Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Lawhead
Vom Netzwerk:
Versicherung, dass dies nicht notwendig sei, eilte er davon - doch nur um kurze Zeit später in Begleitung eines Mannes wieder zu erscheinen, der in der einen Hand ein großes Bündel und in der anderen zwei Krüge trug. Auf Weisung des jungen Mannes stellte der Träger Bündel und Krüge auf den Boden, verneigte sich knapp und ging wieder davon.
    »Bitte«, sagte der junge Fremde und bedeutete uns, das Bündel zu öffnen. Sarn gehorchte, löste den Knoten und entdeckte Speisen für ein wahres Festmahl. Er fand am Spieß gebratenen Fasan und mehrere Arten Fisch, frisch gebackenes Brot, Trockenfrüchte und süßes Gebäck; es gab auch Bohneneintopf und Schweinefleisch in Kräutersoße sowie kleine Honigkuchen - genug für uns alle, und wir würden sogar noch etwas übrig behalten.
    Der Fremde deutete auf die beiden Krüge und erklärte: »Ich wusste nicht, ob Ihr Wein oder Bier bevorzugt; also habe ich beides gebracht.«
    Sarn war höchst erfreut über das bevorstehende Festessen und grinste glücklich. »Vielleicht sollten wir uns doch anhören, was er zu sagen hat«, flüsterte er und begann, das Essen aufzubauen.
    Ich rief Padraig, sich zu uns zu gesellen, und bat den jungen Mann, sich zu setzen. »Ich bin Duncan Murdosson aus Banvarö in Caith-ness«, stellte ich mich vor. »Und das hier sind Sarn Kurzfinger, mein Steuermann, und Padraig ap Carradoc, mein Freund und Ratgeber.«
    Der junge Mann bekundete, erfreut zu sein, unsere Bekanntschaft zu machen, verneigte sich und erklärte: »Ich bin Roupen, Sohn des Fürsten Leo von Armenien.« Er setzte sich auf den Kai und verschränkte die Beine.
    Padraig segnete die Speisen, dann verteilte er Schüsseln und Becher, und wir begannen zu essen. Das Essen war hervorragend, und schon bald leckten wir uns die Finger. Unser junger Freund jedoch stocherte in seinem Essen herum, als sei es geradezu widerwärtig und unverdaulich. Von Zeit zu Zeit lächelte er Sarn matt an, der nicht anders konnte, als die edlen Speisen immer wieder laut zu preisen.
    »Mir scheint, Eure Gabe hat Euch das Wohlwollen unseres Steuermanns gesichert«, bemerkte ich und schenkte dem jungen Herrn einen Becher Wein ein. »Doch ich kann nicht umhin festzustellen, dass es Euch offenbar an Begeisterung für unser Mahl mangelt.«
    »Leider ist das so«, seufzte er. »Auch wenn es sicherlich sehr schmackhaft ist, darf ich diese Nahrung nicht zu mir nehmen.«
    Sarn hörte das und fragte: »Seid Ihr vielleicht ein Jude?«
    Roupen lächelte unglücklich. »Ich bin weder Jude noch Mohammedaner - egal was andere auch immer glauben mögen. Die Armenier sind schon seit tausend Jahren Christen.« Traurig blickte er auf das Essen. »Meine Appetitlosigkeit ist auf eine unbekannte Krankheit zurückzuführen, die mich plagt, seit ich in diesem Land bin.«
    »Es tut mir Leid, das zu hören.«
    »Ihr seid sehr freundlich. Doch ich war glücklicher als mein Leibwächter und mein Berater; beide wurden krank und starben.« Er fuhr fort zu erzählen, wie er als Teil einer königlichen Gesandtschaft nach Paris gekommen war, in der Hoffnung, formelle Beziehungen mit dem König der Franken aufzunehmen. Insgesamt waren es fünfzehn Frauen und Männer gewesen, und alle waren sie von der geheimnisvollen Krankheit befallen worden und innerhalb weniger Tage gestorben. »Auch ich war schwer krank, und wochenlang lag ich im Schatten des Todes. Dennoch habe ich nach Gottes Willen als Einziger bis jetzt überlebt.«
    »Welch tragisches Schicksal«, erwiderte ich und füllte seinen Becher wieder auf. »Ich kann Euren Wunsch durchaus verstehen, so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückzukehren.« Ich reichte ihm den Becher, den er auch entgegennahm und wofür er sich mit einer Verbeugung bei mir bedankte.
    Wir tranken gemeinsam, dann fragte ich: »Dieser andere Weg. Irre ich mich sehr, wenn ich sage, dass er den Fluss hinunterführt?«
    Der junge Herr nickte und hob zwei Finger. »Es gibt zwei Flüsse, die nur ein kleines Stück auseinander liegen. Für größere Schiffe sind sie zu eng und flach, aber Euer Boot wird keinerlei Schwierigkeiten damit haben.«
    Sarn beugte sich an mein Ohr und flüsterte mir etwas zu. »Mein Steuermann will wissen, ob Ihr diese Flüsse selbst schon befahren habt.«
    »Zweifelt Ihr an meinen Worten, Herr?«, erwiderte der junge Mann plötzlich erregt. »Die Route, die ich Euch vorschlage, ist dieselbe, auf der meine Gefährten und ich durchs Land der Franken gereist sind. Ich bitte Euch, versichert

Weitere Kostenlose Bücher