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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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sich wie ein Ei dem anderen, und jeder trug einen kleinen, mit Fell bespannten Rundschild mit spitzem Dorn. Den Turban des Anführers zierte ein weißer Rossschweif. Der Mann musterte uns einen Augenblick lang mit scharfem Blick, und ich hielt den Atem an.
    Gütiger Gott, nimm uns in deine mächtige Hand, betete ich.
    Dann drehte der Anführer sich zu den beiden Männern zu seiner Linken um, bellte einen knappen Befehl, wobei er aufuns deutete, und mein Herz setzte einen Schlag lang aus.
    »Flieht!«, schrie ich und riss an den Zügeln. Mein Grauer reagierte, ohne zu zögern, und wir waren auf und davon. Mühelos fielen die Pferde in Galopp. Sie waren so schnell, dass ich meinem Schöpfer im Stillen dafür dankte, dass Nurmal nur mit den besten Tieren handelte.
    Padraig ließ das Packpferd los und galoppierte mit Jordanus voraus; Sydoni und ich waren hinter ihnen, doch nur eine Halslänge. Ich schlug meinem edlen Schimmel die Zügel aufdie Schultern und ließ ihn laufen. Deutlich spürte ich die mächtigen Muskeln unter mir, während wir durch das ausgetrocknete Flussbett in dieselbe Richtung flohen, aus der wir gekommen waren, und die Hufe des Pferdes den trockenen Boden aufwühlten und Staub und Dreck gen Himmel schleuderten.
    Es dauerte nicht lange, und wir hatten wieder die Stelle erreicht, wo der Ziegenpfad zwischen den beiden Felsvorsprüngen in das Flussbett mündete. Ich wagte es, einen Blick über die Schulter zurückzuwerfen, um zu sehen, wie nah uns die Verfolger waren. Das Ufer hinauf würden wir uns beeilen müssen, doch dahinter konnten wir die Pferde wieder laufen lassen, und ich bezweifelte, dass die Seld-schuken es für sinnvoll hielten, uns hier hinauf zu folgen.
    Also zügelte ich meinen Grauen mit einem Gebet auf den Lippen und klopfendem Herzen, um Sydoni den Vortritt zu lassen. Pa-draig hatte bereits den Pfad erreicht und verschwand zwischen den Felsen. Jordanus folgte ihm. Er klammerte sich an den Sattel wie ein Kind, während sein Pferd das Ufer hinaufflog. Sydonis Tier scheute. »Heja!«, schrie sie und trat dem widerspenstigen Tier die Fersen in die Flanken. Das Pferd sprang den anderen hinterher.
    Dann war ich an der Reihe. Die Seldschuken hatten mich fast erreicht. Ich trieb mein Tier wieder an. Erneut reagierte mein edler Apfelschimmel auf meinen Befehl, ohne sich zu beschweren, und sprang den von Felsen übersäten Eingang des Pfads empor. Ich sah, wie Sydoni das freie Gelände jenseits der Felsenüberhänge erreichte. Sie hielt an und blickte zurück. »Flieh! Flieh!«, riefich. »Ich bin direkt hinter dir!«
    Sie verschwand mit lautem Hufgetrappel, und ich konnte vor mir nur noch einen leeren Pfad erkennen.
    Und das war das Letzte, was ich sah. Denn das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass Himmel und Erde mit einem Mal den Platz getauscht hatten, und der Boden auf mein Gesicht zuflog. Ich
    wurde vom Pferd geworfen, prallte hart gegen das Ufer und wurde von einem Hagel loser Steine bedeckt.
    Staub drang mir in Mund und Augen; ich konnte weder atmen noch etwas sehen. Mein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn mir jemand zwischen die Schultern gerammt. Mich schmerzte jeder Knochen im Leib, und mein rechter Arm kribbelte seltsam. Meine Hände waren aufgeschürft, meine Kleider zerrissen, und an der rechten Hüfte öffnete sich eine klaffende Wunde.
    Ich konnte mir nicht denken, was geschehen war. Ich wusste nur, dass ich gerade noch fast entkommen war, und im nächsten Augenblick stand ein Seldschuke über mir und richtete sein Schwert auf mich. Ich versuchte aufzustehen, doch der Kerl stellte mir den Fuß auf die Brust und stieß mich wieder zurück. Also legte ich mich auf den Rücken, würgte und blinzelte und versuchte, meine Sinne zu sammeln.
    Über mir erschien ein zweiter Krieger. Der Mann sagte etwas zu seinem Gefährten, und gemeinsam packten sie mich und rissen mich in die Höhe, sodass ich in das teilnahmslose Gesicht des seld-schukischen Führers blickte.
    Heute weiß ich natürlich, dass der arabische Häuptling, dem ich hier gegenüberstand, der Atabek von Albistan war. Damals erkannte ich jedoch lediglich, dass nicht nur der Rossschweif ihn als Anführer kennzeichnete; er strahlte die natürliche Autorität eines respektierten Führers aus. Ein einziges Wort von ihm oder eine Geste genügten, und seine Männer gehorchten ihm, ohne zu zögern.
    Er betrachtete mich weder mit Hass noch mit Neugier; seine klugen Augen schätzten mich lediglich ab. Was er vor sich sah,

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