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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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leibhaftig vor ihm. Atemberaubend und so schön, dass in ihm etwas zu zerreißen drohte. Er wollte ihr Gesicht umfassen und ballte die Fäuste, um sich davon abzuhalten.
    „Nike, du … du solltest auf dem Weg nach Rom sein. Mit deiner Mutter.“
    „Ich sollte genau da sein, wo ich jetzt bin, Juvenal. Bei dir.“
    Er richtete sein Augenmerk auf das Wogen des Meeres, dann auf die geblähten Segel. Sie waren mitten auf dem Ärmelkanal, und der Kapitän würde auf seinen Wunsch hin gewiss nicht umkehren. Er biss die Zähne aufeinander und fiel einen Schritt zurück.
    „Ich habe mein Wort gegeben, Nike.“
    Vergeblich versuchte sie, ihr Haar zu raffen. Die langen Strähnen entwischten ihren Fingern. Einige Haarspitzen blieben an ihrem Mundwinkel kleben. An einer Stelle, die er liebend gern geküsst hätte. Der Kloß in seinem Hals wurde größer und wollte ihm den Atem abdrücken. Durch seine Arme lief ein Zittern, da er alle Kraft aufwenden musste, um sie unten zu halten, anstatt sie um Berenike zu schlingen. Der scharfe Wind hatte bisher ihren Duft mit sich genommen, doch als er nun kurz drehte, schlug er ihm durch die Nase direkt ins Hirn.
    „Mir hast du zuerst ein Versprechen gegeben. Ich sollte deine Gefährtin werden.“
    Der Schmelz in ihrer Stimme war dazu geeignet, ihn vor ihr in die Knie zu zwingen. Er drückte sie durch und zwang sich zu einer aufrechten Haltung, die es ihm erlaubte, auf sie hinabzusehen. Wieder drehte der Wind und sie musste die Augen zusammenkneifen. Dennoch war ihm der Anflug von Unverständnis in dem tiefen Braun nicht entgangen. Mit allen zehn Fingern fuhr er durch sein Haar.
    „Sie werden dich verfolgen“, stieß er rau hervor. „Sie haben mir angedroht, dass sie dich jagen und zur Strecke bringen werden, wenn ich mein Wort breche.“
    Er brach jäh ab, da ihre Hand auf seinem Brustkorb landete. So leicht wie ein Schmetterling war die Berührung und gleichwohl von einer Hitze begleitet, die ihm wie ein Blitzeinschlag in den Körper fuhr. Sie sah ihn eindringlich an.
    „Dann musst du sehr gut auf mich achten, damit das nicht geschieht, Juvenal.“
    Angst um sie und ein winziger Funken Hoffnung schlugen in ihm an. Letzteres durfte er nicht zulassen. Er wäre blanker Leichtsinn und dazu reiner Eigennutz, auf sie zu hören. Er war geübt darin, den Trieben des Wolfes zu entsagen und seiner Vernunft den Vorrang zu geben. Und ihr Vorschlag war von größter, gefährlicher Unvernunft. Gleichwohl kochte nicht der Trieb eines Tieres auf, sondern ein Gefühl, das seine Lungen dehnte und seine Rippen sprengen wollte.
    „Sie wollen dich umbringen, Nike. Ginge es nur um mich …“
    Wieder unterbrach sie ihn. „Wie viele Vampire haben sich in Spanien niedergelassen?“
    „Etliche in den Pyrenäen, und angeblich soll eine Lamia den Versuch unternommen haben, sich Madrid anzueignen.“
    „Die Pyrenäen und Madrid sind weit entfernt von deinem Hort. Ich weiß, dass du mich schützen kannst, sofern sie ihre Drohung wirklich wahr machen wollen. Und ich bin mir nahezu sicher, dass sie davon absehen. Sie haben meinen Bruder verschont, weil sie darauf hoffen, ihn eines Tages wieder ihren Goldenen nennen zu dürfen. Würden sie mich angreifen, wäre diese Hoffnung endgültig dahin. Und selbst wenn ich mich täusche, bin ich bereit, jedes Risiko einzugehen, solange wir zusammen sind.“
    Ronda war sicher. Ganz Andalusien war es, dank seines gewaltigen Rudels, das sich im tiefsten Süden von Spanien ausgebreitet hatte. Zögernd hob er die Hände, berührte ihre Handgelenke, strich über ihre Arme nach oben. Sie war sein, und er würde jedes Risiko gemeinsam mit ihr tragen.
    „Ja“, murmelte er rau. „Ich werde gut, sehr gut auf dich achten.“
    Ein Jubelschrei hinderte ihn, Berenike in die Arme zu schließen.
    „Nike! Du bist es!“
    Grishan rannte auf sie zu, schrammte hart an Juvenal vorbei und kannte keine Scheu, Berenike an sich zu reißen. Lachend wirbelte er sie herum. Ihr langes Haar flog um seinen Kopf und ihr Rock hob sich bis zu ihren Waden hinauf. Es war ein Überschwang, den eigentlich Juvenal hatte zeigen wollen, obwohl es sich wohl kaum für einen Alphawolf gebührte, wie ein Mondkalb zu blöken vor lauter Begeisterung einen verrückten Reigen über das Deck zu tanzen.
    „Grishan, es ist genug“, rief er streng, sich der Blicke des Kapitäns und der kleinen Mannschaft bewusst, die der Begrüßung beiwohnten und feixten.
    Mit einem lauten Auflachen setzte Grishan Berenike ab und

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