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Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe

Titel: Der Fürst der Wölfe - Wegner, L: Fürst der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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über seinen Bauch. So dienstbeflissen Sancho gemeinhin war, kurz nach dem Erwachen war er keine große Hilfe. Es blieb Juvenal überlassen, eine Kerze anzuzünden. Die winzige Flamme an seinem Steinschlossfeuerzeug zitterte, drohte zu erlöschen und erfasste schließlich den Kerzendocht. Juvenal stieg in seinen Stiefel und machte sich daran, die Satteltaschen zu packen.
    „Der andere Stiefel. Gib ihn mir“, herrschte er Sancho an, der laut gähnte. „Mach schon!“
    „Wozu diese Eile?“, klagte Sancho. „Auf dem Weg hierher habt ihr behauptet, wir hätten viel Zeit. Und nun zerknittert Ihr Eure guten Hemden.“
    Anstatt den Stiefel an Juvenal weiterzureichen, klemmte Sancho ihn unter den Arm und schlurfte zu den Satteltaschen. Wortlos entriss Juvenal ihm den Schuh und stieg hinein. Allmählich ließ das Brennen in seiner Brust nach. Dafür nahm das Gefühl der Dringlichkeit zu. Irgendetwas war geschehen. Er musste nach London. Bevor Sancho sich der zerknüllten Hemden annehmen konnte, schlug Juvenal die Satteltaschen zu.
    „Geh in den Stall und sattle die Pferde. Àndale!“
    Nach einem verdutzten Blinzeln schien Sancho endlich zu begreifen und eilte hinaus. Dielen knarrten unter seinen schnellen Schritten im Gang. Juvenal sah sich in dem kleinen Zimmer um. Der Sprung im Spiegelglas zerteilte sein Gesicht in zwei verzerrte Hälften. Harsche Schatten und seine geweiteten Augen beschworen den Albtraum erneut herauf. Mit allen zehn Fingern kämmte er durch sein Haar und drückte die Fingerkuppen in den Nacken. Ein Strang zurrte sich um sein Herz und zog ihn vorwärts. Auf London zu. Er schüttelte die Ahnung einer heranrollenden Katastrophe ab, nahm die Satteltaschen auf und verließ das Zimmer. Auf dem Weg in den Hof warf er einige Münzen auf den Tresen des Schankraums.
    Draußen wirbelte eine feuchte Windböe die Eindrücke seines Traumes durcheinander und klärte seine Sinne. Soeben führte Sancho die Pferde aus dem Stall. Das Klappern der Hufe erzeugte einen unguten Hall in der Nacht. Sie saßen auf.
    „Herr, woher rührt Eure plötzliche Sorge?“, fragte Sancho beunruhigt.
    Wenn er das nur wüsste. Seit einigen Jahren wurde über seinen Gilian gemunkelt. Manch einer aus den Werwolfsippen wagte es, seinen Geisteszustand anzuzweifeln, sodass Juvenal sich gezwungen gesehen hatte, nach dem Rechten zu sehen. Bei allen Gerüchten hatte sich die Sorge um seinen Sohn in Grenzen gehalten. Gilian mochte Eigenheiten entwickelt haben, aber er blieb ein erwachsener Alphawolf und erfahrener Krieger. Die Behauptung, er stünde kurz davor, sein Revier zu verlieren, war an den Haaren herbeigezogen. Zumindest hatte Juvenal das bisher geglaubt. Mit Sancho über seinen Traum zu sprechen kam nicht infrage. Er suchte und fand eine Ausrede für seine Unruhe und den überstürzten Aufbruch.
    „Wir waren lange genug unterwegs. Ich will endlich ankommen, das ist alles.“
    Sobald sie die Landstraße erreichten, trabten sie scharf an. Bis zum nächsten Abend wollte Juvenal in Kensington und dem Hort seines Sohnes eintreffen.
    „Wir werden uns noch die Knochen brechen, Herr“, jammerte Sancho über den schnellen Ritt durch die Nacht.
    „Dann bleibe zurück. Von hier aus findest du den Weg nach Kensington auch ohne mich.“
    Den Vorschlag quittierte Sancho mit einem Schnauben, schnalzte mit der Zunge und schoss im Galopp an Juvenal vorbei in die Dunkelheit.

    Wenn ihre Ankunft in London eines in Berenike auslöste, so war es die Erkenntnis, dass Rom unvergleichlich war. Alles an ihrer Heimatstadt erschien ihr im Vergleich prachtvoller und pompöser. Vor allem das Licht war anders. Während Rom selbst an trüben Tagen farbenfroh erstrahlte, mangelte es London an jeglicher Farbenpracht. Die Stadt schien in einen Grauschleier getaucht, der den Straßen und Häusern einen tristen Grundton verlieh. Natürlich hatte Berenike nicht vor, länger alsnötig zu verweilen. Dennoch gemahnte alles an dieser Stadt schmerzlich an die Distanz zu ihrer Heimat und ihrem bisherigen Leben. Der Wunsch sich zu beweisen, hatte sie hierher geführt. Und nun, da sie ihrem Ziel sehr viel näher gekommen war, blieb die Genugtuung aus. Dabei konnte sie stolz auf sich sein.
    Auf ihrer Reise quer durch Europa hatte sie ihre Habe aufgestockt. Für eine Lamia war es ein Kinderspiel, an gut gefüllte Geldbörsen zu gelangen. Diebstahl lag ihnen im Blut, denn sie waren von Natur aus Räuber. Einst hatte Berenike ihren Quellen das Blut genommen, nun galt der Raub

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