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Der Fürst des Nebels

Der Fürst des Nebels

Titel: Der Fürst des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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schlüpfrigen Boden. Aus der Finsternis der Kommandobrücke erschien Cain, es wirkte, als sei seine Gestalt aus dem geborstenen Metall des Schiffsbodens aufgetaucht.
    »Wir sinken, Jacob«, erklärte der Magier bedächtig. »Daran hast du nicht gedacht, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen. Wo ist Alicia?« fragte Roland drängend; er war kurz davor, über seinen Gegner herzufallen.
Der Magier schloß die Augen und legte die Handflächen aneinander, als wolle er ein Gebet sprechen.
»An irgendeinem Ort in diesem Schiff«, antwortete Cain ruhig. »Wenn du schon so dumm gewesen bist, hierherzukommen, wirst du jetzt nicht alles verderben. Willst du ihr das Leben retten, Jacob?«
»Mein Name ist Roland«, unterbrach ihn der Junge.
»Roland. Jacob... Ein Name ist wie der andere!« lachte Cain. »Ich selbst habe viele verschiedene. Was ist dein Wunsch, Roland? Willst du deine Freundin retten? Das ist es doch, nicht wahr?«
»Wo haben Sie sie hingebracht?« wiederholte Roland. »Verflucht! Wo ist sie?«
Der Magier rieb sich die Hände, als ob ihm kalt wäre.
»Weißt du, wie lange ein Schiff wie dieses zum Sinken braucht, Jacob? Ein paar Minuten, höchstens. Erstaunlich, findest du nicht?«
»Sie wollen Jacob haben, wie Sie mich nennen«, erwiderte Roland. »Hier haben Sie ihn. Ich werde nicht fliehen. Lassen Sie sie frei.«
»Wie originell, Jacob«, urteilte der Magier und kam langsam näher. »Die Zeit geht dir aus, Jacob. Eine Minute noch.«
Die Orpheus begann, sich langsam nach Steuerbord zu neigen. Das Wasser, das das Schiff überflutete, rauschte unter ihren Füßen, und die geschwächte Metallstruktur vibrierte heftig unter dem Toben, mit dem die Wassermassen sich ihren Weg durch das Innere des Schiffes bahnten. Es war, als würde Säure auf ein Spielzeug aus Pappkarton gekippt.
»Was soll ich tun?« flehte Roland. »Was erwarten Sie von mir?«
»Gut, Jacob. Ich sehe, du kommst allmählich zur Vernunft. Ich erwarte, daß du den Teil des Vertrags erfüllst, den dein Vater nicht zu erfüllen vermochte«, antwortete der Magier. »Mehr will ich nicht. Aber auch nicht weniger.«
»Mein Vater starb bei einem Verkehrsunfall, ich...« begann Roland verzweifelt zu erklären.
Der Magier legte seine Hand vertraulich auf die Schulter des Jungen. Roland spürte die metallene Berührung seiner Finger.
»Eine halbe Minute noch, mein Junge. Ein wenig spät für Familiengeschichten«, unterbrach ihn Cain.
Das Wasser schlug mit Gewalt auf den Boden, über dem sich die Brücke erhob, und Roland richtete einen letzten flehenden Blick auf den Magier. Cain kniete neben Roland nieder und lächelte den Jungen an.
»Haben wir einen Vertrag. Jacob?« flüsterte der Magier.
Tränen liefen über Rolands Wangen, und der Junge nickte langsam.
»Fein, fein, Jacob«, murmelte Cain. »Willkommen zu Hause...«
Der Magier richtete sich auf und deutete auf einen der Gänge, die von der Brücke ausgingen.
»Die letzte Tür dieses Korridors«, wies Cain ihn an, »Aber hör auf meinen Rat. Wenn es dir gelingt, sie zu öffnen, werden wir schon unter Wasser sein, und deine Freundin wird kein bißchen Luft mehr zum Atmen haben. Du bist ein guter Taucher, Jacob. Du wirst wissen, was zu tun ist. Denk an deinen Vertrag...«
Cain lächelte ein letztes Mal, hüllte sich in seinen Umhang ein und verschwand in der Dunkelheit. Seine Schritte hinterließen tiefe Fußstapfen auf der Brücke, eingeschmolzen in das Metall des Schiffsbodens. Der Junge blieb einige Sekunden lang wie gelähmt stehen. Kaum war er wieder zu Atem gekommen, da drückte ihn eine neue Erschütterung des Schiffes gegen das starre Steuerrad. Das Wasser fing an, die Ebene der Kommandobrücke zu überfluten.
Roland stürzte in den Gang, den ihm der Magier angegeben hatte. Das Wasser quoll durch die Luken herein, mit ständig steigendem Druck, und füllte den Korridor, während die Orpheus allmählich im Meer versank. Roland schlug vergeblich mit den Fäusten gegen die Kajütentür.
»Alicia!« schrie er, obwohl er sich im klaren darüber war, daß sie ihn auf der anderen Seite der Stahltür kaum würde hören können. »Ich bin's, Roland. Halt den Atem an! Ich werde dich da rausholen!«
Er packte das Rad an der Tür und versuchte mit ganzer Kraft, es zu drehen, dabei riß er sich im Eifer die Handflächen auf. Das eiskalte Wasser reichte ihm schon bis über die Gürtellinie, und es stieg immer weiter an. Das Rad gab nur ein paar Zentimeter nach. Roland holte tief Luft und rüttelte

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