Der Gebieter
hört das ein oder andere, sogar hier unten.«
»Ich erinnere mich daran.« Der König sah sich in der Zelle um, als würde er eine alte Bekanntschaft erneuern. »Es war ein Raum, der diesem sehr ähnlich sah. Ich erinnere mich nicht an eine Pritsche, aber vielleicht habe ich die auch nur übersehen. Weiß sie, dass Ihr zurückgekommen seid, um mich zu verhören, nachdem sie gegangen war?«
Costis schluckte und fühlte sich mit jedem Augenblick, der verging, unbehaglicher. Relius hatte den König verhört. Als er Attolias Gefangener gewesen war, hatte Relius ihm Informationen über die Königin von Eddis abzupressen versucht.
Ich gehe in den Palastkerker, um mich zu amüsieren. Ich glaube, das habe ich mir verdient.
Costis tauschte einen Blick mit den anderen Gardisten in der Zelle. Sie waren Veteranen. Sie hatten so etwas schon erlebt. Sie wollten auch nicht hier sein.
Relius schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. »Sie wollte es damals nicht wissen.«
»Und Ihr wart nicht töricht genug, ihr später davon zu erzählen?«
»Nein, aber sie wird es geahnt haben.«
»Habe ich Euch irgendetwas erzählt?«, fragte der König im Plauderton.
Costis erschauerte von Kopf bis Fuß.
»Nein«, sagte Relius. »Ihr habt auf Demotisch gefleht. Ihr habt auf Archaisch vor Euch hingebrabbelt. Ich hätte noch mehr Druck auf Euch ausgeübt, wenn ich nicht befürchtet hätte, dass Ihr sterben würdet. Sie wollte Euren Tod nicht.« Der Archivsekretär wandte endlich den Kopf, um den König anzusehen. »Ich wünschte, ich hätte Euch getötet.«
»Tapfere Worte, Relius.«
»Hier unten ist niemand tapfer. Nur dumm. Seid Ihr gekommen, um mich flehen zu hören? Das tue ich. Ich habe es schon getan. Ihr kennt ja die Worte.« Tränen schossen ihm in die Augen, und seine Stimme wurde schwächer. »Bitte tut mir nicht mehr weh. Bitte. Bitte nicht mehr.«
Der König wandte den Blick ab.
»Ich weiß nicht«, flüsterte Relius, »ob ich je tapfer war. Aber wenn ich gewusst hätte, dass Ihr zurückkehren würdet, hätte ich Euch damals getötet.«
»Wenn Ihr nur gewusst hättet, dass ich hier landen würde und Ihr da? Was für eine Überraschung muss das nach all den Jahren gewesen sein, die Ihr der Königin gedient habt!«
»Es ist nicht überraschend, dass ich hier bin – nur, dass Ihr ebenfalls hier seid. Glaubt Ihr etwa, ich hätte nicht von Anfang an gewusst, dass ich einmal hier würde enden müssen?«
»Hättet Ihr ihr gedient, wenn Ihr es gewusst hättet?«, fragte der König.
»Mit Freuden«, knurrte der Sekretär und rang keuchend nach Luft; er hatte das Gleichgewicht zwischen den Schmerzen seines Körpers und seiner Fähigkeit, sie zu ertragen, gestört.
Der König beugte sich vor, und Relius schrie auf, aber der König schob Relius nur die Hand unter den Kopf, um ihn anzuheben, während er den Haken benutzte, um den Umhang vorwärtszuziehen. Er legte Relius’ Kopf auf das behelfsmäßige Kissen.
Philologos kam mit einem Wasserschlauch in der Hand zurück. Sotis nahm ihn ihm ab und bückte sich, den Hinweisen des Königs folgend, um ihn an Relius’ Mund zu neigen. Der Sekretär schluckte einmal. Bevor er noch einmal schlucken konnte, sagte der König überzeugt: »Jetzt müsst Ihr sie hassen.«
Relius verdrehte die Augen. Er sah den König an und spuckte absichtlich das kostbare Wasser aus. Er bemühte sich, den Kopf zu heben, um dem König in die Augen sehen zu können. »Und wenn ich fünfzig Jahre lang hier wäre«, sagte er keuchend, »und sie mich danach freiließe, würde ich, wenn ich noch irgend könnte, vor ihre Füße kriechen, um ihr zu dienen.«
Der König schüttelte mit einer Mischung aus Erheiterung und Unglauben den Kopf. »Das ist unmöglich. Nach allem, was sie Euch angetan hat?«
»Es ist das, was ich ihr beigebracht habe.«
»Also würdet Ihr ihr weiterhin dienen?«
»Ja.«
Die Erheiterung und der Unglauben des Königs waren wie weggewischt; er beugte sich näher zu Relius. »Das täte ich auch.«
Er sprach so leise, dass Costis sich anstrengen musste, die Worte zu hören. Es war mehr, als Relius fassen konnte. Er starrte ihn nur an.
»Was wollt Ihr von mir?«, flüsterte er. Die Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln. »Ihr seid hier, um Rache zu nehmen. Ich kann Euch nicht aufhalten. Also nehmt sie. Ihr könnt haben, was Ihr nur wollt. Niemand kann Euch aufhalten.«
»Ich will, dass Ihr mir glaubt.«
»Nein.« Er atmete stoßweise und rang darum, ein Schluchzen zu unterdrücken,
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