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Der Gastprofessor

Der Gastprofessor

Titel: Der Gastprofessor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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beantragen. Eine Amerikanerin heiraten.«
    »Denkst du da an jemand bestimmten?«
    Ich schwöre bei Gott, daß mir der Gedanke rein zufällig kam, die Worte kamen mir einfach so über die Lippen, ich war genauso konsterniert wie L. Falk.
    »Es gibt ja immer den Tender.«
    Er hat mich ganz komisch angesehen. »Du machst mir also einen Antrag?«
    Ich gönnte mir einen tiefen Atemzug und ließ ein »Warum« und ein »Nicht« durch mein von Natur glattes Haar in die Höhe steigen. Ich meine, ich war dem Gedanken nicht ganz und gar abgeneigt, obwohl ich aus persönlicher Erfahrung weiß, daß die Ehe, wie der Sex, etwas ist, was L. Falk als chaosbezogen einstufen würde.
    »Sieh’s doch mal so«, hab ich gesagt, oder jedenfalls etwas in dem Sinne. »Der erste Kerl, mit dem ich zusammengelebt habe, war Friseur, ja? Der hat mir das Haareschneiden beigebracht, wir haben ein Haardesign-Studio für Sie und Ihn in Albany aufgemacht, aber als die Kunden anfingen, auf mich zu warten, obwohl er frei war, hat er sich verkrümelt. Der zweite Typ, mit dem ich zusammengelebt hab, hat mir das Vögeln beigebracht. Als ich es dann besser konnte als er, ist er auch abgehauen. Meinen Ex-Ehemann lasse ich aus, Vogelmörder schweigt man am besten tot. Nach meiner Erfahrung können es Männer nicht ertragen, überflügelt zu werden. Das gefällt mir unter anderem so an dir, daß du damit leben kannst, daß ich manche Sachen besser kann als du.«
    Er ließ das eine Zeitlang auf sich wirken, und ich sah ihm an, daß er mir kein Wort glaubte. Dann sagte er, sehr langsam, sehr ärgerlich, sehr leise, ich mußte mich anstrengen, um ihn zu verstehen: »Würdest du bitte aufhören, mich zu verarschen? Und dich zu verarschen. Wenn du wirklich bereit bist, jemanden zu heiraten, der erledigt ist, dann sag warum.«
    Er hatte natürlich völlig recht. Ich sah ihn an. Er hat mich so gespannt und ängstlich angestarrt, daß ich nicht anders konnte, als meine Karten auf den Tisch zu legen. Wenn es eine bessere Art gibt, einen Homo chaoticus rumzukriegen, dann kenn ich sie jedenfalls nicht. Also ich hab ihm ungefähr Folgendes gesagt:
    »Ein Typ, der bis zum Unendlichen vorstoßen will, kann meiner Meinung nach nicht erledigt sein – er tut ja was, was noch nie einer getan hat. Ich kapier die schmutzigen Einzelheiten nicht alle, ja?, aber immerhin versteh ich soviel, daß du auf einer Reise bist, bei der es keine Hoffnung auf eine Ankunft gibt, und das ist die schwerste Art. Du mußt verdammt noch mal jede Menge Mumm haben, um dich auf so was einzulassen. Die Ehe, wenn sie funktioniert, ist auch eine Reise ohne Ankunft. Etwas, woran man ständig arbeiten muß und was trotzdem nie fertig wird.«
    Ich weiß nicht, warum, ich hatte seit Wochen keinerlei Dope genommen, aber auf einmal hatte ich das unheimliche Gefühl, daß ich selbst dem Unendlichen entgegenraste, immer schneller und schneller, schneller als die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf der Interstate, wie im Flug vorbei an einer ganzen Kolonne von Lastzügen, alle mit der Zahl dreiundzwanzig in psychedelischen Farben. Ich hätte nicht bremsen können, selbst wenn ich gewollt hätte. Und ich wollte gar nicht.
    »Also hab ich mir gedacht, hey, solange wir in dieselbe Richtung wollen, können wir genausogut gemeinsam reisen.« Er war schon am Kippen, brauchte nur noch einen letzten Stupser. »Falls du interessiert bist«, hab ich noch gesagt, »habe ich noch ein last but not least auf Lager.«
    Ich sah, daß er nicht nicht interessiert war.
    »Okay, hier ist es also, mein last but not least. Ich hab noch nie jemand in deiner Kategorie kennengelernt.«
    »Und was ist meine Kategorie?«
    »Ein Ständer ist nicht das Originellste, was du je zustande bringst. Mein Gott, muß ich’s dir wirklich buchstabieren?«
    Er sagte nichts, also wollte er es wohl buchstabiert haben.
    Ich schloß die Augen, holte noch mal tief Luft und machte die Augen wieder auf. Ich sah, daß mir mein Publikum treu geblieben war, L. Falk hing immer noch an meinen Lippen, was ich als vielversprechendes, ja sogar positives Zeichen wertete. »Tatsache ist. Ich liebe dich, ich hab dich zum Sterben lieb, L. Ficker-Falk.« Meine Sommersprossen brannten schon wieder. »Also, was meinst du, sollen wir nicht aufhören, Umschweife zu machen? Willst du oder willst du nicht? Ein Gespann bilden? Mit meiner Wenigkeit, dem Tender?«
    »Du fragst mich also«, sagte L. Falk, der wahrscheinlich die Frage wiederholen wollte, um sicherzugehen, daß

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