Der Gast des Kalifen
Eurem Steuermann, dass dieser Weg durchaus zu meistern ist, abgesehen von einem kurzen Stück, das per Wagen zurückgelegt werden muss. Andernfalls hätte ich es gar nicht erst erwähnt.«
»Bitte missversteht ihn nicht«, entgegnete ich. »Es ist nicht Eure Ehrlichkeit, um die er sich sorgt. Es ist Eure Erinnerung.« Ich erzählte ihm von Sarns Karte, die dieser auf unserer Reise zu vervollständigen hoffte.
Der junge Herr lächelte schwach. »Erneut muss ich Euch um Verzeihung bitten. Was ich in diesem Land erlebt habe, hat mich übermäßig misstrauisch gemacht, und allzu oft lasse ich mich zu einem vorschnellen Urteil hinreißen. Ich bitte Euch um Nachsicht. Es wird nicht wieder vorkommen.«
Wir tranken noch etwas, und der junge Mann schien sich wieder zu entspannen. Ich hatte bereits entschieden, dass seine Kenntnisse des Flusswegs für uns wertvoll waren, doch wollte ich ihm das nicht ohne die Zustimmung meiner Gefährten sagen. So bat ich ihn nach dem Essen, uns für einige Zeit zu entschuldigen, damit wir uns beraten konnten. Wir sprachen in unserer eigenen Zunge, so-dass es ihm unmöglich war, uns zu verstehen.
»Ich sage, wir wären gut beraten, diesen Mann an Bord zu nehmen«, begann ich. »Eine Reise den Fluss hinunter ist der über die offene See in jedem Fall vorzuziehen. Ich sage, wir nehmen ihn beim Wort und lassen ihn uns an unser Ziel führen.«
Padraig nickte zustimmend. »Er ist ein Bruder in Christo, und er sucht unsere Hilfe. Offensichtlich geht es ihm nicht gut. Ihn abzuweisen wäre eine Beleidigung des Himmels, die wir später noch bereuen könnten.«
»Es ist wahr, dass unser Boot klein ist«, sagte Sarn; »aber wenn er mir mit der Karte hilft, wird es mir ein Vergnügen sein, den wenigen Platz mit ihm zu teilen.« Er nickte, dachte noch einmal über seine Entscheidung nach und fügte dann hinzu: »Nur muss er seine Zunge im Zaum halten. Wenn er das fertig bringt, werden wir schon gut miteinander auskommen.«
»Dann sind wir uns also einig«, schloss ich. »Ich werde es ihm sagen.«
Roupen war den Tränen nahe, als er von seinem Glück erfuhr. Er ergriff meine Hände und schwor mir ewige Dankbarkeit. »Nun denn«, sagte er, nachdem er sich wieder ein wenig gefasst hatte, »also müssen wir nur noch den Preis für die Passage festlegen.«
»Wir haben uns darauf geeinigt, Euch im Tausch dafür mitzunehmen, dass Ihr uns den Weg zeigt«, erklärte ihm Padraig. »Weitere Bezahlung ist nicht notwendig.«
Doch davon wollte der junge Mann nichts hören. »Der Dienst, den Ihr mir erweist, ist für mich geradezu unermesslich wertvoll. Ich werde für die Passage zahlen, und das mit Freuden. Auch wird mein Vater nicht zögern, Euch für Eure unschätzbare Hilfe fürstlich zu entlohnen.«
Er löste die Börse vom Gürtel, öffnete sie und schüttete mehrere Goldmünzen in seine Hand. Er zählte zwanzig Goldbesant ab, teilte sie in zwei gleich große Stapel und schob einen davon in meine Richtung.
»Das ist für die Fahrt nach Marseille«, erklärte er. »Und wenn wir dort ankommen, werdet Ihr noch einmal das Gleiche bekommen.«
Dann reichte er mir den zweiten Stapel. »Das hier ist für den Proviant, den wir für die Reise benötigen werden. Ich bin der Sohn eines Fürsten, und wo immer ich hingehe, ich bin das Beste an Speis und Trank gewöhnt. Daher erwarte ich auch, dass dieses Boot entsprechend ausgestattet wird.«
Ohne Widerspruch und mit Freuden nahm ich das Gold entgegen - was, wie ich bemerkte, Padraig ein wenig überraschte. Sicher, dies hier war keine Angelegenheit von Höflichkeit oder Edelmut. Als ich von Banvarö aufgebrochen war, hatte ich kaum genug Geld für einen Fisch in der Tasche gehabt. Ich hatte meinen Glauben bekundet, Gott würde schon für mich sorgen, und das Auftauchen des jungen Herrn Roupen schien die Antwort unseres Herrn auf unsere Not zu sein. Es wäre nicht gerade weise gewesen, die offene Hand des Allmächtigen auszuschlagen.
Nachdem wir uns also geeinigt hatten, sagte ich: »Sobald wir alles, was wir brauchen, besorgt haben, werden wir morgen so früh wie möglich aufbrechen. Kommt zu uns, sobald ihr bereit seid. Wir werden hier auf Euch warten.«
Roupen lächelte leicht verlegen. »Wenn es Euch nicht zu viel ausmacht«, sagte er, »würde ich es als angenehm empfinden, die Nacht auf dem Boot zu verbringen. Dann brauchtet Ihr auch nicht auf mich zu warten.«
Später wies Sarn mich daraufhin, dass das weniger eine Frage des Wartens, sondern des Vertrauens
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