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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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übersäte Wildnis, die bis zu den Ausläufern
    der Berge im Norden reichte, und im Süden zog sich ein ausgetrocknetes Flussbett durch sie hindurch.
    Noch während ich dieses Bild in mich aufnahm, zügelte ich mein Pferd, denn dort, wo die Straße mitten durch die Ebene verlief, sah ich eine wabernde Masse: die Reste von Bohemunds Heer.

    hristus, sei uns gnädig«, keuchte Sydoni. Padraig begann laut auf Gälisch zu beten, und Jordanus krächzte einen unverständlichen Fluch.
    Weit unter uns im Tal kämpfte ein kleiner Haufen Kreuzfahrer noch immer tapfer um sein Leben. Inmitten der wirbelnden, heulenden Seldschuken versuchten die christlichen Heerführer verzweifelt, eine Schlachtreihe zu bilden. Die wenigen noch berittenen Soldaten hatten eine Keilformation eingenommen in der vagen Hoffnung, dem Angriff die Wucht zu nehmen und vielleicht sogar zum Gegenschlag ausholen zu können - ein sinnloser Versuch. Genauso gut hätten sie versuchen können, eine Meereswoge mit einem Ruder zu spalten.
    Jedes Mal, wenn die Kreuzfahrer versuchten, den Feind zu stellen, wichen die Seldschuken zurück, doch nur, um dann die offenen Flanken zu attackieren. Wenn die Kreuzfahrer die Flanken zu schützen versuchten, griffen die Muslime von vorne an. Tatsächlich wirkte das ständige Hin und Her wie ruhelose Wellen, und der Waffenlärm klang wie das Tosen eines Sturms weit draußen auf See.
    Der flache Boden des Tals formte sich zu einer schmalen Ebene zwischen dem tiefen Graben des ausgetrockneten Flussbetts im Süden und den zerklüfteten Ausläufern der Berge im Norden; eine Straße verlief von Ost nach West. Überall auf der Ebene lagen die Gefallenen von Bohemunds Heer. Anhand der Anordnung der Leichen erkannte ich, dass die Kreuzfahrer das Tal hinaufmarschiert sein mussten, wo sie in einen Hinterhalt geraten waren, den Emir Ghazi für sie vorbereitet hatte. Gefangen zwischen Flussbett und Bergen waren die unglückseligen Männer niedergemetzelt worden, während sie versucht hatten, aufdemselben Weg zu fliehen, den sie gekommen waren.
    Doch eine Flucht wäre nicht möglich gewesen. Die kahlen Hänge der umliegenden Hügel wimmelten nur so von berittenen Seld-schuken. Einige trugen dunkle Turbane, andere weiße, rote, gelbe oder braune, sodass sie wie eine seltsam gefleckte Flut wirkten, die sich unaufhaltsam auf die Ebene ergoss. Mein Herz zog sich zusammen, als ich sah, wie die letzten der dem Untergang geweihten Franken ihre Waffen fallen ließen, um schneller fliehen zu können, und die unbarmherzigen Seldschuken ihnen nachsetzten, um ihnen den Todesstoß zu versetzen. Ich roch den Gestank von Blut im Wind.
    Einmal, als Kind, stand ich auf einem Felsen über dem Gerstenfeld meines Vaters und beobachtete die tiefhängenden dunklen Wolken eines Sommersturms, der über das Land zog. Zuerst kam der Wind, und er drückte die hohen Halme mit atemberaubender Kraft zu Boden. Und dann, bevor diese sich vom ersten Angriff erholen und wieder aufrichten konnten, kamen Regen und Hagel und hämmerten das gebeugte Korn in den Boden, bis es vollkommen darnieder lag.
    Was ich damals als Kind gesehen hatte, das sah ich auch jetzt, nur dass diese Ernte weit schrecklicher war als alles, was ich mir bisher hatte vorstellen können. Selbst von meinem sicheren Standort aus konnte ich das Furcht erregende Funkeln der entsetzlichen arabischen Krummschwerter sehen, die immer wieder und wieder niedersausten und Bohemunds Heer wie ein schrecklicher Hagel in den Boden stampften, auf dass es sich niemals mehr erheben möge.
    Reue, Scham und Wut kämpften in mir um die Vorherrschaft; ich wollte das Ende des Gemetzels nicht mehr sehen. »Kommt«, sagte ich und drehte mein Pferd herum, um den Hügel wieder hinunterzureiten.
    Als ich mich jedoch umdrehte, bemerkte ich aus den Augenwinkeln heraus ein goldenes Funkeln. Ich sah genauer hin und entdeckte Bo-hemunds goldenes Banner, das hell in der Mittagssonne leuchtete. Und dann war es weg. Es war einfach verschwunden - ein kleines Licht verschlungen von einem Meer aus dunklen Turbanen. Kurz hielt die verräterische Flut inne, wogte hierhin und dorthin, und setzte ihren Weg dann wieder unaufhaltsam fort.
    Doch plötzlich erschien das Banner erneut... diesmal in der Hand eines Seldschukenkriegers. Der feindliche Reiter galoppierte mit seiner Beute davon, ließ sie im Wind wehen und schrie wie der Teufel selbst. Sogar auf unserem Hügel konnten wir ihn deutlich hören, und noch lange danach hallte das Heulen in

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