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Der Gebirgspass

Der Gebirgspass

Titel: Der Gebirgspass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirill Bulytschow
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schlappmachen, von Anfang an nicht hinterm Berg gehalten.
„Trotzdem“, erwiderte Thomas und gab mit keiner Regung zu erkennen, daß ihm der gleichgültige Ton Dicks unangenehm war, „sicher ist sicher.“
Als sie dann Tee tranken — heißen Wurzelaufguß —, faßte sich der Ziegenbock ein Herz und kam näher, freilich nicht von jener Seite, wo Dick das Hasenfell hingeworfen hatte, sondern von der anderen; er schirmte sich durch Zelt und Lagerfeuer gleichsam dagegen ab. Der Bock seufzte schwer, und Marjana warf ihm ein paar getrocknete Pilze hin.
„Das muß nun wirklich nicht sein“, sagte Dick, „wir brauchen die Pilze selber. Durchaus möglich, daß wir keine mehr finden — wie sollen wir dann den Rückweg überstehn?“
„Hinter dem Gebirgspaß gibt es genug Nahrung“, sagte Thomas.
„Wer weiß, ob das noch jetzt so ist“, erwiderte Dick. „Wär doch dumm, zu verhungern. Bei Kälte sollte man überhaupt viel essen.“
„Im Notfall verspeisen wir den Ziegenbock“, sagte Oleg.
„Was heißt im Notfall?“ sagte Dick. „Wir verspeisen ihn in jedem Fall. Und zwar schon bald, bevor er das Weite sucht.“
„Das schlag dir aus dem Kopf“, sagte Marjana, „es kommt nicht in Frage.“
„Aber warum denn nicht?“ fragte Dick verwundert.
„Weil er ein gutes Tier ist. Er wird mit uns in die Siedlung zurückkehren und bei uns leben. Es wird sowieso Zeit, daß wir ein paar Haustiere halten.“
„Solche Ziegenböcke kann ich dir jede Menge anschleppen“, sagte Dick.
„Stimmt nicht, du gibst bloß an. So oft findet man sie im Wald gar nicht, und gegen ihren Willen schaffst du’s erst recht nicht.“
„Sie ranzuschleppen ist schwer, das stimmt. Aber wir gehen zusammen, du kannst ja gut mit Tieren umgehn“, sagte Dick und begann den Hasen in gleiche Teile zu zerlegen, damit keiner zu kurz kam.
„Ich laß es nicht zu, daß du ihn tötest“, sagt Marjana, „er bekommt bald Junge.“
„Wer?“ fragte Oleg verblüfft.
„Der Ziegenbock“, antwortete Marjana, „er ist nämlich eine Sie.“
„Was denn, es ist eine Ziege?“ fragte Thomas.
„Ja doch, eine Ziege, da bin ich ganz sicher.“
„Marjana hat recht, wenn es eine Ziege ist, soll sie am Leben bleiben“, sagte Thomas. „Es könnte ein erfolgversprechendes Experiment werden. Man muß stets ans Morgen denken.“
„Man sollte aber auch daran denken, wie man heute überlebt“, entgegnete Dick.
„Wir füttern die Ziege ein bißchen“, sagte Marjana.
„Untersteh dich!“ empörte sich Dick.
„Ich geb ihr meine Ration.“ Marjana, das Kinn vorgereckt, sah Dick starrsinnig an. Dick neigte den Kopf; er betrachtete das Mädchen, als sei sie ein kleines unbekanntes Tier.
Thomas erhob sich als erster und machte sich daran, das Zelt zusammenzupacken. Es schüttelte ihn.
„Und wenn du nun umkehrst?“ sagte Dick.
„Dazu ist es zu spät“, erwiderte Thomas, „ich komme mit.“
„Also hör mal“, schimpfte Marjana mit Dick, „wie kannst du so etwas vorschlagen. Einer allein erreicht Siedlung nie.“
„Oleg kann ihn ja begleiten.“
Dick sagte das nur, um das letzte Wort zu haben. Dabei hatte in Wirklichkeit immer Marjana das letzte Wort.
„Es wird Zeit, wir müssen los“, sagte Thomas. „Wenn wir heute gut vorankommen, schaffen wir’s vielleicht bis zur Hochebene. Voriges Mal sind wir in dieser Schlucht steckengeblieben. Wir sanken bis zum Gürtel im Schnee ein, und es stürmte heftig.“
Thomas ging voran, an dem breiten Bach entlang, der sich bei starken Regenfällen gewiß in einen reißenden Strom verwandelte. Jetzt dagegen plätscherte er nur leise über die abgeschliffenen Steine dahin und riß die über Nacht entstandenen kleinen Eisschollen von den Ufern.
Die Ziege stürmte zunächst vorweg, als wollte sie ihnen den Weg zeigen, dann jedoch überlegte sie es sich anders und blieb stehen. Dick drohte ihr mit dem Finger, da seufzte sie auf und trottete hinter den Leuten her, nicht ohne zwischendurch zu bocken und langgezogen zu jaulen, was wohl Umkehren heißen sollte.
Es war etwas wärmer geworden, der Schnee unter den Füßen begann zu tauen. Auch war es glatt, und da sie im Laufe des Tages an die zehn Mal den Bach überqueren mußten, der sich von Hang zu Hang durch das Tal schlängelte, fielen ihnen fast die Beine ab.
    Das kleine Tal, durch das der Bach floß, wurde allmählich enger, die dunklen steinigen Wände ragten nun immer steiler auf, rückten näher zusammen, so daß sie den Bach in ewigen Schatten tauchten. Sein Murmeln

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