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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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Aber Harry achtete nicht auf ihn. Er leerte das ganze Magazin in den Lehmüberhang über dem Feuer. Dieser, durch die Hitze schon gelockert, stürzte ein, begrub das Feuer und mehrere von den Edelleuten unter sich.
    Harry sprang zur Seite. Mehrere Kugeln zischten an ihm vorbei. Er raste in den Wald zurück und begann zu laufen. Er prallte immer wieder gegen Bäume, raffte sich auf und lief weiter. Irgendwo verlor er die Lampe. Die Verfolger blieben nach einer Weile zurück, und es wurde still.
     
5.
     
    Er prallte mit etwas Weichem zusammen, das zu Boden fiel. Er stolperte darüber, holte mit der Faust aus.
    »Harry!« sagte Marna.
    Seine Faust verwandelte sich in eine Hand, die nach ihr griff.
    »Marna!« schluchzte er. »Ich hab’ es nicht gewußt. Ich hab’ nicht geglaubt, daß ich es schaffe. Ich dachte, du bist –«
    Die beiden Armreifen klirrten. Marna, die weich neben ihm gelegen hatte, erstarrte plötzlich.
    »Wir wollen nicht sentimental werden«, sagte sie zornig. »Ich weiß, warum Sie es getan haben. Außerdem hört man uns.«
    Harry atmete tief ein und seufzte dann. Was hatte es für einen Sinn? Sie würde ihm niemals glauben – warum auch? Er war seiner Sache selbst nicht sicher. Jetzt, da es vorbei war und er Zeit hatte, sich zu überlegen, welche Risiken er eingegangen war, begann er zu frösteln. Er saß da mit geschlossenen Augen und versuchte, das Zittern zu bewältigen.
    Marna streckte zögernd die Hand aus und berührte seinen Arm. Sie wollte etwas sagen, preßte die Lippen aufeinander, und der Augenblick war vorbei.
    »F-F-Fratz!« schnatterte er. »Ge-meiner, un-dankbarer F-Fratz!« Dann hörte das Zittern auf. Sie bewegte sich. »Ruhig!« flüsterte er. »Wir müssen warten, bis sie die Suche aufgegeben haben.«
    Wenigstens war es ihm gelungen, die größte Gefahr zu bannen: Eyes mit seinem Radar- und Röntgenauge, das keine Nacht kannte.
    Sie saßen in der Dunkelheit und warteten, den Geräuschen des Waldes lauschend. Eine Stunde verging. Harry wollte gerade sagen, daß es vielleicht an der Zeit sei, sich auf den Weg zu machen, als in der Nähe etwas raschelte. Ein Tier oder ein Feind? Marna packte seinen Oberarm. Harry ballte die Faust und holte aus.
    »Dr. Elliott?« flüsterte Christopher. »Marna?«
    Grenzenlose Erleichterung schlug wie eine Flut über Harry zusammen.
    »Du bist ja ein Genie! Wie hast du uns gefunden?«
    »Opa hat mir geholfen. Er hat ein Gefühl dafür. Ich auch ein bißchen, aber er kann es besser. Kommt!«
    Harry fühlte eine kleine Hand in der seinen. Christopher begann sie durch die Dunkelheit zu führen. Zuerst war Harry mißtrauisch, als der Junge sie aber vor Zusammenstößen mit Büschen und Bäumen bewahrte, nahm seine Sicherheit zu. Er vertraute der Hand, die in der seinen lag. Er wußte, wie Pearce jetzt zumute sein mußte.
    Christopher führte sie lange Zeit, bevor sie eine Lichtung erreichten. Unter einem schützenden Nest aus grünen Blättern glühte Holzkohle. Pearce saß am Feuer und drehte einen zum Bratspieß degradierten Ast. Der ruhte auf zwei gegabelten Stöcken. Auf dem Spieß brutzelten zwei abgehäutete Hasen, goldbraun und knusprig.
    Pearces blindes Gesicht wandte sich ihnen zu, als sie die Lichtung betraten.
    »Willkommen«, sagte er.
    Harry empfand eine innere Wärme, als sei er zu Hause angekommen.
    »Danke«, sagte er heiser.
    Marna fiel vor dem Feuer auf die Knie und wärmte sich die Hände. Die Fesseln hingen daran herunter, in der Mitte zerfasert, wo sie sie methodisch auseinandergezupft hatte, während sie am Feuer der Edelleute saß. Sie muß gefroren haben, dachte Harry, und ich habe sie nicht gewärmt. Aber es gab nichts zu sagen.
    Als Christopher die Hasen vom Spieß zog, waren sie so gar gebraten, daß sie beinahe auseinanderfielen. Er wickelte die Schenkel in feuchte grüne Blätter und verbarg sie in einer kühlen Höhlung zwischen zwei Baumwurzeln.
    »Das ist das Frühstück«, sagte er.
    Sie stürzten sich auf das übrige. Auch ohne Salz war es die herrlichste Mahlzeit, die Harry je zu sich genommen hatte. Als alles aufgegessen war, leckte er sich die Finger, seufzte und lehnte sich an einen Laubhaufen. Er fühlte sich zufriedener als je zuvor in seinem Leben.
    Christopher schaufelte mit einem großen Rinderstück Erde über das Feuer. Harry seufzte wieder und reckte sich. In dieser Nacht würden sie ruhig schlafen können.
    Marna hatte sich am Bach gewaschen.
    »Wollen Sie hier schlafen?« fragte Harry und deutete auf das

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