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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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Konservenfabrik angebaut war. Niemand zeigte sich in der Nähe der beiden Gebäude. Nur die Förderbänder liefen, und die Tanks wurden zur Fabrik getragen.
    »Wir sollten uns etwas zu essen holen«, sagte Harry. Das war zwar Diebstahl, aber für einen guten Zweck. Er konnte sich vom Gouverneur freisprechen lassen.
    »Zu gefährlich«, sagte Christopher.
    »Alle Eingänge sind mit Prüfstrahlern und automatischen Waffen ausgerüstet«, erklärte Marna.
    »Christopher wird uns ein gutes Abendessen besorgen«, flüsterte Pearce.
    In der Ferne sahen sie auf einem Hügel eine Villa, aber auch dort bewegte sich nichts. Sie stapften weiter auf der grasüberwachsenen Straße nach Lawrence.
    Plötzlich sagte Christopher: »Hinlegen! In den Graben neben der Straße!«
    Diesmal reagierte Harry sofort, ohne Fragen zu stellen. Er half Pearce die Böschung hinunter – der alte Mann war federleicht – und warf sich neben Marna in den Graben. Eine Minute später hörten sie Motoren vorbeirasen. Nachdem sie vorbei waren, riskierte Harry einen Blick über die Böschung. Eine Gruppe von Motorrädern schrumpfte in der Ferne immer mehr zusammen.
    »Was war das?« fragte Harry erschrocken.
    »Ein Wolfsrudel!« sagte Marna haßerfüllt.
    »Aber sie sahen aus wie Polizisten«, meinte Harry.
    »Wenn sie erwachsen sind, werden sie Polizisten sein«, gab Marna zurück.
    »Ich dachte, die Wolfsrudel bestünden aus entflohenen Bürgern«, sagte Harry.
    Marna starrte ihn verächtlich an.
    »Hat man Ihnen das erzählt?«
    »Ein Bürger kann sich glücklich schätzen, wenn er am Leben bleibt«, flüsterte Pearce. »Eine ganze Gruppe würde keine Woche überdauern.«
    Sie stiegen wieder auf die Straße und setzten ihren Weg fort. Christopher schien nervös zu sein. Er blickte sich immer wieder um. Bald wurde Harry von seiner Nervosität angesteckt.
    »Hinlegen!« schrie Christopher.
    Irgend etwas pfiff durch die Luft, und Harry spürte einen harten Schlag im Rücken, als er sich auf das Pflaster warf. Marna schrie.
    Harry rollte sich zur Seite und fragte sich, ob sein Rückgrat gebrochen sei. Christopher und Pearce lagen dicht neben ihm auf der Straße, aber Marna war verschwunden.
    Über ihnen fauchte ein Düsenmotor. Dann ein zweiter. Pearce sah nach oben. Ein motorgetriebener Segler stieg in den Himmel hinauf. Marna hing darunter, wehrte sich mit aller Macht. Von einem zweiten Segler hingen leere Klauen – gepolsterte Haken, die sich um Marna geschlossen hatten und beinahe auch Harry gefaßt hätten.
    Harry kniete auf dem Boden und packte sein Handgelenk. Es begann so zu schmerzen, daß er sich kaum bei Bewußtsein zu halten vermochte. Das einzige, was ihn davor bewahrte, sich in grenzenloser Qual auf der Straße zu winden, war der unbändige Zorn, der jede Schwäche aus ihm vertrieb. Er drohte den Seglern, die mit rauchenden Motoren davonbrausten, mit der Faust.
    »Dr. Elliott!« rief Christopher. Harry schaute sich um. Der Junge lag im Graben, neben ihm der alte Mann.
    »Sie kommen zurück! Legen Sie sich hin!« sagte Christopher.
    »Aber sie haben Marna entführt!« schrie Harry.
    »Es ist nichts gewonnen, wenn Sie ums Leben kommen.«
    Ein Segler stürzte sich nach unten, wie ein Habicht auf eine Maus. Der andere, unter dem Marna hing, kreiste über ihnen. Harry rollte sich in den Graben. Eine Maschinengewehrsalve riß den Boden auf, wo er zuvor gelegen hatte.
    »Ich dachte, sie wollen uns entführen«, keuchte er.
    »Sie jagen auf Köpfe«, sagte Christopher.
    »Wenn es nur aufregend ist für sie«, flüsterte Pearce.
    »Ich habe so etwas nie getan«, stöhnte Harry. »Ich habe auch nie jemand gekannt, der so etwas tut.«
    »Sie waren beschäftigt«, meinte Pearce.
    Das stimmte. Seit seinem vierten Lebensjahr war er unaufhörlich in der Schule gewesen und nur ab und zu auf einen Tag nach Hause gekommen. Er kannte seine Eltern kaum mehr. Was wußte er schon vom Zeitvertreib junger Edelleute? Aber diese – diese Sache mit den Wolfsrudeln! Diese Degeneration erfüllte ihn mit Entsetzen.
    Der erste Segler war zu einem kleinen Kreuz am Himmel geworden; Marna ein Pünktchen darunter. Die Maschine hörte auf zu steigen und segelte in Richtung Lawrence. Der zweite Segler folgte.
    Harry behämmerte mit Fäusten den Boden.
    »Warum habe ich mich gewehrt? Ich hätte mich auch fangen lassen sollen. Marna wird sterben.«
    »Sie ist stark«, flüsterte Pearce, »stärker als Sie oder Christopher, stärker als fast jeder. Aber manchmal ist Stärke

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