Der Gebieter
Anbaugebiete Sonoma Valley und Napa Valley auch eine Besprechung der kleineren Weinbauern der Medocino und Lake Counties und der zentralen Küstenregion gab und sogar ein kleines Kapitel, in denen die Keltereien erwähnt wurden, die sich vereinzelt in den Gegenden von Sacramento, Los Angeles, San Diego und der Sierra angesiedelt hatten und eher Geheimtipps waren. Ein großer Teil des Buches befasste sich mit einer umfassenden Weinkunde, und es endete mit einem Weinlexikon.
Der Autor hatte sich große Mühe gegeben und hatte sich viel Arbeit gemacht. »Sam Ave«, sie sprach vor Überraschung seinen Namen laut aus.
Rachel sprang auf und wischte sich den Schmutz vom Gesäß. »Das ist sein Pseudonym für Sachbücher. Er schreibt ganz verschiedene Texte.«
O ja, dachte Naomi zerknirscht, zum Beispiel Enthüllungsartikel. Aber ein solch umfangreiches Buch über ein so ernstes Thema wie Wein hätte sie ihm nicht zugetraut. Das passte nicht zu dem Yellow-Press-Reporter, den sie in ihm sah. Wieder einmal wusste sie nicht, was sie von ihm denken sollte. Alles, was sie sich über ihn zusammenreimte, musste sie wieder in Frage stellen, wenn sie ein neues Detail über ihn erfuhr.
Rachel nahm ihre Sonnenbrille ab, hauchte hinein und säuberte sie mit einem Zipfel ihrer Weste. »Der Almanach muss wohl sehr erfolgreich sein, meinte Chad. Er steht auch in Mr Brookstones Bibliothek.«
»Samuel McAvoy, ein Sachbuchautor – wer hätte das gedacht?«
»Nicht wahr?« Verschmitzt lächelnd setzte Rachel ihre Brille wieder auf.
Bevor eine peinliche Situation entstehen konnte, verabschiedete sich Naomi lieber und ging ins Haus. Ihr fiel es schwer, die Treppenstufen hochzusteigen, als wären sie an diesem Nachmittag doppelt so hoch wie normalerweise. Schuld war nicht die Wärme, sondern vielmehr die Angst vor dem anstehenden Gespräch. Aber sie musste es tun – jetzt!
Als sie das Zimmer betrat, schreckte Cheng auf. Er schob ein Buch unter ihr Kopfkissen. Hatte er etwa Ekstase durch Unterwerfung entdeckt und in dem Ratgeber geblättert?
Naomi bemühte sich ernst zu bleiben, trat ein und legte das Sachbuch auf den Tisch. »Wir müssen reden«, sagte sie sanft und zog einen Stuhl vor das Bett, auf dem Cheng saß.
»Wir sollten los.« Ungeduldig warf Cheng einen Blick auf seine Armbanduhr und erhob sich.
Naomi nahm demonstrativ Platz. »Setz dich bitte wieder.«
»Es ist schon spät, und du hast noch nichts gepackt.«
»Setz dich!«
Sie sagte das so energisch, dass er verblüfft ihrer Anweisung folgte. »Du bist anders, seit du von zu Hause weg bist. Diese Reise hat dir nicht gutgetan.«
»Und ob. Sie hat mir die Augen geöffnet.« Naomi konnte förmlich sehen, wie er sich anspannte, deshalb sprach sie so einfühlsam wie möglich weiter: »Hast du nicht auch in letzter Zeit gespürt, dass wir nicht mehr so gut harmonieren wie früher?«
»Was soll das heißen?« Nervös schob er seine Brille zurück auf die Nasenwurzel.
»Wir machen nichts, was Paare für gewöhnlich miteinander tun.«
»Wir gehen zusammen aus, nicht jedes Wochenende, aber regelmäßig.«
»Einmal im Monat«, da er tief einatmete, um zu widersprechen, lenkte sie ein: »Vielleicht sogar zwei- oder dreimal, aber immer nur auf Veranstaltungen, die Kunden oder Kollegen geben.«
»Es sind Partys, oder nicht?« Er zuckte mit den Achseln.
»So nennst du sie, ich nenne sie berufliche Verpflichtungen. Für dich ist das völlig in Ordnung. Aber für mich ist eine Grenze überschritten, wenn selbst die Freizeit fürs Geschäft draufgeht.« Er zog seine Befriedigung aus den Vertragsabschlüssen, die nach diesen Events folgten, und wenn er vom Gericht neue Fälle zugeschanzt bekam, für Naomi dagegen bedeutete all das nur mehr Arbeit. Tatsächlich tat er ihr sogar ein wenig leid, weil er unfähig war, das Leben zu genießen.
Cheng neigte sich vor und stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab. Eindringlich sah er sie über seine Brille hinweg an. »In Wahrheit geht es doch um diesen Kerl, mit dem du unterwegs warst, habe ich Recht?«
Teilweise traf das zu, doch es war nicht ausschlaggebend für ihre Entscheidung, sich von Cheng zu trennen. Selbst wenn aus Sam und ihr nie ein Liebespaar werden sollte, konnte sie nicht länger mit Cheng zusammen sein, denn sie hatte sich entliebt. Sie entschied, Sam vollkommen außen vor zu lassen, weil sie Cheng nicht wehtun wollte. »Es geht um dich und mich, um uns. Sei ehrlich, es gibt schon lange kein uns mehr. Wir sind nur
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