Der Geek-Atlas (German Edition)
gezielt den 8-jährigen
Sohn seines Gärtners mit Kuhpocken, die er dem Ausschlag einer Melkerin entnommen hatte. Er ritzte den Arm des Jungen ein
und verrieb das infektiöse Material. Die Kuhpocken entwickelten sich schnell und der Junge erholte sich.
Zwei Monate später versuchte Jenner, den Jungen mit Pocken zu infizieren. Die Krankheit entwickelte sich nicht. Jenner versuchte
es noch ein paar Mal und sah sich schließlich darin bestätigt, dass eine Infektion mit Kuhpocken vor den Pocken schützte.
Er versuchte dann, seine Erkenntnisse zu veröffentlichen, aber die Royal Society lehnte seinen Aufsatz ab, und riet ihm, »sich
wegen seiner Reputation und seiner Wertschätzung unter seinen Kollegen« zu sorgen.
Unter dem Titel An Inquiry Into the Causes and Effects of the Variolae Vaccinae, a Disease Discovered in Some of the Western Counties of England,
Particularly Gloucestershire, and Known by the Name of the Cow Pox veröffentlichte Jenner seine Ergebnisse aus eigener Tasche. Innerhalb von zwei Jahren war die Vakzination in Europa üblich,
und um 1800 wurde sie auch in Nordamerika praktiziert.
Edward Jenners früheres Haus in Berkeley ist heute ein Museum, in dem das Leben des Wissenschaftlers und die moderne Immunologie
dokumentiert sind. Es gibt eine Reproduktion von Jenners Studien, die aus einem Inventar stammt, das 1823 nach seinem Tod
aufgenommen wurde. Doch den eigentlichen Schwerpunkt bildet die moderne Ausstellung, die der Immunologie und der Vakzination
gewidmet ist.
In dem zum Haus gehörenden Garten befindet sich der »Tempel der Vakzination«, ein kleiner Bau, in dem Edward Jenner den Sohn
seines Gärtners kostenlos behandelt hat.
Jenner ist für die Vakzination bekannt, wurde aber erst Fellow der Royal Society, nachdem er seine Beobachtungen zum Leben
des Kuckucks veröffentlichte. Das Museum zeigt dem Besucher die Bedeutung der Vakzination. Es dokumentiert aber auch das Leben
eines Mannes, der gleichzeitig Landarzt und begeisterter Wissenschaftler war, und der seine zukünftige Frau kennenlernte,
nachdem ein Ballon-Experiment im Garten ihres Vaters endete.
Praktische Informationen
Besucherinformationen, Einzelheiten zur Geschichte des Museums und Informationen zur Immunologie finden Sie auf der Museums-Website
unter http://www.jennermuseum.com/ .
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Viren
Viren sind, im Gegensatz zu Bakterien (siehe Bakterien, Heilung und Resistenz ) nicht überlebensfähig, wenn sie nicht jemanden (oder etwas) infizieren. Viren sind Parasiten, die eine Zelle infizieren
müssen, um sich selbst reproduzieren zu können.
Sie bestehen aus etwas genetischem Material (DNA oder RNA), das von einer Proteinschicht, dem sogenannten Kapsid, umgeben
und geschützt wird. Die Form des Kapsids bestimmt das Erscheinungsbild des Virus ( Abbildung 44.1 ). Die bekannteren Viren sind helikal (das Kapsid bildet eine Helix um das genetische Material) oder ikosaederförmig (üblicherweise
mit 20 Flächen, jedes ein gleichseitiges Dreieck) und sehen unter einem Mikroskop kugelförmig aus. Pockenviren sind eine Ausnahme
– sie haben ein ziegelförmiges Aussehen. Dies gilt für alle Pockenviren gleichermaßen.
Abbildung 44.1 Der Vogelgrippe-Virus H5N1 ist stabförmig; zur Verfügung gestellt von CDC/Cynthia Goldsmith, Jacqueline Katz
und Sharif R. Zaki
Einige Viren ummanteln sich mit Material, das sie vom angegriffenen Wirt gewinnen. Sie bauen so einen zusätzlichen Schutz
auf. HIV-Viren und auch Grippeviren beispielsweise weisen eine solche virale Hülle um das Kapsid auf.
Das Kapsid schützt nicht nur das genetische Material, sondern bildet auch die Basis für den Lebenszyklus des Virus. Es stellt
die Proteine bereit, die notwendig sind, um sich an die Zelle des Wirts anzukoppeln. Durch die Zusammensetzung des Kapsids
wird die Art der Zellen bestimmt, die vom Virus infiziert werden kann (und damit im weiteren Sinne die Spezies).
Sobald sich ein Virus an die Zelle angekoppelt hat, greift er die Zellmembran an, indem er mit ihr verschmilzt. Eine andere
Möglichkeit ist die Endozytose, bei der der Zelle vorgegaukelt wird, dass der Virus ein nützlicher Nährstoff ist, der durch
die Zellwand darf. Einige Viren sind in der Lage, ihr genetisches Material direkt in die Zelle einzuschleusen. Nachdem das
Kapsid die Zelle erreicht hat, muss es entfernt werden, damit das genetische Material freigesetzt werden kann.
In der Zelle nutzt das genetische Material dann den
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