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Der Fürst des Nebels

Der Fürst des Nebels

Titel: Der Fürst des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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von hier losreißen und für immer mitnehmen würde, begann Max auf die Orpheus zuzuklettern. Er bemerkte nicht, daß, gegen die Reling an Steuerbord des Schiffes gelehnt, eine Gestalt unbeweglich auf ihn wartete.
    Der Druck der Strömung trieb Roland durch den überschwemmten Kielraum der Orpheus . Er schützte sein Gesicht mit den Armen, um die Schläge abzufangen, die er bei seinem Vordringen durch die Überreste des Schiffbruchs immer wieder versetzt bekam. Roland schaukelte mit den Wasserschwankungen umher, bis eine Erschütterung des Schiffsrumpfes ihn gegen die Wand schleuderte. Dort bekam er eine kleine Metalleiter zu fassen, die zum oberen Teil des Schiffes hinaufführte.
    Roland kletterte die schmale Leiter hoch und schlüpfte durch eine Luke. So gelangte er in den dunklen Maschinenraum, der die zerstörten Motoren der Orpheus beherbergte. Er ging an den Überresten der Maschinen vorbei bis zu dem Korridor, der hinaufführte an Deck, und sobald er dort oben war, überquerte er eiligst den Laufgang mit den Kajüten. Endlich erreichte er die Kommandobrücke des Schiffes. Er konnte es selbst kaum fassen, aber er erkannte buchstäblich jeden Winkel des Raumes und alle Gegenstände wieder; seine zahlreichen Tauchexpeditionen hatten ihn mit dem Schiff vertraut gemacht. Von seinem Beobachtungsposten aus konnte Roland das gesamte Vorderdeck der Orpheus überblicken. Seine Oberfläche wurde von den Wellen überspült, die an der Plattform der Brücke verebbten. Plötzlich spürte Roland, daß die Orpheus mit einer unaufhaltsamen Kraft vorwärts gestoßen wurde, und er sah bestürzt, wie am Bug des Schiffes die Felsküste aus der Finsternis auftauchte. Innerhalb von Sekunden würden sie auf die Klippen auffahren.
    Roland versuchte sich am Steuerrad festzuklammern, aber seine Füße rutschten auf der Algenschicht aus, die den Boden bedeckte. Er rollte einige Meter auf dem Boden, bis er gegen einen alten Radioapparat schlug, und dann spürte sein Körper die ungeheure Erschütterung, die durch den Schiffsrumpf lief, als er mit voller Wucht auf die Felsen aufprallte. Nachdem der schlimmste Moment vorüber war, richtete sich Roland auf und hörte einen Laut in unmittelbarer Nähe, eine menschliche Stimme im Brausen des Sturmes. Der Laut war noch einmal zu hören, und endlich begriff Roland: Es war Alicia, die von irgendwoher im Schiff laut um Hilfe schrie.
    Die zehn Meter, die Max über den Mast bis zum Rumpf der Orpheus klettern mußte, kamen ihm vor Wie mehr als hundert. Das Holz war morsch und derart zersplittert, daß seine Arme und Beine bald von Rissen übersät waren, die schrecklich brannten. Max wollte keine Zeit damit verlieren, seine Wunden zu untersuchen, und streckte eine Hand nach dem Metallgeländer aus. Er klammerte sich daran fest, sprang schwerfällig an Deck und fiel vornüber auf den Boden. Eine dunkle Gestalt stand vor ihm, und Max hob den Blick, in der Hoffnung. Roland vor sich zu sehen. Die Silhouette Cains breitete ihren Umhang aus und zeigte ihm einen goldenen Gegenstand, der am Ende einer Kette schaukelte. Max erkannte seine Uhr wieder.
    »Suchst du das hier?« fragte der Magier, indem er sich neben den Jungen kniete und die Uhr, die Max in Jacob Fleischmanns Mausoleum verloren hatte, vor seinen Augen hin und her pendeln ließ.
    »Wo ist Jacob?« fragte Max und versuchte, Cains spöttische Grimasse zu ignorieren, die auf dessen Gesicht zu sitzen schien wie eine Wachsmaske.
    »Das ist die Frage des Tages«, antwortete der Magier, »und du wirst mir helfen, sie zu beantworten.«
Cain schloß seine Faust um die Uhr, und Max hörte das Knirschen des Metalls. Als der Magier seine Hand wieder öffnete, war von dem Geschenk, das sein Vater ihm gegeben hatte, nur ein unkenntliches Gewirr von Schrauben und zerquetschten Muttern übriggeblieben.
»Die Zeit, mein lieber Max, existiert nicht; sie ist eine Illusion. Sogar dein Freund Kopernikus hätte das irgendwann begriffen, wenn er eben diese Zeit gehabt hätte. Ironie des Schicksals, nicht wahr?« Max überlegte fieberhaft, ob es wohl möglich wäre, über Bord zu springen und dem Magier zu entkommen. Doch Cains weißer Handschuh schloß sich über seiner Kehle, ehe er einatmen konnte.
»Was werden Sie mit mir machen?« wimmerte Max.
»Was würdest du mit dir machen, wenn du an meiner Stelle wärst?« fragte der Magier.
Max spürte, wie Cains tödlicher Griff ihm die Luft abdrückte.
»Das ist eine gute Frage, nicht wahr?« Der Magier ließ Max das Deck

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