Der Gebieter
König zu.
Er sagte: »Sejanus und sein Bruder haben so getan, als könnten
sie einander nicht leiden. Das hat Sejanus die Gunst seines Vaters erhalten; Dite seinerseits war dadurch über jeden Verdacht erhaben und konnte dir nahe sein, zumindest so lange, bis ich mich eingemischt habe, um Anspruch auf dich zu erheben. Sejanus war um seines Bruders willen eifersüchtig auf mich. Er hoffte, dass du, wenn ich erst tot gewesen wäre, früher oder später Dites Liebe zu dir erhört hättest.«
»Und die Meinungsverschiedenheiten mit Dite, die du beigelegt hast?«, fragte sie nachdenklich, da sie den Schluss, zu dem sie gelangt war, nicht fassen konnte. »Du warst eifersüchtig … auf Dite?«
Der König – Herr über das Schicksal der Menschen – schrumpfte vor ihren Augen zu einem Mann zusammen, der selbst noch sehr jung und verliebt war. Er zupfte wieder an der Decke herum und antwortete mit gesenktem Blick: »Rasend .«
Die Lippen der Königin wurden schmal, und sie kniff die Augen zusammen, aber selbst ihre Selbstbeherrschung reichte in diesem Fall nicht mehr aus, und sie musste die Hand hochreißen und den Kopf einziehen, um ihr Lächeln zu verbergen. Ihre Schultern bebten leicht, als sie lachte.
»Ich werfe gleich mit irgendetwas nach dir«, warnte der König sie hochfahrend. »Du bringst mich vor meinen Kammerherren in Verlegenheit.«
Die Königin hob den Kopf, hielt sich die Hand aber noch ein wenig länger vor den Mund. Als sie sie sinken ließ, hatte sie die Fassung beinahe zurückgewonnen. »Als ob dir das etwas ausmachen würde«, sagte sie und setzte mit Scharfblick hinzu: »Du bist müde.«
»Ja«, gestand er, und das entsprach eindeutig der Wahrheit.
Sein Gesicht war stärker gerötet, als die Verlegenheit allein es erklären konnte. Sie hob die Hand, um sie ihm auf die Stirn zu legen, aber er lehnte sich außer Reichweite.
»Geh weg«, sagte er.
»Da offensichtlich ist, was du wünschst, werde ich das tun«, murmelte sie und stand auf. »Schickst du sie jetzt weg und schläfst?«
»Ja.«
Sie beugte sich über ihn, um ihn zu küssen, und ging.
Als ob dir das etwas ausmachen würde .
Wenn die Kammerherren zuvor noch bekümmert und entsetzt gewesen waren oder sich töricht gefühlt hatten, kamen sie sich jetzt ganz, ganz klein vor.
»Einer von euch soll mir ein paar Kleider holen«, sagte der König.
»Ein Nachthemd und einen Morgenmantel, sofort, Euer Majestät.«
»Ich sagte ›Kleider‹.« Der König seufzte und rieb sich das Gesicht. Er sah wirklich müde aus. »Das neue blaue Seidengewand frisch vom Schneider. Sucht etwas aus, das dazu passt.« In seinen Worten schwang eine unterschwellige Drohung mit.
»Ja, Euer Majestät.« Einer der Kammerherren nickte und ging zur Tür.
Der König wandte sich an Costis. »Mach einen Trupp bereit, um mich zu eskortieren.«
»Aber Ihr habt doch gesagt, dass Ihr Euch ausruhen würdet«, wandte Philologos naiv ein.
Der König warf ihm einen Blick zu. »Ich habe gelogen.«
Nachdem Costis den Trupp, der in der Wachstube der Königin Dienst tat, von den Plänen in Kenntnis gesetzt hatte, wartete er und sah zu, wie der Kammerherr mit den Kleidern des Königs vorbeieilte. Ein weiterer verließ mit einer Botschaft die königlichen Gemächer. Kurze Zeit später erschien der König selbst, gefolgt von den besorgten Kammerherren.
Hilarion beschleunigte seine Schritte und überholte den König. Sobald er sich zwischen ihm und der Tür befand, blieb er stehen, wandte sich um und fragte unverblümt: »Wohin geht Ihr, Euer Majestät?«
Der König neigte den Kopf zur Seite und schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm hoch. Hilarion schluckte, aber der König ließ sich herab, ihm zu antworten. »Bisher habe ich heute Leute begnadigt, die ich lieber in die Verbannung geschickt hätte, den einzigen Höfling verbannt, den ich mag, und einen Mann lebenslänglich ins Gefängnis gesteckt, den ich lieber hätte hinrichten lassen. Ich gehe in den Palastkerker, um mich zu amüsieren. Ich glaube, das habe ich mir verdient. Ihr dürft gern hierbleiben.«
»Nein!« Ein wenig zu laut. »Ich meine, bitte nicht, Euer Majestät. Wir sollten Euch begleiten.« Sonst würde die Königin sie einen Kopf kürzer machen, vermutete Costis.
»Ich werde Wachen bei mir haben. Sie reichen aus.«
»Euer Majestät.« Das war Philologos. »Wir sind Euer Gefolge, nicht wahr?« Sein Gesichtsausdruck war ebenso flehentlich wie resigniert.
Der König verdrehte die Augen,
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