halten. Ein Mord würde die Situation kaum vergessen machen, aber er blieb die einzige Möglichkeit, um ihrer Mutter und ihrem Bruder zu zeigen, dass sie durchaus in der Lage war, es mit einem Alphawolf aufzunehmen. Noch heute Nacht wollte sie zur Tat schreiten. Das alte Volk würde es ihr danken.
    Sie sollte Genugtuung verspüren und ihren nahen Erfolg gebührend auskosten. Zu ihrem Leidwesen stellte sich statt Triumph ein niederdrückendes Gefühl von Melancholie ein. Wohin sollte sie sich nach vollbrachter Tat wenden? Sie besaß keinen Hort und kein Heim und niemanden, der sie erwartete. Als Unterschlupf blieb einzig das marode Haus dieser eigenartigen Alten. Eine Woge Schwermut schwappte über sie hinweg und spülte ihr eine Frage vor die Füße. Worin lag der Sinn einer Mordtat, wenn bereits alles Erstrebenswerte verloren war?

    Im letzten Augenblick zog Juvenal den Kopf ein, als sein Hengst durch den Torbogen preschte und in gestrecktem Galopp auf das Herrenhaus zujagte. Obwohl Kies auf dem Weg aufspritzte und der Hufschlag weithin zu hören war, zeigte sich niemand im weit aufklaffenden Eingangsportal. Unwillkürlich setzte ein Stechen in seiner Brust ein. Noch ehe er aus dem Sattel stieg, wusste er, dass er zu spät kam. Etwas Unwiederbringliches war ihm entglitten.
    Der Hort seines Sohnes empfing ihn mit einer ungewöhnlichen Stille, in der sein Atem erschreckend laut klang. Zögernd ging er auf die Bibliothek zu und blieb auf der Schwelle stehen. Die Bilder aus seinem Albtraum wurden Realität. Bücherregale an allen vier Wänden reichten bis zu den Deckenbalken. Ein Tisch aus schwarzem Ebenholz im Zentrum des Raumes. Darauf ein Mann. Anders als in seinem Traum fehlte die Flutwelle. An ihrer Stelle

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