Der Geek-Atlas (German Edition)
(siehe Abbildung 79.4 ). Bei der Grahamhemmung gibt es keine Rückwärtsbewegung, weil die Zahnung stark angeschrägt ist und der Anker durch zwei
gebogene Zähne ersetzt wurde, die das Ankerrad sanft freigeben und wieder festhalten.
Abbildung 79.4 Grahamhemmung
Energie wird vom Ankerrad übertragen, nachdem die Zähne freigegeben wurden – sie wird über die Enden der Paletten weitergeleitet,
die ebenfalls abgeschrägt sind, um den Stoß des Ankerrades abzufangen.
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Kapitel 80. Tschernobyl-Zone, Ukraine
51° 18′ 0″ N, 30° 0′ 18″ E
Nachwirkungen der Tschernobyl-Katastrophe
Mitten in der Nacht des 26. April 1986 sprengte eine Explosion das Dach des Reaktors Nummer 4 im Kernkraftwerk Tschernobyl
in der Ukraine. Der Reaktor besaß keinen Reaktorsicherheitsbehälter, sodass der Reaktorkern durch die Explosion sofort freigelegt
wurde und Radioaktivität in die Atmosphäre gelangte.
Der Reaktor war zum Zeitpunkt der Explosion in Betrieb und die Graphitblöcke, die die Reaktorbrennstäbe umhüllten, wurden
glühend heiß. Durch den zusätzlichen Sauerstoff aus der Atmosphäre begann das Graphit heftig zu brennen. Die Situation wurde
noch zusätzlich dadurch verschlimmert, dass die Reaktorbrennstäbe das Ende ihres Lebenszyklus erreicht hatten und so mit einer
Vielzahl unterschiedlicher Radioisotope angereichert waren.
Durch diese Kombination aus Explosion und Feuer wurde die Tschernobyl-Katastrophe zum schlimmsten Strahlenunfall der Geschichte.
Die Konsequenzen waren die Evakuierung der nahegelegenen Stadt Pripyat, 56 Tote und ein starker Anstieg an Krebserkrankungen
bei den Menschen, die der Strahlung am stärksten ausgesetzt waren. Letztendlich wurde dann eine 30-Kilometer-Sperrzone um
den Reaktor eingerichtet und die Bevölkerung wurde angewiesen, diese Zone zu verlassen. Mehr als 350.000 Menschen wurden umgesiedelt.
Der radioaktive Fallout des Reaktorbrandes kontaminierte eine große Fläche. In der Nähe des Reaktors selbst wurde ein Pinienwald
durch den Fallout abgetötet. Der Wald wurde aufgrund der Farbe der toten Bäume als »Roter Wald« bekannt und ein Jahr nach
der Katastrophe abgeholzt und verbrannt.
Die radioaktive Wolke breitete sich über Weißrussland nach Finnland und Schweden aus, und dann über Nordeuropa bis nach Nordamerika.
Heute leben etwa 5 Millionen Menschen in Teilen der Ukraine, Weißrusslands und Russlands, die von radioaktivem Fallout betroffen
waren.
Die Sperrzone ist bis heute vorhanden. Die Gegend ist nahezu unbewohnt, bis auf einige ältere Menschen, die eine Evakuierung
ablehnten und kurz nach der Katastrophe wieder in ihre Häuser zurückkehrten. Es ist allerdings möglich, die Tschernobyl-Sperrzone
im Rahmen speziell organisierter Touren zu besuchen.
Die Touren starten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, die etwa 70 Kilometer südlich von Tschernobyl liegt, und dauern den
ganzen Tag. Besucht wird üblicherweise auch die Stadt Tschernobyl, die etwa 12 Kilometer vom Reaktor entfernt liegt und in
der immer noch einige Menschen leben. Dort können Sie sich ein ergreifendes Denkmal anschauen, das den Feuerwehrleuten gewidmet
ist, die versucht haben, den brennenden Graphitkern zu löschen.
Bei den Touren wird der Besucher nahe an das Kraftwerk herangeführt, damit er den massiven Sarkophag betrachten kann, der
um den explodierten Reaktor herum gebaut wurde. Man sieht auch die damals im Bau befindlichen Reaktoren 5 und 6 (die Reaktoren
1, 2 und 3 waren noch bis ins Jahr 2000 in Betrieb). Die Tour beinhaltet außerdem einen Stopp in der Stadt Pripyat, in der
die Zeit seit 1986 stillsteht. Ein stillstehendes, verlassenes Riesenrad überragt einen ausgedienten Freizeitpark. Die Häuserblöcke,
das Kulturzentrum und die Schule (die Möbel überall noch an Ort und Stelle) scheinen nur darauf zu warten, dass die Menschen
zurückkehren. Die Bücher in der Bibliothek jedoch verrotten langsam.
Pripyat bricht einem das Herz. Eine Stadt mit nahezu 50.000 Einwohnern wurde plötzlich und ohne Vorwarnung evakuiert, ein
Erbe der längst nicht mehr existenten Sowjetunion und ein Mahnmal der Zerstörung, die durch einen Strahlenunfall verursacht
werden kann.
Wenn Sie Kiew besuchen, sollten Sie sich die Zeit nehmen, sich das Nationalmuseum anzusehen. Hier werden die Katastrophe erläutert
und über 7000 Ausstellungsstücke gezeigt, darunter Originalfotos, geheime Dokumente aus der Sowjetzeit und Gegenstände aus
den
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