Der Geek-Atlas (German Edition)
Wand, deren Signale
an das Bedienpersonal weitergegeben wurden. Die kleinen Spiegel konnten Töne um 370 Hz effektiv erkennen, und die große Spiegelwand
wurde konstruiert, um die für Flugzeuge typischen Töne mit niedriger Frequenz und langer Wellenlänge einzufangen.
Wurden diese Fähigkeiten miteinander kombiniert, dann gab die Hohlspiegelwand die Richtung anfliegender Flugzeuge aus großer
Entfernung vor, und die Schüsseln konnten dann genutzt werden, um genauere Ortsangaben zu machen, sobald die genaue Richtung
bekannt war.
Allerdings wurden die Spiegel im Kriegsfall niemals eingesetzt, da sie von zwei Erfindungen überholt wurden: schnelleren Flugzeugen
(bei denen die durch die Hohlspiegelmikrofone mögliche Frühwarnung viel zu kurz waren) und Radar (das Flugzeuge aus viel größeren
Entfernungen wesentlich genauer erkennen konnte, als dies mittels auf Motorengeräusche lauschender Hohlspiegelmikrofone möglich
war).
Praktische Informationen
Allgemeine Informationen zum Naturpark finden Sie unter http://www.dungeness-nnr.co.uk/ . Ein Buch mit dem Titel Echoes from the Sky, das von Richard Scarth verfasst wurde, beschreibt die Geschichte der Schüsseln. Das Buch ist leider vergriffen, aber
Dr. Scarth selbst bietet geführte Touren zu den Spiegeln an. Details finden Sie unter http://www.rmcp.co.uk/ . Diese Tour ist die beste Möglichkeit, die Schüsseln zu besichtigen, und die einzige Gelegenheit, sie wirklich ganz aus der
Nähe zu sehen.
Wenn Sie mit dem Auto kommen, fahren Sie nicht direkt nach Dungeness – die Hohlspiegelmikrofone befinden sich 5 Kilometer
nördlich.
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Das Funktionsprinzip von Hohlspiegelmikrofonen
Hohlspiegelmikrofone reflektieren einfach die auf die gerundete Oberfläche treffenden Töne in Richtung des Bedienpersonals.
Indem nun das Abhörgerät (ein Stethoskop mit einem aufgesetzten Horn) entsprechend bewegt wurde, konnte man herausfinden,
wo der Ton am lautesten war. Dieser Punkt entsprach dem Brennpunkt der reflektierten Schallwellen (siehe Abbildung 67.2 ).
Abbildung 67.2 Funktionsprinzip akustischer Spiegel
Auf den Hohlspiegel treffender Schall wurde von der gebogenen Oberfläche reflektiert. Parallele Schallwellen, die von dem
anfliegenden Flugzeug kamen, wurden vom Spiegel an leicht unterschiedlichen Stellen mit leicht unterschiedlichen Winkeln reflektiert.
Diese reflektierten Wellen näherten sich an einen Brennpunkt an. Die Aufgabe des entsprechenden Bedienpersonals bestand nun
darin, diesen Brennpunkt zu finden. Da man die Form der Schüssel kannte und die einfache Regel anwandte, dass Einfallswinkel
und Ausfallswinkel gleich sind, konnte der Brennpunkt genutzt werden, um die Richtung des Schalls zu bestimmen.
Die Hohlspiegelmikrofone hatten gegenüber dem Radar einen gravierenden Nachteil: sie konnten nicht die Entfernung des Flugzeugs.
Beim Radar werden die von der Radarstation gesendeten Radiowellen vom Flugzeug reflektiert. Indem man diese Reflektion zeitlich
misst, kann man neben der Richtung auch die Entfernung des Flugzeugs bestimmen.
Hohlspiegelmikrofone nutzen die Schallwellen ankommender Flugzeuge, weshalb eine Zeitmessung unmöglich war. Daher konnte man
mit dieser Technik auch keine Flugzeuge unterscheiden, die aus der gleichen Richtung, aber aus unterschiedlicher Entfernung
angeflogen kamen.
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Kapitel 68. SS Great Britain, Bristol, England
51° 26′ 56.99″ N, 2° 36′ 30.12″ W
Eisenumhüllt und propellergetrieben
Die SS Great Britain ( Abbildung 68.1 ) lief 1843 vom Stapel und war zu jener Zeit das größte jemals gebaute Schiff. Das Schiff wurde hauptsächlich von Isambard
Kingdom Brunel (siehe Kapitel 70 ) entworfen und wies zwei wesentliche Innovationen auf: Die Hülle bestand aus Stahl und das Schiff wurde durch einen Propeller
anstatt durch ein Schaufelrad angetrieben.
Abbildung 68.1 Die SS Great Britain heute; zur Verfügung gestellt von The SS Great Britain Trust/Mandy Reynolds
Die SS Great Britain war von 1843 bis 1886 im Einsatz. 1845 überquerte sie bei ihrer Jungfernfahrt den Atlantik in Rekordzeit. Anschließend verkehrte
sie als Emigrantenschiff zwischen Großbritannien und Australien. 1886 wurde sie nach einem Schiffsbrand auf den Falkland Islands
stillgelegt und als Kohlenhulk genutzt, bis sie 1937 versenkt wurde.
Im Jahr 1970 wurde die SS Great Britain wieder gehoben und auf einem Ponton nach Bristol zurückgebracht, und zwar in genau das Trockendock, das damals
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