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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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wir alle verstanden hatten. »Ihr runzelt schon wieder die Stirn, meine Freunde. Was stimmt denn jetzt schon wieder nicht?«
    »Wir haben zwar etwas Geld«, antwortete ich, »aber nicht genug, um Pferde zu kaufen.«
    »Aber ich habe Geld genug für alles Mögliche«, sagte Jordanus und rieb sich fröhlich die Hände, »und ich werde mit Euch gehen. Gregior, geh, und hol meine Truhe.« Der plötzliche Eifer des alten Händlers war erstaunlich; es schien, als hätte er nicht nur seine Schwermut abgeschüttelt, die ihn so fest im Griff gehalten hatte, sondern auch Jahrzehnte seines Lebens.
    Der schwerfällige Sklave kehrte mit einer kleinen Truhe aus dunklem, schwerem Holz zurück. Jordanus öffnete die Truhe und nahm drei Lederbeutel heraus; dann überlegte er es sich noch einmal und nahm drei weitere. »Hier«, sagte er und reichte mir drei Beutel, »ein Mann auf Reisen kann nie genug Geld bei sich haben.«
    Ich dankte meinem Gastgeber für seine Großzügigkeit und Umsicht. Eine der Börsen band ich an meinen Gürtel, und die beiden anderen gab ich Padraig, damit er sie in seinem Mönchsranzen verstauen konnte. »Mit Eurer Hilfe werden wir wie Könige reisen«, erklärte ich an Jordanus gewandt.
    »Wie zerlumpte Könige höchstens«, erwiderte der alte Mann und deutete auf unsere Kleider. »Glücklicherweise habe ich etwas für Euch.« Er ging zu einer großen Truhe an der Wand und warf den Deckel auf. Dann tauchte er in sie hinab und begann Stoff und Kleider herauszuwerfen. »Ah, hier! Und hier!«, sagte er und holte zwei lange, fließende Gewänder hervor, die an überlange Tuniken erinnerten.
    Sie bestanden aus einem feinen, leichten Stoff und besaßen die Farbe des Nordmeers bei Nacht. Es gab auch noch Hosen aus dem gleichen Stoff und von der gleichen Farbe und neue Stiefel aus weichem Leder, deren Schäfte mit farbigen Fäden bestickt waren. Die Tuniken waren an der Hüfte eng, die Ärmel jedoch lang und weit.
    Als Gürtel dienten lange purpurne Stoffstreifen, die ineinander geflochten und mit unzähligen kleinen Bronzescheiben verziert waren.
    Alles in allem war dies die Kleidung eines östlichen Fürsten, und auch wenn ich beeindruckt war, so konnte ich mir doch nicht vorstellen, so etwas zu tragen. »Die Leute werden glauben, ich würde vortäuschen, ein Araber zu sein«, sagte ich. »Ich würde mir dumm vorkommen. Ich sollte besser so bleiben, wie ich bin.«
    »Unsinn«, erwiderte Jordanus, der meine Bedenken überhaupt nicht ernst zu nehmen schien. »Eure Kleider sind vollkommen unpassend für die Härten der Reise, die vor uns liegt, und nicht nur das: Sie kennzeichnen Euch auch als Fremde und Außenseiter. Wenn Ihr rasch vorankommen wollt, ohne unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, dürft Ihr nicht das Banner des unwissenden Fremden erheben.«
    Sydoni stimmte ihm zu. Ich schob meine anfänglichen Bedenken beiseite und ließ mich überzeugen. Trotz seiner Proteste, als Mönch habe er Gewand und Farben seines Klosters zu tragen, erfuhr Pa-draig die gleiche Behandlung. Zu guter Letzt zogen wir uns alle um und staunten über den Unterschied: Mir war kühler, und ich fühlte mich in meinen neuen Gewändern augenblicklich so wohl, dass ich mich leichten Herzens von meinen heimischen Kleidern verabschiedete, die ich erst nach langem Zögern gegen die Tracht des Ostens eingetauscht hatte.
    Erst nachdem Padraig und ich angemessen gewandet waren, gestattete uns Sydoni, das Haus zu verlassen. »Ich werde Euch bis zum Hafen begleiten«, sagte sie.
    Wir verließen die Villa, überquerten den Hof und warteten, während Gregior die Tür aufschloss; dann schlüpften wir auf die menschenleere Straße hinaus. Wir eilten den Hügel hinunter, durchquerten die Neustadt und setzten unseren Weg nach Alt-Famagusta fort. Als wir schließlich den stillen Hafen erreichten, färbte bereits das Licht der aufgehenden Sonne den Himmel im Osten rot.
    »Ich werde mit dem Hafenmeister reden«, sagte Jordanus, als wir den Pier erreichten. »Er wird wissen, welche Seeleute frei sind und wem man trauen kann.«
    »Wie es der Zufall will«, meldete sich Padraig, »kennen wir uns auf einem Schiff recht gut aus. Zählt uns zur Besatzung.«
    Unter den Fahrzeugen, die friedlich im blauen Wasser vor Anker lagen, befand sich die übliche Menge an Fischerbooten sowie ein paar größere Gefährte, die den Inselhändlern gehörten. Es gab auch vier große Schiffe, von denen ich annahm, dass sie der Besitz von Venezianern oder Genuesern waren. Das war

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