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Der Gamma-Stoff

Der Gamma-Stoff

Titel: Der Gamma-Stoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Gunn
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ich auch sie lähmen und meine Tragbahren herbeizitieren. Sie schaffen euch in meinen Hubschrauber. Dann bringe ich euch nach Topeka, weil ihr aus Kansas City kommt.«
    Die letzte Hoffnung erstarb in Harry. »Das funktioniert am besten, habe ich herausgefunden«, fuhr die hohe Stimme fort. »Man vermeidet Komplikationen. Das Krankenhaus in Topeka, mit dem ich zusammenarbeite, kauft euch, ohne Fragen zu stellen. Ihr seid auf die Dauer gelähmt, so daß ihr nie Schmerzen spürt, obwohl ihr das Bewußtsein nicht verliert. Auf diese Weise zerfallen die Organe nicht. Wenn du aber Arzt bist, wie du behauptet hast, brauche ich das nicht zu erklären, dann wirst du mich verstehen. Vielleicht kennst du die genaue Bezeichnung des Giftes an meinem Pfeil. Ich weiß nur, daß es aus dem Gift der Grabwespe gewonnen wird. Mit Hilfe künstlicher Ernährung hat man diese zweibeinigen Organbänke oft jahrelang am Leben erhalten, bis es soweit ist …«
    Die Stimme sprach weiter, aber Harry hörte nicht zu. Er glaubte, wahnsinnig zu werden. Die Opfer wurden es oft. Er hatte sie auf Tischen in der Organbank liegen sehen, und in ihren Augen hatte der Wahnsinn geflackert. Damals war er noch der Meinung gewesen, daß sie wegen des Irrsinns dort gelandet waren, aber jetzt kannte er sich aus. Bald würde er einer von ihnen sein.
    Vielleicht erstickte er, bevor er das Krankenhaus erreichte, bevor sie das Röhrchen in seine Kehle schieben, das Beatmungsgerät auf seinem Brustkasten befestigen und die Kanülen in seine Arme gleiten lassen konnten. Manchmal erstickten die Opfer, trotz aller Bemühungen.
    Aber er würde nicht wahnsinnig werden. Er war zu normal. Er konnte es Monate ertragen.
    Im Unterholz hörte er ein Knacken, Licht zuckte über seine Augen. Etwas bewegte sich. Körper prallten zusammen. Jemand schrie auf. Ein klatschendes Geräusch ertönte, dann hörte man nur noch ein Keuchen.
    »Harry!« sagte Marna besorgt. »Harry! Alles in Ordnung?«
    Das Licht kehrte zurück, als der Spürhund in die Lichtung zurückkam. Pearce bewegte sich schmerzgebeugt durch die Helligkeit. Hinter ihm tauchten Christopher und Marna auf. Am Boden in der Nähe lag ein gekrümmtes Wesen. Harry kannte sich zuerst nicht aus, dann begriff er, daß es ein Zwerg war, ein Gnom, ein Mann mit dünnen, kleinen Beinchen, einem gekrümmten Rücken und einem großen, klumpigen Kopf. Schwarzes Haar wuchs vereinzelt auf dem Schädel, und die Augen starrten rötlich und haßerfüllt ins Leere.
    »Harry!« jammerte Marna.
    Er erwiderte nichts. Er konnte nicht sprechen. Für den Bruchteil einer Sekunde war es angenehm, nichts erwidern zu können, dann ging er in einer Flut von Selbstmitleid unter.
    Marna nahm die Pfeilpistole und warf sie in das Unterholz.
    »Was für eine schmutzige Waffe!«
    Harry kam zur Vernunft. Sie waren also doch nicht entflohen. Wie er dem Leichenfledderer erzählt hatte, hatten sie sich nur zurückgezogen, um ihn zu retten, sobald sich eine Gelegenheit ergab. Aber sie waren zu spät zurückgekommen.
    Die Lähmung ließ sich nicht aufheben. Es gab kein Gegenmittel. Vielleicht würden sie ihn töten. Wie konnte er ihnen begreiflich machen, daß er den Tod wünschte? Er blinzelte hastig.
    Marna hatte sich zu ihm gesetzt und nahm seinen Kopf auf ihren Schoß. Ihre Hand glitt streichelnd über sein Haar.
    Vorsichtig zog Pearce den Pfeil aus seiner Brust und drückte ihn tief in die Erde.
    »Nur ruhig«, sagte er. »Nicht aufgeben. Es gibt keine dauernde Lähmung. Wenn Sie sich Mühe geben, können Sie den kleinen Finger bewegen.«
    Er nahm Harrys Hand und tätschelte sie. Harry versuchte, den Finger zu bewegen, aber es nützte nichts. Was war mit dem alten Quacksalber los? Warum gab er ihm nicht den Rest. Pearce sprach weiter, aber Harry hörte ihm nicht zu. Was hatte es für einen Sinn, die Hoffnung wachzuhalten? Das machte alles nur noch schlimmer.
    »Eine Transfusion müßte wirken«, sagte Marna.
    »Ja«, sagte Pearce. »Sind Sie bereit?«
    »Sie wissen, was ich bin?«
    »Selbstverständlich. Christopher, durchsuch den Leichenfledderer. Er wird Schläuche und Kanülen bei sich haben, zur Behandlung seiner Opfer.«
    Pearce wandte sich wieder an Marna. »Es wird aber bis zu einem gewissen Grad eine Vermischung eintreten. Das Gift wird in Ihren Körper gelangen.«
    »Sie könnten mir nicht einmal mit Strychnin etwas antun«, meinte Marna bitter.
    Die drei eilten geschäftig umher und bereiteten alles vor. Harry konnte sich nicht darauf

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