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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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schließlich ist ja keine Jungfrau unter den Anwesenden.«
    Aus den scheinbar unergründlichen Tiefen seiner Einkaufstasche holte er einen Korkenzieher und eine verstaubte Flasche Château Montlabert 1979, entkorkte sie geübt, goß ein Weinglas halb voll und prostete Braut und Bräutigam zu. Sanft auf den Fußballen vor und zurück schaukelnd, intonierte er: » Baruch atah adonai, eloheinu melech ha’olam, bor eh pri ha’gafen. Gesegnet seist Du, Gott, unser Herr, König der Welt, Schöpfer der Frucht des Weinstocks.«
    Er nippte an dem Wein. »Gesegnet seist Du, Gott, König der Welt, der Du uns geheiliget hast durch Deine Gebote und uns die Gesetze der Ehe gegeben hast.«
    Mit einer Geste forderte er mich auf, den Ring hervorzuholen und ihn Rain an den Finger zu stecken. »Sprecht mir nach«, sagte er. Er sah wieder nach den Gewitterwolken. »Harei at mekudeschet H …«
    »Harei at mekudeschet U …«
    »… betaba’at so kadat …«
    »Betaba’at so kadat. «
    »… mosche vejisrael. «
    »Mosche vejisrael. «
    »Was für eine Sprache ist das, Schatz?« fragte Shirley Dwayne hinter unserem Rücken.
    »Liliputanisch«, antwortete ich leise. »Das ist die Sprache eines der verlorenen Stämme Israels.«
    »Siehe, du bist geheiligt durch diesen Ring«, intonierte der Rebbe, »nach dem Gesetz Moses und Israels.«
    Als ich zögerte, forderte er mich mit einem energischen Nicken auf, es nachzusprechen.
    Ohne Rains Hand loszulassen, wandte ich mich ihr zu. »Siehe, du bist geheiligt durch diesen Ring.« Ich räusperte mich.
    »Warum bist du so nervös?« flüsterte sie. »Du warst doch schon mal verheiratet.«
    »Deswegen bin ich ja so nervös«, flüsterte ich zurück.
    Ich war drauf und dran, in einen Traum abzugleiten, riß mich aber im letzten Moment zusammen. Es dämmerte mir, daß das Chaos des Augenblicks ungleich interessanter war.
    Ich holte tief Luft und vollendete den rituellen Satz.
    Der Kopf des Rebbe hüpfte fröhlich auf und ab, seine geringelten Schläfenlocken schlugen Kapriolen. »Mit diesen Wort ist die köstliche Tat vollbracht. Nach jüdischem Gesetz gilt die Braut nun als Ehefrau, der Bräutigam als Ehemann.«
    »Hey, ich fühl mich überhaupt nicht anders«, sagte Rain.
    Shirley brach in Tränen aus. »Das ist. so. gottverdammt. schick.«
    Mit den Tränen kämpfend, hob Rain die Arme und zog mit einer Kraft, die ich ihr nicht zugetraut hätte, meinen Kopf zu sich herunter. Sie drückte ganz fest ihre Lippen an meine Wange, und als sie sprach, versengte ihr Atem mein Ohr.
    »Ich schwöre bei Christus, daß ich da sein werde, wenn du mich brauchst.«
    »Ich auch«, flüsterte ich zurück. Ich war zu überwältigt, um mehr zu sagen, schließlich heiratet man nicht jeden Tag eine Frau, für die man wilde, ewige, quälende Liebe empfindet.
    Der Rebbe, dessen riesiger Adamsapfel auf und ab sprang, legte den Kopf in den Nacken und trank das Glas Château Montlabert in einem Zug aus, wickelte dann das Glas in ein Tuch ein und stellte es auf die Erde.
    »Treten Sie drauf«, forderte er mich auf. »Das bringt Glück.«
    »Maseltow« , rief der Rebbe.
    »Wer sagt’s denn«, grölte Dwayne, von der Begeisterung angesteckt.
    »Hey, ich flipp aus«, lachte Rain nervös. »Total.«
    Ein euphorisches »Yo« war alles, was ich herausbrachte.
    Es zeigte sich, daß der Rebbe die Zeremonie noch nicht abgeschlossen hatte. »Einer der Vorteile eines Daseins als Rebbe«, sagte er, wobei er sich den ersten Regentropfen auf die ausgestreckte flache Hand klatschen ließ, »ist es, daß man einem Publikum predigen darf, das nicht davonlaufen kann.«
    Hinter mir hörte ich, wie Dwayne Shirley zuflüsterte: »Beruhige dich, Babe.«
    »Ich kann nicht«, schluchzte sie. »Ich glaub, ich will auch Jüdin werden, ich glaub, ich will, daß der Rebbe uns auch traut.«
    »Wie könnte man einen Anfang schöner feiern«, sagte der Rebbe, »als damit, daß man in die Vergangenheit zurückgeht und einen raschen Blick auf den Urknall wirft. ›Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war tohu vavohu. ‹ Ich spreche von Genesis 1, Vers 1. Der schlimasl King James hat das mit ›die Erde war ohne Form‹ übersetzt. Aber ›tohu vavohu‹ ist in Wirklichkeit das hebräische Wort für Chaos. Die. Erde. war. buchstäblich. ein Chaos!«
    »Tohu wa vohu«, murmelte Rain, »hört sich an wie die am meisten Florida Stadt in der Südsee. Hey, vielleicht könnten wir dort irgendwann unsere Flitterwochen verbringen.«
    »Achtet ihr

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