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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Whalen Turner
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das seinen ohnehin schon gepeinigten Körper noch weiter gebeutelt hätte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt.
    Der König war auf der Sitzfläche vorgerückt und beugte sich nahe an Relius’ Ohr. Costis konnte nicht hören, was er als
Nächstes sagte, aber er hörte Relius aufschreien: »Was für einen Unterschied macht es schon, was ich glaube, wenn ich bald tot sein werde, wie Teleus?«
    Der König lehnte sich zurück; der Wundschmerz ließ ihn das Gesicht verziehen. »Dann habt Ihr eines doch noch nicht gehört. Sie hat Teleus begnadigt.«
    »Lügner!«, schrie Relius. »Lügner! «
    »Zugegeben, ich bin einer«, stimmte der König zu und wandte den Kopf, um den Schritten zu lauschen, die sich auf dem Gang näherten. »Aber diese eine Wahrheit kann ich beweisen. Wenn ich nicht ganz falsch rate  – und ich bezweifle, dass ich das könnte  –, dann gehören diese wütenden Schritte, die auf uns zugestapft kommen, dem Hauptmann persönlich.«
    Der König hatte recht. Es war der Hauptmann mit einem Trupp Gardisten. Er kam durch die Tür und blieb direkt hinter dem Stuhl des Königs stehen.
    Er sagte nichts. Er langte um die Schulter des Königs herum, um ihm ein gefaltetes Papier zu reichen.
    »Lasst mich raten«, sagte der König. »Meine Königin hat Enkelis entlassen und Euch wieder eingesetzt, und Eure erste Aufgabe besteht darin, mich wieder ins Bett zu bringen?«
    Er öffnete mit seiner einen Hand das Papier, breitete es auf seinem Knie aus und las die Botschaft, die es enthielt.
    Er lächelte darauf hinab. »Teleus, ich erspare Euch die Schwierigkeit, zu versuchen, mich unter Körpereinsatz zurück ins Bett zu schleifen. Ihr könnt stattdessen zu Ende bringen, was ich hier begonnen habe.«
    Teleus zuckte erschrocken und angewidert zusammen. Er sah quer durch die Zelle Relius an, und das Entsetzen auf seinem Gesicht verblasste zu Kummer. Relius erwiderte seinen Blick ohne jede Hoffnung. Teleus war am Leben, weil der König sich für ihn eingesetzt hatte, und er kannte seine Pflichten. »Ich
stehe Euch zur Verfügung, Euer Majestät«, sagte Teleus angeekelt.
    Eugenides stand auf, um sich ganz herumzudrehen, so dass er Teleus ins Gesicht sehen konnte. »Ihr missversteht mich, Hauptmann. Ich begnadige ihn.«
    Teleus, der seinem Versagen, seinem Tod und dem Tod seines Freundes ins Auge geblickt und seine eigene Rettung durch das Eingreifen eines Mannes, den er verachtete, hingenommen hatte, hatte keine Kraft mehr, noch mehr zu ertragen. Er widersprach dem König. »Ihre Majestät hat ihn verurteilt.«
    Eugenides  – verwundet, müde und umgeben von den Wänden und dem Gestank des Kerkers, in dem er seine Hand verloren hatte  – entgegnete, nicht spöttisch, sondern zähnefletschend: »Bin ich König?«
    So wie ein Riss in einem Damm sich mit zunehmender Geschwindigkeit erweitert und mehr und mehr Wasser durchströmen lässt, wurde Teleus’ Stimme mit jedem Wort lauter, bis er so ohrenbetäubend brüllte, dass er quer über einen Paradeplatz zu hören gewesen wäre; der tiefe Bass dröhnte in der kleinen Zelle so sehr, dass es wehtat. »Glaubt Ihr, dass das eine Rolle spielt?«, schrie er. »Denkt Ihr denn wirklich, dass Eure Befehle hier Geltung haben?«
    Was er sonst noch brüllte, wurde übertönt, der Inhalt ausgel öscht, als der König genauso leidenschaftlich und unverständlich zurückschrie; ihre Worte hallten von den Wänden wider und brandeten als bedeutungsloser Lärm aufeinander ein. Costis sehnte sich danach, sich die Ohren zuzuhalten. Wenn Teleus vor Wut platzte, dann brannte der König vor Zorn. Es spielte keine Rolle, dass Teleus fast einen Kopf größer war als der König; wenn er vorhatte, ihn mit seiner körperlichen Präsenz zu überwältigen, scheiterte er. Wie eine verwilderte Katze, die gegen einen Hofhund antrat, hielt der König stand, und die beiden schrien einander
an, bis Teleus’ Blick auf den Archivsekretär fiel. Relius hatte den Kopf abgewandt und versuchte ohne jede Hoffnung, den Lärm auszusperren. Schlagartig wurde Teleus still, so dass die letzten Worte des Königs unangefochten ertönten.
    »ICH KANN TUN, WAS ICH WILL!«
    Der Gefängniswärter wählte diesen ungünstigen Moment, um einen Blick um den Türpfosten herum in die Zelle zu werfen. Er und der König starrten einander an, und die Augen des Königs verengten sich, während die des Wärters groß wurden. Dann wich die Zornesröte aus den Wangen des Königs. Er ließ die Botschaft der Königin aus der Hand

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