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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
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Verbitterung größer. Ein ganzes Heer war abgeschlachtet worden, nur weil ein einziger sturer Edelmann seinen Ehrgeiz nicht im Zaum hatte halten können. Gott helfe mir, aber ich
    verfluchte Bohemund ob seines lästerlichen Hochmuts, dem er leichtfertig so viele Menschenleben geopfert hatte.
    Meine seldschukischen Wächter führten mich zu einem Platz ein Stück von der Straße entfernt, wo sich die Sieger sammelten. Dort, unter den wachsamen Augen ihrer Anführer, war eine große Gruppe Krieger eifrig damit beschäftigt, die Toten ihrer Waffen, Rüstung und Kleidung zu berauben. Die verschiedenen Gegenstände - Schwerter, Schilde, Helme, Speere, Kettenhauben, Harnische und dergleichen - warfen sie auf einen rasch wachsenden Haufen. Daneben wuchs noch ein weiterer, kleinerer Haufen. Dieser bestand aus Silber und Gold und allen möglichen Wertgegenständen. Bohemund hatte die armenische Festung so rasch wie möglich erreichen wollen, und daher hatten die Kreuzfahrer darauf verzichtet, die Städte und Dörfer der Umgebung zu plündern, was nun die geringe Beute erklärte.
    Während ich diesem traurigen Schauspiel zuschaute, hallte ein lauter Schrei von den seldschukischen Kriegern herüber, die sich ein Stück weiter entfernt aneinander drängten, um irgendeinem Vergnügen nachzugehen. Sie schwangen ihre gekrümmten Schwerter, johlten und grölten. Ich vermochte nicht zu erkennen, was ihre Aufmerksamkeit derart erregte, aber mehr und mehr Krieger gesellten sich zu ihnen.
    Ich versuchte noch immer herauszufinden, was dort vor sich ging, als Emir Ghazi erschien. Umgeben von seiner Leibwache aus fünfzig berittenen Kriegern - die meisten auf strahlend weißen Hengsten wie dem des Emirs und alle in dunkelblaue Umhänge gehüllt und mit purpurroten Turbanen auf dem Kopf - saß er in einem gepolsterten, mit Silber beschlagenen Ledersattel. Der Emir war ein kleiner Mann mit glattem Gesicht. Er trug ein schimmerndes blaues Seidengewand und einen großen roten Turban, den eine Pfauenfeder zierte, welche an einem glitzernden Smaragd von der Größe eines Hühnereis befestigt war. Dazu kam noch ein weißer Sei-denumhang, sodass die gesamte Gestalt auf ihrem prächtigen Sattel förmlich in der Sonne funkelte. Der Emir warfeinen Blick auf
    die noch immer wachsenden Haufen von Wertsachen, Waffen und Rüstungen und lächelte ein gütiges Lächeln wie ein gut gelaunter Gott.
    Er näherte sich unserer Gruppe und hielt vor dem Atabek und seinen Männern an. Die beiden begrüßten einander freundlich und sprachen, wie ich vermutete, über die Schlacht und das, was danach geschehen war. An einem Punkt blickte der Emir kurz zu mir. Der Atabek zuckte schlicht mit den Schultern, als wäre meine Gegenwart nicht weiter von Bedeutung; dann setzten sie ihre Unterhaltung fort.
    Sie waren noch immer miteinander im Gespräch, als ein weiterer lauter Schrei von der Menge ein Stück entfernt herüberhallte. Der Emir drehte sich im Sattel um, stellte sich in den silbernen Steigbügeln auf und versuchte, über die Köpfe seiner Männer hinwegzublicken. Da ihm das nicht gelang, erteilte er einen knappen Befehl, und ungefähr ein Dutzend seiner Männer rissen ihre Pferde herum und ritten zu den versammelten Seldschuken. Mit Hilfe ihrer Speere bahnten die Krieger sich einen Weg durch die Menge hindurch, sodass der Emir sehen konnte, was da vor sich ging.
    Als sich die Gasse weitete, sah ich mit wachsendem Entsetzen, worüber sich die Krieger so lauthals amüsierten: die blutige Hinrichtung der Gefangenen. Nicht alle Kreuzfahrer waren im Tal niedergemetzelt worden; knapp zweihundert hatten überlebt und sich ergeben. Diese Männer hatte man nun zusammengetrieben, um sie hinzurichten.
    Das allein war ja schon schlimm genug, doch noch grauenvoller war die Art der Hinrichtung. Ich sah, wie man einen armen Fußkämpfer schreiend von seinen Gefährten weg aufdie Ebene zog, wo man ihn losließ. Im selben Augenblick preschten zwei Seldschu-kenreiter auf ihn zu - einer mit der Lanze, der andere mit dem Schwert. Rasch näherten sich die Reiter dem fliehenden Kreuzfahrer.
    Der vorderste Türke beugte sich aus dem Sattel und schwang das Schwert. Kurz blitzte der Stahl in der Sonne auf, dann flog der Kopf des Opfers von den Schultern, und Blut spritzte in die Luft. Der enthauptete Körper taumelte noch ein paar Schritte, bevor er zusammenbrach, zuckte und sich schließlich nicht mehr rührte, während der körperlose Kopf auf den Boden fiel und durch den Staub

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