Der Geek-Atlas (German Edition)
verlassenen Häusern. Eine Videopräsentation veranschaulicht die Katastrophe und deren Auswirkungen.
Praktische Informationen
Informationen zum Nationalmuseum von Tschernobyl finden Sie unter http://www.ukraine.com/museums/chernobyl/ .
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Kaliumjodid und die Schilddrüse
Eine der unmittelbaren Gefahren nach der Explosion war das Vorhandensein radioaktiven Jods im Nahrungskreislauf. Radioaktives
Jod (Jod-Isotop 131) entsteht in Kernreaktoren während des normalen Betriebs als Produkt der Fusion von Uran 235. Das Uran
235 bricht auseinander, wenn der Kern von einem Neutron getroffen wird. Dabei werden Energie freigesetzt und neue Elemente
aus dem auseinander gebrochenen Atom erzeugt. Bricht Uran 235 in einem Kernreaktor auseinander, entstehen normalerweise Elemente
wie Caesium, Jod, Zirkonium, Technetium, Strontium, Promethium und Samarium. Üblicherweise bestehen etwa 2,8% dieser Fusionsprodukte
aus dem Jod-Isotop 131.
Da die Brennstäbe des Tschernobyl-Reaktors zum Zeitpunkt der Explosion fast das Ende ihres Lebenszyklus erreicht hatten, war
ihr Uran 235 bereits in die Fusionsprodukte umgewandelt worden. Dies führte zur Freisetzung großer Mengen des Jod-Isotops
131. Wenn ein Brennstab aus dem Reaktor entfernt und gekühlt wird, um wiederaufbereitet oder gelagert zu werden, dann lässt
man dabei soviel Zeit vergehen, dass das Jod-Isotop 131 zerfällt, so dass keine Gefahr mehr besteht.
Das Jod-Isotop 131 ist für Menschen besonders gefährlich, weil es sich in der Schilddrüse konzentriert und leicht in die menschliche
Nahrungskette gelangt. Essen Kühe beispielsweise mit dem Jod-Isotop 131 kontaminiertes Gras, dann geben sie es mit der Milch
weiter, und wenn diese Milch von Menschen getrunken wird, landet das Jod-Isotop 131 in der Schilddrüse.
Das Jod-Isotop 131 konzentriert sich in der Schilddrüse, weil diese Jod nutzt, um zwei Hormone zu erzeugen – Thyroxin (C 15 H 11 I 4 NO 4 ) und Trijodothyronin (C 15 H 12 I 3 NO 4 ). Diese beiden Hormone – üblicherweise T 4 bzw. T 3 genannt – sind an der Regulierung des Stoffwechsels des Körpers beteiligt.
Wenn radioaktives Jod vorhanden ist, wird es von der Schilddrüse zur Herstellung von T 4 und T 3 verwendet. Die hohe Konzentration des Jod-Isotops 131 führt sehr wahrscheinlich zu Schilddrüsenkrebs. Dieser entsteht, weil
das radioaktive Jod einem rapiden Zerfall unterliegt (die Halbwertzeit liegt bei acht Tagen) und Betastrahlen (hochenergetische
Elektronen) in der Schilddrüse freisetzt.
Um dies zu verhindern, versorgte man die Arbeiter in Tschernobyl umgehend mit Kaliumjodid (KI)-Tabellen. Kurz danach erhielten
fast 17 Millionen Menschen am Fallout-Pfad in Polen dieses Mittel ebenfalls als Vorsichtsmaßnahme. Dies war das größte jemals
durchgeführte »Experiment« zum Einsatz von Kaliumjodid als Substanz gegen durch radioaktiven Fallout verursachten Schilddrüsenkrebs,
und der Wirkstoff hat sich dabei als sehr effektiv erwiesen.
Nimmt man es ein, bevor radioaktives Jod in den Körper gelangt, wirkt Kaliumjodid prophylaktisch, da es die Schilddrüse so
mit Jod überschwemmt, dass diese nicht auf das später eingenommene Jod-Isotop 131 zurückgreift.
Umgekehrt kann das radioaktive Jod-Isotop 131 genutzt werden, um den Schilddrüsenkrebs zu bekämpfen, sobald er einmal ausgebrochen
ist. Kleine Dosen des Jod-Isotops 131 werden auch verwendet, um die Schilddrüsenfunktion zu überprüfen. Hohe Dosen zerstören
die Schilddrüse vollständig.
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Kapitel 81. Aurora Borealis, Fairbanks, AK
64° 50′ 16″ N, 147° 42′ 59″ W
Die Nordlichter
Bei der Aurora Borealis (auch Nordlicht genannt und in Abbildung 81.1 zu sehen) handelt es sich um eine Erscheinung in der Ionosphäre der nördlichen Breitengrade, die sich in dunklen Nächten
beobachten lässt. Dieses spezielle Licht entsteht aufgrund des Zusammenspiels von Solarwind und Erdmagnetosphäre (siehe Kasten).
Um die nördliche Aurora zu sehen, muss man sehr weit nach Norden reisen, da sich ihr Auftreten ungefähr auf das Gebiet des
magnetischen Nordpols (siehe Kapitel 128 ) konzentriert.
Abbildung 81.1 Aurora Borealis von der International Space Station aus gesehen; zur Verfügung gestellt von Image Science and
Analysis Laboratory, NASA–Johnson Space Center
In den USA ist Fairbanks in Alaska ein guter Ort, um sich die Aurora anzusehen. Die Nächte sind hier ausreichend dunkel, die
Lage ist weit genug nördlich und es gibt sowohl im
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