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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Templer und den jungen Roupen getroffen hatten. Anschließend erzählte ich ihm alles, was sich aus diesem Treffen ergeben hatte - alles mit Ausnahme von Bohemunds Plan, die armenische Festung Anavarza einzunehmen. Ich hielt es für besser, das für mich zu behalten.
    Als ich meinen Bericht schließlich beendet hatte, runzelte Jordanus leicht die Stirn und sagte: »Das ist in der Tat eine faszinierende Geschichte; dennoch werde ich den Eindruck nicht los, dass Ihr ein, zwei bedeutende Einzelheiten ausgelassen habt. Ohne Zweifel habt Ihr Eure Gründe dafür; aber wenn ich Euch helfen soll.« Er zuckte mit den knochigen Schultern.
    Ich zögerte, während ich darüber nachdachte, ob ich das Wagnis eingehen konnte, ihm noch mehr zu erzählen. Jordanus bemerkte dies und hakte nach. »Ihr habt mir zum Beispiel nicht gesagt, warum Ihr so überstürzt aus Antiochia habt fliehen müssen.« Er deutete auf Roupen und fügte hinzu: »Würde ich mich sehr irren, wenn ich behaupte, dass Eure Probleme etwas mit Eurem jungen Freund hier zu tun haben?«
    »Das wäre zumindest nicht ganz falsch«, antwortete ich vorsichtig. Roupen senkte den Blick, sagte aber nichts.
    »Nun kommt schon, meine Freunde. Wenn ich Euch helfen soll, muss ich alles wissen. Was habt Ihr getan? Die Tugendhaftigkeit des Fürsten infrage gestellt? Den guten Namen des Patriarchen in den Dreck gezogen? Den Schwarzen Stamm von Antiochia gestohlen?«
    Bei der Erwähnung des Heiligen Kreuzes begann mein Herz in der Brust wie wild zu schlagen. »Verzeiht mir, Herr«, beeilte ich mich zu sagen, »aber ich wollte Euch nicht unnötig mit unseren Problemen belasten.«
    Jordanus wischte die wenig überzeugende Entschuldigung beiseite. »Erzählt es mir.«
    Also berichtete ich ihm von Bohemunds Absicht, die armenische Festung anzugreifen, und wie Padraig und ich aus Freundschaft zu Roupen und der - wenn auch verschleierten - Bitte des Templerkomturs folgend beschlossen hatten, dem Ehrgeiz des ungestümen Fürsten nach Möglichkeit ein Ende zu bereiten.
    »Wir gingen zu ihm und baten ihn, von seinem Plan abzulassen«, schloss ich meinen Bericht. »Unglücklicherweise waren wir dann jedoch nicht mehr Herr der Lage. Die Ereignisse überschlugen sich, und de Bracineaux wurde in der Zitadelle festgesetzt. Padraig, Rou-pen und ich waren gezwungen zu fliehen, bevor Bohemund auch uns gefangen nehmen konnte. Der gute Komtur ließ uns den Rat zukommen, uns an Euch zu wenden.«
    Jordanus nahm eine rote Pflaume aus einem Korb und biss das Ende ab. Einen Augenblick lang saugte er den Saft heraus, dann bemerkte er: »Mir scheint, Euer Pfad ist von Beginn an festgelegt gewesen.« »Ist er das?«, fragte ich verwundert. Padraig lächelte und nickte; er schien den alten Mann mit - wie ich glaubte - neuerlichem Respekt und vermehrter Wertschätzung zu betrachten.
    Jordanus schob sich vom Tisch zurück und lächelte breit. »Freut Euch, meine Freunde!«, rief er. »Jordanus Hippolytus ist der einzige Mann auf der ganzen weiten Welt, der die Macht und den Willen besitzt, Euch schneller an Euer Ziel zu bringen.« Er blickte zu dem jungen Fürstensohn, der trotz der ermunternden Worte nach wie vor betrübt dreinblickte. Der alte Händler beugte sich vor und tätschelte Roupen väterlich den Arm. »Seid guten Mutes! Eure Gegner mögen ja vielleicht ohne Zahl sein, aber jetzt haben sie es mit mir zu tun.«
    »Ich wusste nicht, dass wir so viele Feinde haben«, erwiderte Rou-pen, der versuchte, sich der Situation gewachsen zu zeigen.
    »Die habt Ihr aber«, klärte Jordanus ihn auf. »Viele in diesem Teil der Welt würden nichts lieber sehen als die Vernichtung des Fürstenhauses von Armenien, und das so schnell wie möglich. Das werdet Ihr vielleicht nicht gerne hören, aber es ist die Wahrheit.«
    Dann wandte er sich an Padraig und mich und fragte: »Nun denn, wer weiß sonst noch von Zweck und Ziel Eurer Reise?«
    »De Bracineaux natürlich«, antwortete ich.
    »Und inzwischen vermutlich auch Bohemund«, fügte Padraig hinzu.
    »Sonst niemand?«
    »Nur noch Ihr und Eure Tochter.« Ich blickte zu Sydoni, die ihr Kinn in die Hand gestützt hatte und mich ansah.
    »Habt Ihr vielleicht auf dem Weg hierher mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Mit keiner Menschenseele«, erklärte ich; Padraig schüttelte den Kopf, und Roupen starrte missgelaunt vor sich hin.
    »Nun gut.« Steif wuchtete sich Jordanus in die Höhe und traf eine Entscheidung. »Wir müssen rasch handeln. Die notwendigen

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