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Der Gebieter

Der Gebieter

Titel: Der Gebieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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Situationen bringen oder schlichtweg etwas erfinden«, er verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, »sagte mein Boss mir zumindest. Es widerstrebte mir vom ersten Moment an, die Patzer anderer Menschen auszuschlachten, deshalb habe ich nur wenige Berichte verfasst und dann gekündigt. Ich war sowieso ein schlechter Klatschreporter.«
    Das war also der Grund, weshalb sie nur wenige Artikel unter seinem Namen hatte aufstöbern können. Zögerlich stieg sie die zwei Stufen hinauf und blieb einige Schritte von ihm entfernt stehen. »Warum veröffentlichst du Sachbücher unter Pseudonym?«
    »Weil mein Name verbrannt war.« In Erinnerung an die damalige Zeit schnaubte er. »Wer nimmt schon einen Sachbuchautor ernst, der früher für den Hollywood Reporter oder das Star Magazine geschrieben hat? Also habe ich meinen Namen einfach gekürzt und Sam Ave daraus gemacht. Für mein anderes Projekt habe ich allerdings ein echtes Pseudonym gewählt.«
    »Wovon sprichst du?«
    Als er zu ihr kam, hielt sie kurz die Luft an, doch er blieb vor ihr stehen und lehnte sich mit der Schulter gegen den Balken, der die linke Seite des Aufgangs flankierte. Seine Augen funkelten belustigt. »Ich denke, du bist ein Ass in Sachen Recherche. Offensichtlich hast du nicht alles über mich herausgefunden.«
    »Vielleicht war es mir nicht wichtig genug.« Kaum hatte sie dies ausgesprochen, bereute sie es auch schon.
    »Das stimmt nicht, sonst wärst du jetzt nicht hier.« Sanft strich er mit seinem Handrücken über ihre Wange. »Illustro, das ist Latein und bedeutet erleuchten, aufklären und erläutern.«
    Illustro, das sagte ihr etwas, doch sie wusste nicht was. Sie hatte dieses Wort schon einmal gelesen. Aber wo war das noch? Sie war bemüht, sich nichts anmerken zu lassen, doch Sam spürte, dass sie keine Ahnung hatte, wovon er sprach.
    Er gab ihr einen Tipp. Ekstase durch Unterwerfung und Sklavenerziehung mit gefühlvoller Härte .
    »Die SM-Ratgeber«, schoss es aus ihr heraus, denn ihr ging ein Licht auf. Den Namen Illustro hatte sie auf beiden Covers gelesen. »Du hast sie verfasst?«
    Schmunzelnd nickte er. »Ein Autor soll sich des Themas annehmen, von dem er Ahnung hat, angeblich werden seine Bücher nur dann wirklich gut. Das ist Unsinn in meinen Augen, denn wer soll dann Krimis oder Horrorromane schreiben, aber ich bin diesem Leitsatz trotzdem gerne gefolgt, weil ich auf diese Weise zwei Leidenschaften vereinen konnte. Ich praktiziere SM, seit ich zwanzig bin. Warum sollte ich dann nicht mein Wissen und meine Erfahrung weitergeben?«
    »Du hast definitiv ein Lehrer-Gen in dir.«
    »Rachel und Chad«, begann er und befeuchtete seine Lippen mit der Zunge, »ich habe ihnen geholfen, die dunkle Seite der Lust kennenzulernen.«
    »Und ihre Session detailliert notiert.« Ärger wallte in ihr auf. »Wie bei uns.«
    »Sie haben dem zugestimmt, Naomi.«
    »Hast du sie etwa auch erpresst?«
    Mit zusammengekniffenem Mund wandte er sich ab und schaute über das Tal. Der Nachmittag war weit fortgeschritten, und die Schatten wurden immer länger. »Ich arbeite an einem neuen Illustro-Buch. Diesmal wird es kein Ratgeber werden, sondern ich sammele Erfahrungsberichte von Paaren, die das erste Mal SM praktizieren. Es soll den Lesern zeigen, dass sie nicht alleine mit ihrer Neigung sind und BDSM nichts Perverses ist, aber auch, dass manche Vorstellungen in der Realität anders aussehen und schon mal etwas schiefläuft. Man braucht Übung, um ein guter Dominus oder eine gute Domina zu werden und, aus der Sicht des Subs, Vertrauen zu fassen und sich fallen lassen zu können. Und wenn etwas in die Hose geht, darf man ruhig zusammen lachen. Rachel und Chad waren einverstanden, dass ich ihre Sessions aufschreibe, wenn ich andere Namen verwende. Das habe ich getan.«
    »Hast du unsere Treffen aus demselben Grund aufgeschrieben?«
    »Nur um noch eine Weile in Erinnerung zu schwelgen. Ausschließlich für mich!« Er drehte sich wieder zu ihr und stützte sich mit dem Ellbogen an dem Balken ab. »Über den Rest deiner Familie habe ich gar nichts notiert.«
    »Aber die Kapitel …«
    »Haben nie existiert. Ich habe dich lediglich in dem Glauben gelassen.«
    »Um mich rumzukriegen?«, brauste sie auf.
    »Um dir nah sein zu können. Ich entschuldige mich von Herzen, es war falsch und ich bereue es«, er brach ab und raufte sich die Haare, »oder auch nicht. Ich möchte nichts missen, was ich mit dir erlebt habe, aber ich wünschte, unsere Treffen wären unter

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